Lesezeit: 7 MinutenBereits zum dritten Mal tritt das Volk der Patapon exklusiv auf der PlayStation Portable (PSP) gegen mächtige Feinde an. Im Rhythmus der Trommeln marschiert, kämpft und singt sich die Armee durch eine Vielzahl von Missionen. Sieben Erzfeinde warten auf ihre musikalische Vernichtung, Zuhörer gelangen an ihre Grenzen, während die Quests entweder den unermüdlichen Ehrgeiz der Spieler wecken oder sie aus Frustration verzweifeln lassen.
Eine Armee in Stein verwandelt
Eigentlich möchten sich die Patapons von ihrem letzten Abenteuer erholen, aber eine merkwürdige Truhe weckt ihre Aufmerksamkeit. Truhen versprechen gewöhnlich Reichtum, weswegen sie das Siegel brechen. Ihre Neugierde wird jedoch sofort bestraft: Durch das Öffnen lassen sie die sieben Übel der Welt frei und die machen ihrem Namen sogleich alle Ehre indem sie die Patapons in steinerne Statuen verwandeln – bis auf einen, den Fahnenträger Hatapon. Der trifft sogleich auf eine silberne, sternenförmige Kreatur. Das geheimnisvolle Wesen ruft mit Hilfe seiner magischen Fähigkeiten unseren Helden herbei, der zusammen mit drei wiedererweckten Patapon-Kriegern von nun an in den Kampf zieht, um die dunklen Mächte für immer zu verbannen.
Rhythm is it
Das Spielprinzip von Patapon 3 ist einfach: Mit den Symboltasten geben wir den Patapons im Rhythmus eines Vierertakts die notwendigen Befehle. Jeder Taste ist ein anderer Ton zugeordnet (Pata, Pon, Chaka und Don), die in richtiger Kombination die Anweisungen ergeben. Die Zahl der Kommandos wurde im dritten Teil erhöht, neben den aus den Vorgängern bekannten Takten für Marschieren, Angriff und Verteidigung, können wir jetzt auch den Rückzug antreten, in die Luft springen, die Patapons von Statuseffekten wie Eis und Feuer befreien und einen Dschinn beschwören, der im Kampf gegen mächtige Feinde sehr nützlich ist. Glücklicherweise müssen wir uns die Befehle nur bedingt merken, denn das Spiel zeigt am unteren Bildschirmrand alle benötigen Information an.
Bevor wir jedoch gegen die Erzfeinde in das Kampfgeschehen eintauchen, dürfen wir die Klasse unseres Helden wählen und legen damit fest, ob wir eher auf der Verteidigungs- oder auf der Angriffsseite unserer Truppe stehen. Im Anschluss lernen wir in wenigen Trainingseinheiten den Umgang mit der Trommel, damit fällt Neulingen der Einstieg sehr leicht und Spieler der Vorgänger können ihr Taktgefühl noch einmal auffrischen. Ausgangspunkt und Heimat unserer Mitstreiter, deren Zahl im dritten Teil auf drei Krieger begrenzt wurde, ist unser Versteck. Hier finden wir alles, was für einen erfolgreichen Kampf nützlich ist. Über den Obelisk gelangen wir auf die Weltkarte und zu den Quests, im Arsenal können wir Gegenstände verkaufen, während der Kauf außerhalb des Lagers bei der Gottheit Meden stattfindet. Zu den wichtigen Gebäuden zählt die Schmiede, in der sich mit den richtigen Materialien und ausreichend Ka-chin (Energie, die als Währung dient) jegliche Ausrüstung verbessern lässt. Daneben ist die Baracke von großer Bedeutung, in der wir die Truppe ausrüsten, ihre Fähigkeiten verbessern oder die Klasse der einzelnen Krieger wechseln. Alleine mit diesen Funktionen lässt sich auch außerhalb einer Quest viel Zeit verbringen.
