Lesezeit: 5 MinutenJeder hat irgendwann in seinem Leben mal Fußball gespielt. Und garantiert jeder hat auch die Kickers oder Captain Tsubasa nachmittags im Fernsehen gesehen. Das waren noch Zeiten, oder? Jetzt kann man auf dem DS ein wenig von dem Glanz längst vergangener Tagen aufblühen lassen, denn Level-5 entwickelte für den Double Screen ein Rollenspiel, dass sich rund um den Lederball dreht. Seit Jahren schon erfolgreich im Land der aufgehenden Sonne, kommen nun auch Europäer in den Genuss dieses Titels.
Wie damals bei den Kickers…
Mark Evans ist Schüler der Raimon Jr. High School und Fußballverrückt. Jeden Tag bolzt er mit seinem Ball durch die Gegend. Angesteckt mit dem Fußball-Fieber hat ihn sein Großvater als Mark noch in den Windeln steckte, aber Großvater ist mittlerweile verstorben. Das einzige was er noch von ihm hat, ist das geheime Soccer-Trainingsbuch, dass Opa Evans seinem Enkel vermacht hat.
Marks Begeisterung für den Ballsport findet auf seiner Schule aber nur wenig Anklang. Natürlich gibt es eine Schulmannschaft, aber wirklich Interesse zeigt niemand. Ganz im Gegenteil: Das Team ist so schlecht und erfolglos, dass es aufgelöst werden soll. Zehn Kapitel lang stemmt man sich in der Rolle von Torwart Mark gegen die Rationalisierung, muss Aufgaben erfüllen, Verschwörungen aufdecken, gegnerische Schulmannschaften besiegen bis man schlussendlich beim berühmten Football Frontier-Turnier teilnehmen kann, wo es richtig um die Wurst geht.
Klassisches Rollenspiel im neuen Gewand
Doch auch wenn Inazuma Eleven sich dem unverbrauchten Thema Fußball widmet, steckt unter der Haube ein solides Rollenspielfundament: Party mit aufwertbaren Attributen, unterschiedlichste Gegenstände mit diversen Funktionen, die ausgerüstet oder benutzt werden können um Statuswerte zu verbessern und natürlich Zufallskämpfen, die… nun ja… auf dem Fußballplatz stattfinden. Also eigentlich alles so wie immer, oder?
Nüchtern betrachtet ja, dennoch fühlt sich Inazuma Elven erfrischend anders an. Das liegt am frischen Setting. Die Kämpfe, Pardon: Die Matches gegen andere Schüler erinnern dabei ein wenig vom Stil an Pro Evolution Soccer. Per Stylus legt man die Routen der Spieler fest, kann per antippen passen oder schießen und in den Zweikampf gehen. Hier wird es dann wieder traditioneller. Statuswerte, das jeweilige Element (Feuer, Wind, Holz und Erde) der Spieler und die Art der Aktion entscheiden über Ballbesitz oder Foulspiel. Sogar Spezialtechniken lassen sich sowohl in der Offensive als auch in der Defensive ausführen ausführen wofür aber -oh Wunder- Technikpunkte benötigt werden.
Allerdings vermisst man ein wenig Abwechslung. Die elf gegen elf Spiele sind taktisch herausfordernd, dafür kann man im vier gegen vier mit einem gezielten Pass in den Lauf schnell ein Tor erzielen. Abseits des Fußballplatzes passiert nicht viel. Man verfolgt die gesetzten der Aufgaben, Nebenmission sind eher Mangelware. Und auch die Trainingseinheiten, um bestimmte Attribute zu verbessern, sind nur bloße Filmchen. Ein paar Minigames zur Auflockerung wären wünschenswert gewesen.
Schnapp Sie dir alle!
Eine weitere Komponente, die Inazuma Eleven extrem unterhaltsam macht, ist die Suche nach immer besseren Mitspielern. Insgesamt 1000 Spieler warten darauf, für die Raimon Jr. High aufzulaufen. Ein Pokémon-Sammelfieber macht sich schnell breit.
