The Crew 2 – USA-Roadtrip 08/15-Style

Lesezeit: 5 MinutenPünktlich zum Sommer schieben Entwickler Ivory Tower und Publisher Ubisoft die Fortsetzung von The Crew an die Startlinie. Immernoch in Amerika, immernoch über das gesamte Land verteilt wird gerast, was das Zeug hält. Allerdings trumpft The Crew 2 mit einem ganzen Korso neuer Disziplinen und Fahrzeuge auf, die es zu meistern gilt. Wie sich das Rennspiel mit seinem Content schlägt, sind wir für euch mal abgefahren.

Neue Event-Reihe, neues Glück

Die Live Xtrem Series ist in den Staaten zu Gast und sucht die wildesten Fahrer und Fahrerinnnen und Disziplinen, die weit weg vom herkömmlichen Streetracing gehen. Zu Wasser, zu Land und auch in der Luft geht es in Booten, Flugzeugen, Monster Trucks und Offroadern quer durchs Land auf dem Weg zum Ruhm und zur Social Media Ikone. Eingeteilt in die vier Oberkategorien, auch Motor Familien genannt, Street Racing, Pro Racing, Freestyle und Off-Road, gilt es die Obrigkeiten der Szene zu beeindrucken, sich die Welt als Follower anzueignen und der große Star der Live Xtrem Series zu werden.

Für jede Strecke den richtigen Sound!

Normalerweise starten wir immer mit dem Gameplay, aber fangen wir bei doch erstmal bei den positiven Dingen an: dem Sound. So wartet The Crew 2 mit einem ganzen Spectrum an Musik auf, welche in einzigartigen Radiosendern vereint ist. Ihr wollt Death Valley mit deftigem Hardrock erkunden? Die Lufthoheit bei saftigen Beats von Martin Garrix und Co erobern? Oder die Wellen mit heißen Latinorythmen höher schlagen lassen? Alles kein Problem, für jeden ist etwas dabei, auch Klassik. Zudem sind auch die Motorsounds zum Vorgänger verbessert worden, vom allgemeinen Klang bis zur Dynamik der Maschinen.

Autos und das Land sind schön, seine Städte….

..lassen den Glanz vom Vorgänger stark vermissen. Gebäude wirken fade, offenbaren einen Mangel an Farbe und Details, der The Crew damals so großartig gemacht hat. Vorallem die Sichtweite lässt stark zu wünschen übrig und verstärkt die Fadheit der Städte. Lediglich Nachts machen die Lichter der Stadt etwas her, aber auch nur, wenn man sie im Panoramastil passiert.
Abseits der Städte fängt The Crew 2 aber durchaus zu strahlen an. So sind die Canyons, Seen, Sümpfe und Wälder durchaus hübsch anzusehen und stacheln Events in freier Wildbahn umso mehr an.

Die Fahrzeuge haben ebenfalls einen neuen Anstrich bekommen. Hier sind nicht nur kräftige Farben dazugekommen, sondern auch Lichtreflexe und Spiegelungen. So verändert sich die Wahrnehmung der Farbe eures Boliden, je nach Untergrund und Wetter. Eine gelungene Neuerung, die für das geübte Auge dann getrübt wird, wenn auffällt, dass die Rückspiegel statt zu spiegeln nur unscharf sind.

Wenn Gameplay dich nicht hält

Okay, das ist ein langes Thema. The Crew 2 überzeugt durch relativ und “nur” soliden Fahrspaß in all seinen Fahrzeugen. Die Flugzeuge lassen sich angenehm steuern, die Autos haben ordentlich Power und die Bootsaction sieht nicht nur gut aus, sondern bringt eine willkommene Abwechslung rein. Auch wenn es ein Rennen ist, ist ein wenig Wasserspaß irgendwie ein wenig auflockernd. Allerdings gibt es wenig Abwechslung im Spiel allgemein. Mit dem Storybogen des Nobody, der die Ränge erklimmt, hat man sich einer Statik unterstellt, die den Spielspaß schon früh bremst. Sobald ein Event vorbei ist gehts ab auf den Kartenbildschirm und per Schnellreise zum nächsten Event.

