Lesezeit: 6 MinutenTod, ein Reiter der Apokalypse und Bruder von Krieg, dem Protagonisten des ersten Teiles, versucht die Unschuld seines Bruders zu beweisen und wird dabei in eine Parallelwelt gezogen. Darksiders II versucht an den Erfolg des Vorgängers anzuknüpfen, die spannende Geschichte fortzuführen und mit einem verbesserten Kampfsystem den Spielspaß erhöhen. Doch gelingt es THQ den Spieler noch einmal mit altbekanntem Gameplay zu begeistern?
Der Tod kommt selten allein
Im Vorgänger wurde Krieg, einer der vier apokalyptischen Reiter, beschuldigt die Apokalypse zu früh beschworen zu haben und kurzerhand verdammt. Der zweite Teil handelt von Tod, seinem Bruder, der an die Unschuld Kriegs glaubt. Er sucht den Hüter aller Weisen auf und versucht den Grund für die verfrühte Apokalypse herauszufinden. Der Alte rückt jedoch nicht mit der Sprache heraus. Tod verliert die Geduld und bezwingt ihn, woraufhin er in eine Parallelwelt gezogen wird. Hier trifft er auf die Erschaffer des Universums deren Welt von einer dunklen Macht gefährdet wird. Ziel und Lösung ist der Baum des Lebens und der Weg dahin ist steinig und schwer.
Die Story an sich wirkt auf den ersten Blick recht flach und leider verfliegt dieser Eindruck im Laufe des Spieles auch nicht. Als Darksiders-Neuling ist es zwar normal den Anschluss zu verlieren aber selbst nach Stunden fühlt man sich nicht wirklich besser in die Geschichte integriert. Der kalte Sprung ins Wasser hinterlässt fast nur Verwirrung beim Einsteiger, die nur langsam wieder verfliegt.
Grafik vom Feinsten
Grafisch ist Darksiders II ein kleines Bonbon. Tolle Landschaft gepaart mit einem bunten Comiceffekt bilden eine solide Atmosphäre für das epische Thema, unter dem diese Welt steht. Das Design gibt dem Spieler das Gefühl als Tod durch eine doch sehr lebendige Umwelt zu reiten. Statt Blut schießen bunte Liquide aus den Monstern und Tods Gefährten, das Pferd und der Rabe, hinterlassen grüne Schwaben auf ihren Spuren. Hier wird also einiges fürs Auge geboten. Die Qualität der Grafik ist alles in allem nichts bahnbrechendes aber solide und unterhaltsam.
Das kommt mir irgendwie bekannt vor…
Das Spiel besteht im Grunde aus Rätsel-Dungeons, Monster-Hau-Drauf und End-Bossen. Die Haupt- und Nebenquests bekommt Tod von den Erschaffern. Die Dialoge sind jedoch unfassbar flach und öde. Hier kommt keine Spannung oder Atmosphäre auf. Man klickt sich unbeeindruckt durch die Dialogpunkte á la “Ich habe XYZ getan, was nun?” -“Geh auf den Berg und finde ZYX” und wartet darauf, dass sich Beziehungen zu den Charakteren entwickeln. Diese prägen sich nicht wirklich stark ins Gedächtnis ein. Schade, denn die Atmosphäre kann nicht nur von der Grafik gehalten werden und hier fehlt es definitiv an Feingefühl. Die Rätsel sind ein großer Bestandteil des Gameplays, aber leider einer der Schwachpunkte. Schnell kommt Langeweile auf, denn selbst im späteren Spielverlauf findet jeder geübte Spieler schnell die entscheidende Lösung aller Probleme. Bald kommt einem das Klettern, Rätsel lösen und Monster kloppen verdächtig bekannt vor. Spiele wie Prince of Persia kommen da schnell in den Sinn und die Ähnlichkeit ist, je weiter man den Vergleich zieht, erstaunlich groß. Der Hauptbestandteil des Spieles schmeckt also ein wenig wie kalter Kaffee: Fade, egal wie gut der Kaffee ist. Der Rätsel bestehen im Prinzip aus Schaltern, die per Hand oder mit Bomben betätigt werden. Manchmal werden Kugeln in dafür vorgesehene Mulden gerollt. Alles in allem sind Rätselfüchse nach kurzer Zeit unterfordert. Das Klettern, welches oft einen Teil der Rätsel darstellt, ist im Grunde flüssig. Oft steht dem Spieler leider die Kamera im Weg. Zum Teil hakt es hier und da und führt dadurch zu ärgerlichen Fehlsprüngen. Auch hier wird man stark an die akrobatischen Fähigkeiten des persischen Prinzen erinnert.