Auf in die Schlacht
In Patapon 3 dreht sich alles um Sieg oder Niederlage. Wir führen die Krieger in über 80 Schlachten gegen Mutanten, Drachen, Zyklopen, feindliche Armeen und Erzfeinde. Nicht jede Quest ist zwingend für das Vorankommen im Spiel notwendig, allerdings kommt man nicht darum herum, auch Missionen zu absolvieren (teilweise mehrmals). Das liegt vor allem am Schwierigkeitsgrad, der nicht langsam ansteigt, sondern schon recht früh auf hohem Niveau liegt. In Quests sammeln wir Erfahrungspunkte und zufallsgenerierte Belohnungen, auf Dauer kann vor allem auf ersteres nicht verzichtet werden. Wer nicht die notwendige Stärke vorweist, wird sich nur allzu oft auf der Verliererseite wiederfinden. Das gilt auch für Spieler, die sich alleine auf die automatische Optimierung der Rüstung in der Baracke verlassen. So praktisch dies klingt, diese Option verbessert nur die Stärke der Kämpfer, ohne die nachfolgende Mission zu berücksichtigen. Kraft alleine hilft nicht, wenn unsere Armee ständig in Flammen steht oder bewegungslos in einem Eisklotz gefangen ist, weil die widerstandsfähige Ausrüstung fehlt. Das führt allerdings auch dazu, dass viel Zeit mit dem Ausprobieren von Waffen, Rüstungen und Truppenzusammenstellungen verbracht wird. Das könnte vor allem für Patapon-Neulinge zu einer Herausforderung werden.
Bevor eine Quest angenommen wird, sollte man sich immer den dazugehörigen Text gut durchlesen, denn er gibt wertvolle Hinweise. So erfahren wir hier, welcher Level empfohlen wird, ob wir mit speziellen Wetterbedingungen, Magie oder besonderen Gegnern zu rechnen haben. Wurden alle Tipps berücksichtigt und trotzdem befindet sich die Truppe kurz vor dem Scheitern? Dann hilft auf alle Fälle die Beschwörung eines Dschinns, denn er füllt nicht nur die Lebensenergie der Kämpfer auf, er erweckt auch gefallene Mitglieder wieder zum Leben und ist eine gute Waffe gegen hartnäckige Feinde. Ein Dschinn kann immer dann gerufen werden, wenn man eine bestimmte Anzahl von Rhythmen fehlerfrei eingegeben hat. Am linken Bildschirmrand erscheint ein Wurm, der sich mit Energie füllt. Ist er rot gefärbt, erhöht sich die Stärke der Krieger, färbt er sich im Anschluss gelb, ist das unser Zeichen, dass die Beschwörung des Geists eingesetzt werden kann. Doch auch hier ist Vorsicht geboten, der Dschinn steht nur einmal pro Mission zur Verfügung. Ausnahmen bieten Höhlen, die sich über mehrere Ebenen erstrecken, hier dürfen wir pro Etage einmal die Hilfe annehmen oder können sie auch sammeln, um gegen den Erzfeind dreimal von dem Geist Gebrauch zu machen.
Eine Quest kann zwischen fünf bis über fünfzehn Minuten dauern, erfordert teilweise viel Konzentration und Fingerfertigkeit, um nicht aus dem notwendigen Takt zu kommen. Wer nur einfach drauflos stürmen und mit Karacho einen Feind besiegen will, der wird schon früh vom Gegenteil überzeugt, denn Rhythmus ist nicht alles, eine passende Taktik muss her. Wer sich nicht um die Verteidigung kümmert, findet sich schnell im Jenseits wieder, wer nicht ab und zu bereit ist auch einmal den Rückzug anzutreten, der ist schnell gefrustet.
Mit steigendem Level der Truppe erhalten wir nicht nur Fähigkeiten, wie Schildbonus oder schnellere Pfeilschüsse, sondern dürfen auch die Klasse der Kämpfer ändern. So wird ein aktiver Krieger der Zerstörung zu einer Schildklasse mit passiveren Fähigkeiten oder ein Bogenschütze zu einem Experten der heilenden Künste. So finden wir für jeden Gegner mit Sicherheit die passende Armee, zumindest wenn wir dafür gesorgt haben, dass alle Klassen im Level aufsteigen und das ist zeitaufwendig. Die Klassen, die nicht eingesetzt werden, leveln auch nicht auf und damit besteht schnell die Gefahr, dass sie nutzlos werden. Das ist schade, denn so gehen die vielfältigen Möglichkeiten einfach verloren. Ein weiterer negativer Punkt ist, dass das Spiel kaum Erklärungen zu den Funktionen der Klassen oder der Fähigkeitsbäume bietet und man Willen und Lust mitbringen sollte, sich selbst einzuarbeiten.
Das Spiel speichert automatisch immer am Ende einer Quest. Normalerweise kein Kritikpunkt, aber im Falle von Patapon 3 nicht ganz optimal gelöst. Das Problem besteht in Höhlen, die unsere Truppe über mehrere Ebenen führt. Es kann ganz schön frustrieren, wenn man ganz knapp vor dem Tod des Gegners selbst das Zeitliche segnet und sich dann wieder ganz am Anfang der Aufgabe findet. Vor Betreten einer neuen Ebene bietet das Spiel uns die Möglichkeit, in das Versteck zurückzukehren. Das klingt nach einer idealen Gelegenheit, zwischendurch die Ausrüstung anzupassen, lässt den Spieler aber irritiert zurück, wenn er feststellt, dass die Quest nicht gespeichert ist, sondern der bisherige Fortschritt in der Höhle verloren ist. Das nervt gewaltig.