Die Fußballer lassen sich sowohl anwerben und aus anderen Teams abwerben. Entweder fragt man im Clubhaus die Reporterin der Schülerzeitung Celia, die sich dann prompt auf der Suche begibt und sich dann auf dem Handy meldet, wenn die gesuchte Person gefunden wurde. Während es am Anfang reicht, die gewünschten Kriterien anzugeben, müssen im späteren Spielverlauf bestimmte Bedienungen erfüllt werden. Da reicht es nicht nur, dass das Team ein bestimmtes Ansehen verfügt, was über die Teamgeistpunkteanzahl widergespiegelt wird, sondern Versprechungen was die Position betrifft müssen gegeben oder Aufgaben erfüllt werden.
Alternativ wendet man sich an Nelly, die Tochter des Geschäftsführer der Schule, wenn die besten Kicker aus anderen Mannschaften abgeworben werden sollen. Doch bevor der Spieler sich dem eigenen Team antritt, muss er natürlich erst in einem Fußballmatch geschlagen werden.
Allerdings muss man nicht zwingend Ausschau nach besseren Spielern halten. Zum einen passen nur 100 Spieler ins Team, andererseits verbessert sich die Stammelf schnell genug, um mit anderen Mannschaften mitzuhalten. So verkommt die Spielersuche schnell zur Nebensache, der Aufwand wird nicht ausreichend mit sensationell guten Spielern belohnt. Aber Sammelfreunde haben ihren Spaß.
Fußball ist ein Mannschaftssport
Inazuma Elven ist nicht nur für Solospieler interessant, man kann auch mit bis zu vier Freunden Fußball spielen. Entweder zusammen oder gegeneinander. Dabei darf man sogar sein eigenes Team erstellen, Trikots auswählen und es mit anderen Leuten tauschen, um gegen immer neue Mannschaften anzutreten.
Außerdem spielt auch der Spielertransfer eine große Rolle. Fußballer, die während des Storymodus verpflichtet wurden, dürfen mit Freunden via Drahtlos Verbindung getauscht werden. Dafür benötigt man aber ebenfalls noch ausreichend Teamgeistpunkte. Sind beide Seiten mit dem Tausch einverstanden, kann es auch schon losgehen!
Charmant und vorbildlich
Grafisch merkt man dem Rollenspiel von Level-5 an, dass es schon vor einiger Zeit in Japan erschienen ist. Nichtsdestotrotz stimmt das Gesamtbild, gerade weil auf dem DS die angestaubte Grafik nicht sonderlich ins Gewicht fällt: Farbenfrohe Kulisse sei Dank! Besonders die Spielszenen in 3D und die hervorragenden Zwischensequenzen im Anime-Stil sind gelungen und erfreuen das Auge.
Vorbildlich ist auch die Lokalisation! Nicht nur die Texte wurden gut ins deutsche übersetzt, man bekommt sogar Sprachausgabe auf die Ohren. Und die kann sich hören lassen. Motivierte Sprecher und unterhaltsame (bisweilen naive) Dialoge runden das audiovisuelle Gesamtpaket ab.
Fazit:
Besser spät als nie. Inazuma Eleven ist in Japan ein Hit, hat mehrere Fortsetzungen bekommen und feiert bald auf Nintendos Wii und dem 3DS seinen Debüt. Hoffentlich dauert es nicht wieder so lange, bis wir in Europa damit versorgt werden, denn diese Serie birgt viel Potenzial und macht Spaß. Schade, dass die Abwechslung abseits des Fußballplatzes mit der Lupe gesucht werden muss und unter den 1000 verpflichtbaren Spielern zu wenig herausragende Athleten finden lassen, die aus der Masse herausstechen. Außerdem braucht die Story bisweilen Zeit, bis sie in Fahrt kommt. Nichts desto trotz ist Inazuma Elven ein unterhaltsames Rollenspiel, das Lust auf mehr macht.
Ihr findet Inazuma Eleven interessant und wollt es euch kaufen?
Dann schlagt direkt bei Amazon.de zu!