SUPERHOT – Bullet Time mal ganz anders

Lesezeit: 4 MinutenEs ist eine gefühlte Ewigkeit her, seit wir unseren letzten Online-Test auf die Seite gepackt haben. Das folgende Spiel ist allerdings für diese Test-Art bestens geeignet. Der Titel heißt SUPERHOT und der Name ist hier auch Programm, denn das Spielprinzip und die Action, die euch erwartet, ist heißer als ein Vulkan. Grund dafür ist das besondere Gameplay, das es so noch nie gegeben hat. Von welchem Gameplay wir reden, das erfahrt ihr hier.

SUPERHOT ist ein kleines Unity-Webplayer-Projekt der Entwickler von Blue Brick. Blue Brick ist ein polnisches Unternehmen, das sich hauptsächlich auf Elektronik und statistische Applikationen spezialisiert hat. Gelegentlich nehmen sich die Entwickler aber eine Auszeit, um an Flashgame-Projekten zu arbeiten. Im Rahmen des “7 Days FPS”-Wettbewerbs, einem internationalen Wettkampf, bei dem es darum geht, in nur sieben Tagen einen First-Person-Shooter zu entwickeln, haben die Blue-Rick-Entwickler SUPERHOT geschaffen.

Mit der Zeit gehen

Eine wirkliche Story gibt es in SUPERHOT nicht, eure einzige Aufgabe besteht darin, die Gegner zu töten, ohne dabei selbst ins virtuelle Nirvana überzugehen. Der Clou an der ganzen Sache ist jedoch das Gameplay. Anstatt einen normalen First-Person-Shooter zu entwickeln, haben sich die Entwickler von Blue Rick etwas Raffiniertes und nie da Gewesenes einfallen lassen. Die Zeit im Spiel steht komplett still, außer ihr bewegt euch. Erst eure eigenen Bewegungen lassen die Zeit vorwärts laufen und setzen somit alle Abläufe in Gang. Durch dieses Element der indirekten Zeitmanipulation entwickelt sich der Titel von einem normalen FPS, zu einem Shooter mit einer Art Puzzle-Element.

Vor allem im Hinblick auf Feindeskontakt wird dieses Puzzle-Element deutlich. Da es eure Aufgabe ist, die einzelnen Feinde im Spiel zu töten, werdet ihr euch in Feuergefechte stürzen müssen. Doch wie wollt ihr einen Feind erschießen, wenn die Zeit nicht vorwärts läuft? Eure Pistole würde niemals abgefeuert werden und selbst wenn, würde die Kugel nie ihren Bestimmungsort erreichen. Und genau das ist das Besondere an SUPERHOT. Um einen Feind abzuschießen, müsst ihr euch bewegen, und zwar so lange, bis die Kugel den Feind erwischt oder sichtlich verfehlt hat. Natürlich werden euch die Feinde nicht einfach vor den Pistolenlauf rennen und freiwillig den Löffel abgeben. Vielmehr werden eure Gegner alles tun, um ihren Tod zu verhindern und euren hervorzubringen. Dadurch entstehen interessante Feuergefechte, die nur dann in Bewegung sind, wenn ihr es seid. Kugeln fliegen von allen Seiten auf euch zu und werden, wie bei einer Tanzaufführung, mit Eleganz gemieden. Doch Obacht, wenn ihr nicht aufpasst, erwischt euch ohne Vorwarnung eine Kugel aus einer unerwarteten Richtung, der ihr ohne Probleme hättet ausweichen können, wenn ihr sie gesehen hättet.

Intensive Action, trotz langsamen Spielprinzip

Die Action in SUPERHOT ist durchgehend sehr intensiv und aufregend und dass, obwohl ihr keine schnellen Feuergefechte habt. Gerade weil ihr jeden eurer Schritte im Vorfeld planen müsst, damit ihr nicht vorzeitig ins virtuelle Gras beißt, ist die Action intensiv. Es klingt eigentlich total einfach dieses Spiel zu beenden, weil durch die fehlende Zeit jede Kugel und jeder Feind gesehen wird, bevor etwas passiert. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Entwickler von Blue Brick haben die Feinde so programmiert, dass sie euch trotzdem fordern werden. Zwar fliegen die Pistolenkugeln nur, wenn ihr euch bewegt, aber das hält die Feinde nicht auf, gleich eine ganze Welle davon auf euch loszulassen. Und während ihr nur auf zehn Patronen pro Waffe beschränkt seid, feuern eure Gegner ewig auf euch. Dan Crabtree, von Kotaku, hat für SUPERHOT einen perfekten Vergleich gefunden. Das Spiel ist wie “Braid mit Waffen”, nur im Gegensatz zu Braid, beeinflusst ihr die Zeit hier nur passiv.