Multiplayer
Mit der Solokampange allein kann man in Patapon 3 bis zu 40 Stunden seiner freien Zeit verbringen, wem das nicht genug ist, dem bietet der Titel einen Online-Modus, der im Gegensatz zum direkten Vorgänger ausgebaut wurde. Der Multiplayer bietet keine neue Geschichte, sondern erleichtert vor allem den Kampf gegen besonders schwere Gegner. Wer Probleme hat, eine Quest erfolgreich abzuschließen, der kann diese gemeinsam mit einem Freund absolvieren oder in Schlachten für bis zu acht Spieler gegeneinander antreten. Wer ein bisschen pausieren möchte, darf sich in den Verstecken der Kumpels umsehen oder einfach dessen Schmiede benutzen.
Hin und wieder tauchen in der Solokampagne Bonusbosse auf, die nur für eine bestimmte Zeit als Missionsziel auf der Weltkarte erscheinen. Alleine hat man sehr geringe Chancen gegen die Monster, die jeden anderen Endgegner an Größe und Ausdauer überbieten. Zusammen mit anderen in Teams steigt die Wahrscheinlichkeit auf einen Sieg rapide an. Wem das auch noch nicht genug ist, der darf die Herausforderungen annehmen, die man über das Kampftor im Versteck erreicht. Jeweils ein vierer Team darf gegen ein anderes Team antreten: In der Frontalschlacht gewinnt die Gruppe, die zuerst die Kontrolle über das Territorium übernimmt, bei der Raketenschlacht muss das Gebiet zerstört werden. Als dritte Auswahl steht die Kopf an Kopf-Herausforderung zur Verfügung, ein Rennen gegeneinander. Werden Teamziele erfüllt oder der Rang des Teams erhöht, vergibt das Spiel als Belohnung so genannte Sternscherben. Diese können in besonderen Läden für außergewöhnliche Gegenstände eingelöst werden.
Grafik und Sound
Der für die Serie typische Comicstil findet sich auch in Patapon 3 wieder. Die kleinen Patapons wuseln als schwarze Silhouetten durch farbenfrohe Umgebungen. Die Landschaften bieten zwar keine Details, dafür bieten die Kämpfe grafisch um so mehr, wenn Waffen auf den Gegner prasseln, dabei Schnee oder Regen fällt, während man nebenher noch die verdienten Belohnungen einsammelt. Das alles findet in einer 2D-Welt statt, die dank eines Tiefeneffekts, überhaupt nicht langweilig oder altbacken wirkt.
Der Sound wird vor allem durch die Töne der Trommel bestimmt. Egal in welcher Kombination, die Ohren bekommen keine Abwechslung zu hören. Der Titel bietet sich sehr gut an, um ungebetene Gäste aus der Wohnung zu vertreiben, denn lange dürfte man als reiner Zuhörer das anhaltende „Pata Pata Pata Pon“ oder „Pon Pon Pata Pon“ nicht ertragen. Manchmal kommt man selbst an Spieler an seine Grenzen, dafür entschädigt die Musik außerhalb der Quests, die etwas rockiger ist.
Fazit
Patapon 3 ist ein Spiel, das abhängig von der jeweiligen Spielermentalität, entweder sofort aus Frust in der Ecke landet oder den Ehrgeiz weckt, da der Schwierigkeitsgrad schnell sehr hoch ist. Wer nicht aufgibt, bekommt 80 Einzelmissionen, einen Onlinemodus und damit bis zu 40 Stunden Freizeitbeschäftigung. Das rhythmische Spielprinzip hat auch im dritten Teil nichts von seiner Innovation verloren. Patapon 3 bietet nicht nur was für die Ohren, sondern mit seiner abwechslungsreichen Grafik auch etwas für die Augen.
Wer die Vorgänger mochte, wird auch diesen Teil gerne spielen. Der Titel bleibt dem Spielprinzip treu, wird dabei aber nicht öde, sondern baut neue Möglichkeiten ein. Jeder, der sich von Taktik, Niederlagen und Truppenmanagement nicht abschrecken lässt, sollte es zumindest ausprobieren.
Haben wir euch jetzt den Mund wässrig gemacht? Dann bestellt Patapon 3 doch direkt auf Amazon.de!