Mario & Luigi: Abenteuer Bowser – Rollenspiel-Fieber auf dem DS
Lesezeit: 6 Minuten“Die Prinzessin wurde entführt!” Diesen Satz werdet ihr in diesem Mario-Spiel für den DS vergeblich suchen! Und Mario & Luigi: Abenteuer Bowser ist auch kein Jump’n’Run, sondern ein 2D-Action-Rollenspiel. Und das sind nur zwei der Dinge, die dieses Spiel besonders machen. Punkt Drei ist die Tatsache, dass es vom Studio AlphaDream entwickelt wurde, das schon mit dem Vorgänger Mario & Luigi: Zusammen durch die Zeit ein großartiges Spiel vorgelegt hat.
Kann das Team den Erfolg wiederholen?
Worum geht’s denn eigentlich?
Einen Hinweis auf das, was uns in diesem Spiel erwartet, könnte uns der englische Titel geben: Mario & Lugi: Bowser’s Inside Story. Doch fangen wir ganz vorne an. Das eigentliche Problem im Pilzkönigreich ist in diesem Spiel nicht der Koopa-König Bowser selber, sondern eine mysteriöse Krankheit, bei der die armen Toads sich plötzlich wie ein Luftballon aufblähen. In Gewicht und Aussehen einer riesigen Stahlkugel nicht unähnlich poltern die erkrankten Toads dann durch die Gegend, reißen Wände ein und zerstören alles. Das Königreich ist in Gefahr!
In dieser brisanten Situation ruft Prinzessin Peach zu einer Konferenz ins Schloss. Natürlich kommen auch Mario & Luigi vorbei, um mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Auch Bowser fühlt sich berufen an der Konferenz teilzunehmen, wütet im Schloss herum und wird kurzer Hand mit vereinten Kräften vermöbelt und vorgejagt. Geschmäht und beleidigt trifft Bowser nun in den Wäldern des Pilzkönigreiches einen Händler, der ihm einen magischen Pilz verkauft. Bowser entwickelt ungeahnte Kräfte, kehrt ins Schloss zurück und verschluckt mit seinen neuen Fähigkeiten, Prinzessin Peach, Mario, Luigi, den Sternengeist Glitzerstern und gleich noch ein paar Toads und allerlei anderes Getier.
Soweit die Vorgeschichte in Kurzform. Oberfiesling des Spiels ist übrigens der höchst umtriebige Krankfried und sein Helfershelfer und Hau-Drauf-Bursche Metaboss. Sie reißen, nachdem Bowser nun mit Hilfe des magischen Pilzes selber außer Gefecht gesetzt wurde, sich das Pilzkönigreich, Bowsers Festung und eine böse Relique an sich. Von nun an kämpfen wir uns als Bowser durch das Reich, während die magisch eingesaugten Klempnerbrüder Bowsers Innenleben erforschen und ihm verdeckt unter die Arme greifen.
Jetzt geht’s ans Eingemachte!
Die Reise durch Boweser Körper ist wirklich abwechslungsreich gestaltet und führt dazu, dass man Bösewicht Bowser ganz plötzlich in einem anderen Licht sieht. Denn während Mario & Luigi im Innern des Koopa-Königs für Ordnung sorgen und wichtige Körperfunktionen – wie zum Beispiel beim Verdauen einer gigantische Super-Möhre zu helfen, oder den Feueratem wieder herstellen – helfen, begegnet Bowser vielen seiner verstreut umher irrenden Helfershelfern, wie den Goombas, Bomb-Ombs Shyguys und wie sie nicht alle heißen. Dabei zeigt sich, dass allesamt recht schlichten Gemüts sind und teilweise auch ganz schön aufmüpfig sein können.
Das ungleiche Trio – Bowser, Mario & Luigi – wird von jenem ebenfalls verschluckten und allwissenden Sterngeist zum Quartett erweitert. Im Inneren von Bowser nennt er sich nämlich Chippy, ist Vermittler zwischen Bowser und den Klempnerbrüdern (von denen er nicht weiß, dass er sie verschluckt hat) und ein ständiges Tutorial.
Der Kampf um das Pilz-Königreich
Denn zu lernen gibt es auf dieser wirren und lustigen Reise durch das Pilzkönigreich und dem Kampf gegen Krankfried wirklich jede Menge. Für jeden der Beteiligten. Scharenweise begegnen den Spielcharakteren Gegner, die in Rundenkämpfen bezwungen werden müssen. Bowser ist da eher von der gröberen Sorte. Trifft er auf einen Gegner kommt seine erschütternde Faust zum Einsatz. Gerne auch mal eine kleine Feuerattacke, oder ein Vakuum-Angriff, bei der kleine Gegner eingesaugt und anschließend von Mario und Luigi beharkt werden. Er ist definitiv der Bud Spencer und den Protagonisten.