Allerdings ist der größte Makel von The Crew 2 jener, dass das Spiel seine größten Trümpfe so selten ausspielt und so oftmals gute Spielmomente verspielt. Beispielsweise gibt es Rennen, die mittendrin ihre Disziplin wechseln. Ihr seid als im Speedboot unterwegs, eine Rampe aufs Land und schon sietzt ihr auf dem Crossbike oder im Lambo. Diese Momente machen die Rennen spannend und auch variabel, denn womöglich ist eins eurer Fahrzeuge besser ausgestattet. So könnt ihr Rückstände besser aufholen.
Was ebenfalls nahezu gänzlich ausbleibt sind große Rennen, beispielsweise von der West- an die Ostküste. Hier und da gibt es mal ein Rennen von Vegas nach Yosemite, was ca. 300 Meilen sind und ingame auch packende 25 Minuten in Anspruch nimmt. Aber es passiert viel zu selten. Das Potenzial einer derart offenen und großen Welt bleibt einfach ungenutzt.

Wer es von Rennspielen gewonnt ist ab und an mal in die Werkstatt oder die Basis zu fahren, um ein wenig an der Karre rumzuschrauben, wird hier ebenfalls enttäuscht. Viele der Events droppen nach Fertigstellung zufällige Teile, mit denen ihr die Leistung eures Gefährts meist marginal verbessern könnt, um an den nächsten Rennen teilzunehmen und so weiter und sofort. Das Geld kann lediglich in neue Autos investiert werden.

Allerdings hat man Anfangs nach einigen Events Geld zusammen, um für eine neu freigeschaltete Disziplin das beste Auto dafür zu kaufen. Im späteren Verlauf des Spiels sinkt die Zahl der Events, sodass es früh zum grinden kommt, um sich weitere Fahrzeuge für weitere Disziplinen kaufen, damit man die Live Xtrem Series auch weiterfahren kann. Bereit gefahrene Events können allerdings nochmal im “Schwer”-Modus bezwungen werden, um auf die nötigen Beträge zu kommen. Über die Mikrotransaktionen reden wir am besten garnicht erst.

Ein Rennspiel ohne Multiplayer?

Doch, wenn man ganz genau hinsieht, dann hat The Crew 2 auch einen Multiplayer. Der beschränkt sich allerdings darauf, dass man ab und an ein anderes Auto sieht und ansonsten nur gegen die Zeiten der anderen antritt. Richtige Multiplayer-Lobbies sind angekündigt, allerdings erst für den Winter. Für ein MMO/Open Wolrd/Rennspiel der aktuellen Konsolengeneration ist das ein ganz schwacher Move.

Was steht an der Ziellinie?

The Crew 2 hat versucht, die Kritik des Vorgängers in die Fortsetzung einzuarbeiten und das erlebnis zu verbessern. Der Erfolg dabei ist recht bescheiden. Es fühlt sich alles eher wie ein Remake als eine Fortsetzung an. Dialoge könnten nicht mehr Klischee sein, die Charaktermodelle wirken eher wie ein Spiel von 2013 und allgemein ist die “Story” einfach 90% aller Rennspiele. Nobody kommt wohin, wird durch das Einführungsrennen irgendwie entdeckt und muss von daher alle Rennen gewinnen, oder zumindest in die Top 3 kommen, um voranzuschreiten.
The Crew 2 nutzt, gelinde gesagt, sein volles Potenzial einfach nicht und schwört den Dingen, welche die Reihe etabliert haben, teilweise sogar ab.

Wo das Gameplay schon nicht wirklich die Spannung hält, kommen die grafischen Abstriche der Städte erschwerend hinzu. Zugegeben, alle Disziplinen machen durch die Bank Spaß. Zumal einige der Autos verschiedene Events haben. Beispielsweise müsst ihr mit dem Monster Truck Tricks machen und Punkte sammeln oder auch mal gegen drei andere Fahrer durch die Stadt heizen. Und ja, das macht Laune, aber durch die stetigen Wiederholungen bleibt man auch hier schnell auf der Strecke liegen. Ich persönlich hab mich auf The Crew 2 gefreut und musste mich die letzten Tage eher dazu motivieren, weiter zu spielen. Falls Ivory Tower einen dritten Teil in Erwägung zieht, steht da eine ganz schöne Monsteraufgabe vor dem Team aus Lyon.