In verschiedensten Leveln werdet ihr diversen Herausforderungen gegenüberstehen. In einem Level müsst ihr beispielsweise einen langen Gang entlanglaufen, während ihr unter ständigen Beschuss dreier Feinde steht. Eine Waffe findet in diesem Level erst nach der Hälfte des Weges. Ein weiteres Level wartet mit einem verwinkelten Level-Design auf euch, bei dem ihr nie wisst, wo sich der nächste Gegner befindet. Zwar gibt es nicht sonderlich viele Level in SUPERHOT, aber die vorhandenen sind bereits interessant und fordernd genug.

“Futuristisches Setting oder fehlende Zeit”, das ist hier die Frage

Beim Anblick des Grafik-Designs von SUPERHOT stellte ich mir unweigerlich die Frage, ob er aus der fehlenden Entwicklungszeit resultiert oder vollkommen absichtlich so gewählt wurde. Meiner Meinung nach passt der vorliegende Grafikstil perfekt zum Gameplay. Auch könnte eine mögliche Story in einer alternativen Zukunft stattfinden, die von diesem Design noch unterstrichen wird. Die gesamte weiße und eckige Welt würde zu einer Utopie-Dystopie-Geschichte passen. Alles ist weiß und perfekt, steril, ordentlich und nur die Feinde mit ihrem Blut und die Waffen bilden eine Ausnahme in dieser sonst so perfekten Welt. Eine musikalische Untermalung liegt zwar ebenfalls vor, ist aber nur minimal im Hintergrund zu bemerken und bietet auch keine Abwechslung. Und auch wenn eine musikalische Untermalung in dem Sinne nur bedingt vorhanden ist, wissen die Soundeffekte zu überzeugen. Die Pistolenschüsse, fliegende Kugeln, klirrendes Glas und die getroffenen Feinde, alle Töne sind gut gewählt und klingen toll.

Aus klein mach groß

Während SUPERHOT als ein simples Flashgame im Rahmen eines 7DFPS-Contest startete, ist der Titel mittlerweile in aller Munde. Das ist zum Teil auch der Steam-Greenlight-Kampagne zu verdanken, an der das Spiel erfolgreich teilnahm. In nur fünf Tagen hat es die Community geschafft den Titel so bekannt zu machen, dass Valve den Titel direkt akzeptiert hat und mit den Entwicklern in Kontakt trat, um die Veröffentlichung auf Steam zu ermöglichen. Natürlich reden wir hier aber nicht vom vorliegenden Flashgame, sondern einer ausgewachsenen Version von SUPERHOT, an der die Entwickler aktuell arbeiten. Zurzeit ist zwar nur ein Singleplayer-Modus angekündigt, aber die Entwickler versprachen bereits, dass sie diverse Multiplayer-Modi programmieren und testen werden, um vielleicht einen Mehrspieler-Modus mitzuliefern. Da das vollständige Spiel aktuell noch in einem sehr frühen Entwicklungsstadium ist, gibt es zum aktuellen Zeitpunkt auch noch keinen konkreten Releasetermin.

Fazit

Abschließend bleibt zu SUPERHOT eigentlich nur zu sagen, dass es ein verdammt gutes Spiel ist. Das einmalige Gameplay, die Mischung aus First-Person-Shooter und Puzzle-Elementen, funktioniert nicht nur richtig gut, sondern macht auch viel Spaß. Jeder Schritt im Spiel sollte gut überlegt sein, andernfalls erwischt euch schneller eine Kugel, als ihr gucken könnt. Gerade weil SUPERHOT so etwas Besonderes und Einmaliges ist, besitzt das Spiel einen großen Wiederspielwert. Ein einziger Kritikpunkt wäre die kurze Spielzeit, wenn der Titel nicht bei einem “7 Days First Person Shooter”-Contest mitgemacht hätte. Durch diese Tatsache ist die Spielzeit, in dem Sinne, nicht wirklich zu bewerten. Ich persönlich freue mich schon jetzt auf den vollwertigen Titel von Blue Brick. Bis dahin bleibe ich einfach SUPERHOT. SUPERHOT. SUPERHOT.