Mario und Luigi gehen da eher den Terence Hill-Weg. Zwar können die beiden auch mit dem Riesenhammer ordentlich zuschlagen, aber viel lieber jonglieren sie gekonnt mit Feuerbällen, kicken Schildkrötenpanzer durch die Gegend und machen akrobatische Sprungattacken. Das Repertoi ist ziemlich umfang- und abwechslungsreich. Aber: jede Sonder-Attacke muss man sich hart erarbeiten und ist vom Spielfortschritt abhängig. Kommt man in einen neuen Bereich, kommt es vor, dass man besondere Blöcke findet, in denen Puzzleteile versteckt sind. Setzt man zehn davon zusammen, erlernt man einen neuen Spezial-Angriff. Und dank der einfach zu verstehenden Mini-Tutorials kann man diese neuen Kampftechniken in einer Art Trockenübung ausprobieren, bevor es ernst wird.
Look & Feel
Grafisch gesehen ist das Spiel auf dem DS auf gewohnt hohem Nintendo-Niveau. Das Sähnehäubchen auf dem unverkennbaren Mario-Look des Mushroom Kingdoms sind aber die vielen kleinen Details. Jeder Charakter ist sehr gut animiert. Die Grenzen des Comic-Stils werden voll ausgenutzt. Gestik und Mimik aller Charaktere, allen voran natürlich Mario, Luigi und Bowser sind umfangreich und mit vielen Kleinigkeiten astrein gelungen. Von Panik über Trauer, Wut, Entsetzen, Erschöpfung, Verwirrtheit, Erleichterung bis hin zur Erleichterung ist wirklich alles vorhanden. Die Spielumgebungen sind sehr unterschiedlich gestaltet und auch die gesamte Präsentation von Inventaren und Menüs ist übersichtlich und tadellos.
Der Spielumfang
Der Umfang des Spiels ist gewaltig. Eben typisch Rollenspiel. Für mich als Mario & Luigi-Rollenspiel-Neuling ist es ein gewaltiger Schritt, aber er lohnt sich. Gesammelte Erfahrungspunkt für jeden erlebten Kampf lassen alle drei steuerbaren Charaktere immer stärker werden. Jeder neue Level bringt Verstärkungen bei den Kraftpunkten, Spezial-Attacken-Punkten, der Angriffkraft, dem Verteidigungswert, der Schnelligkeit im Kampf und dem Bart-Wert mit sich. Letzterer ist eine Art Glückbonus, der sich in besonders wertvollen neuen Items, oder besonders erfolgreichen Angriffen äußert.
Hinzu kommen Orden, die mit verschiedenen Auswirkungen im Kampf eingesetzt werden können und natürlich die Kleidung. Denn jeden Dress (vom Schuppenpanzern und Amuletten für Bowser bis hin zu Spezial-Hosen, Handschuhen und Bonus-Socken für Mario und Luigi ist wirklich alles dabei) kann man aufwerten. Unzählige Verbesserungen gibt es im Laufe des Spiels. Natürlich bringt jeder Gegenstand noch einmal Verbesserungen mit sich. Dann haben wir natürlich noch die Items, derer es so wahnsinnig viele gibt, dass wir sie hier besser nicht aufführen.
Der Abwechslungsreichtum der beiden Spielwelten, zwischen denen man die ganze Zeit hin- und herspringt, ist groß. Riesengroß sogar. Auch die Spieldauer ist exzellent. Die große Kunst des Spiels ist es jedoch trotz dieses Umfangs nicht zu überladen zu wirken. Präsentation und Einbindung all’ dieser Objekte und Möglichkeiten sich auszutoben sorgen dafür, dass man nicht “studieren” muss, wie man Mario & Luigi: Abenteuer Bowser spielt. Es ist herrlich simpel gehalten und sorgt so für eine hohe Spielmotivation.
Fazit
Wobei ich auch schon beim Fazit wäre. Spielumfang und Gameplay sind erstklassig. Humor und Grafik passen wunderbar zusammen und werden durch die Musik bestens ergänzt. Rollenspiel-Freunde werden hier voll auf ihre Kosten kommen und Spieler, die bisher einen Bogen um die Mario-Rollenspiele gemacht haben, können mit diesem Spiel wirklich eine völlig neue Seite der Klempnerbrüder kennenlernen. Der Spielumfang beschert dem Spieler eine lange Bindung an den DS, wird aber nie langweilig. Man kann sogar nach einer längeren Pause wieder recht unbeschwert einsteigen. Alles in allem, ist Mario & Luigi: Abenteuer Bowser ein wirklich gelungenes Gesamtpaket und eine echte Empfehlung sich das Spiel – und wer ihn noch nicht hat, einen DS – zu kaufen.