Das Kampfsystem ist in meinen Augen der gelungenste Teil. Auch wenn man nicht alle Moves auswendig lernt kann man sich gegen die Gegner behaupten. Der flüssige Bewegungsablauf macht richtig Spaß. Grundsätzlich bestehen die Kämpfe aus anvisieren der Gegner und aufeinander folgender Tastenkombinationen. Neben den erlernbaren Kombi-Moves werden auch zwei Talentbäume geboten. Erledigte Monster werden mit Gold und Erfahrungspunkten belohnt. Letztere können in zwei verschiedene Talent-Stränge investiert werden. Der eine ist für die kämpferischen, der Andere für die magischen Talente zuständig. Die Wahl wird einem nicht leicht gemacht, denn viele nützliche Funktionen verbergen sich hier, wie zum Beispiel ein Vogelschwarm oder Ghule die sich auf die Gegner stürzen; flinke Helferchen in der Not. Sehr sympathisch kommen Tods treuen Begleiter Asche und Verzweiflung daher. Die Krähe Asche hilft Tod bei der Orientierung, das Pferd Verzweiflung transportiert ihn durch die weite Open World von A nach B. Und da wären wir auch schon bei einem großen Knackpunkt zum Thema “Langeweile”. Die Welt ist offen und weit und… leer. Bis auf ein paar blind durch den Wald rennende Monster und einsamen Schatztruhen wird man nichtviel finden. Keine Dungouns, keine Menschen, mit denen man reden kann, nichts. Wer soll das verstehen? Das Reiten durch die Landschaft erinnert übrigens sehr stark an Twilight Princess!
Wirklich störend sind die vielen ständigen Bugs und Einfrierungen. Wände, durch die man gehen kann, plötzliches Einfrieren des Charakters, Speicherprobleme… Hier hat THQ leider ziemlich geschlampt. Gespeichert wird automatisch und nur auf einen Speicherstand. Im Internet findet man daher auch Fälle bei denen der Speicherstand verbugt ist und nicht mehr vernünftig läd. Das ist nach 50 Stunden natürlich sehr ärgerlich. Aber mit einem passenden Patch sollte alles wieder behoben worden sein.
Und nun zum Ton. Die Synchronisation ist gelungen. Vor allem die Stimme von Tod hat einen starken Wiedererkennungswert. Der Soundtrack ist wirklich gut. Der Mix von orchestraler Musik und Gitarrenklängen macht Spaß zu hören, obwohl der Sound nicht optimal für die Stereoanlage abgestimmt iat.
Wie lenkt man den Tod?
Die Steuerung ist ungewohnt (B für Aktion, Kämpfen mit X und Y und A für Springen), es werden die entscheidenden Buttons jedoch eingeblendet sobald sie eingesetzt werden sollen. Man gewöhnt sich also nach und nach an die Tastenbelegung.
Gewöhnungsbedürftig war für mich persönlich die Kameraperspektive. Hier wurde auf die klassische Kameraführung (linker Trigger: laufen, rechter Trigger: Richtung) verzichtet und auf eine “Einseitige” gesetzt. Das heißt, man steuert Tod mit nur einem Trigger. Intuitiv möchte man den rechten dazu nehmen, dies bringt das Ganze aber ins Wanken. Sobald man den rechten Trigger nicht mehr anrührt, beruhigt sich die Kamera wieder und lenkt automatisch die Ausrichtung, je nach dem wo man hin läuft. Dies ist höchst ungewohnt und will sich einfach nicht bei mir einpegeln. Nehmt ihn mir nicht! NICHT MEINEN TRIGGER!
Eine lange Reise
Um den vollen Umfang des Spieles genießen zu können muss man sich locker 20 Stunden Zeit nehmen. Im Grunde ist das für ein Spiel dieser Art eine ordentliche Spielzeit. In meinem Fall hatte ich jedoch schon nach 5 Stunden das Gefühl alles gesehen zu haben. Es gibt einige Nebenquests, Achievements und Sammelobjekte, die die Dauer natürlich zusätzlich um ein paar Stunden verlängern können.
Fazit
Alles in Allem ist Darksiders II ein solides Spiel. Eine ordentliche Grafik, bunter Comicstil und flüssiges Gameplay sind prinzipiell die besten Voraussetzungen für ein packendes Fantasy-Epos, jedoch wollte der Funke bei mir einfach nicht überspringen. Bugs, Langeweile beim Rätselknacken und geistige Unterforderung durch flaches Storytelling haben es mir schwer gemacht mich für das Spiel zu begeistern. Optisch fühl ich mich zuhause aber sobald es in das nächste Dungeon ging, war ich zu Tode gelangweilt. Das Kampfsystem macht jedoch Spaß obwohl die Standard-Monster nur Sensenfutter darstellen und die Bosse nach kurzer Schwachpunkt-Diagnose keine Herausforderungen mehr boten. Aber ein übersichtlicher Talentbaum und eine Liste der Tastenkombinationen für die Kombi-Moves gleichen einiges aus. Die sich häufenden Gameplay-Strukturen aus schon bekannten Spielen hinterlassen irgendwie einen faden Nachgeschmack, denn von so einem großen Titel erwartet man mehr Innovation als bereits erfolgreiche Konzepte kopieren. Abschließend kann ich sagen, dass ich mit Darksiders II nie warm geworden bin, es mir jedoch bei jeder Daddel-Session auf ein Neues gewünscht habe, dass ich endlich in diese wunderschöne Welt eintauchen kann. Hier steckt eine Menge Potenzial drin, das bei den meisten gut angekommen ist. Bei mir nur leider nicht. Schade!
Und, soadhusky was sagst du dazu? 🙂
ich habe jetzt 12 stunden gespielt und bin in der 2. welt, bisdahin Geiler Scheiss sege ich, aber der erste teil war irgendwie ein bisschen spannender!