Lesezeit: 6 MinutenAh fein, ein neues Spiel von Suda 51, dem kreativen Mann hinter abgedrehten Titeln wie Killer 7, No More Heroes und zuletzt Shadows of the Damned. Nun also eine Cheerleaderin mit Kettensäge auf Zombiejagd. Klingt ähnlich abgedreht, wie seine bisherigen Spiele. Aber kann Suda auch mit Frauen oder erwartet uns pubertäres und langweiliges Zombie-Geschnetzel? Um das herauszufinden haben wir für euch die PS3-Version von Lollipop Chainsaw getestet.
Lollipop Chainsaw Test
Eigentlich war die Vorfreude recht groß, nachdem ich das erste Mal davon gehört hatte, dass Suda 51 an einem neuen Spiel namens Lollipop Chainsaw arbeitet, in dem es um eine Cheerleaderin geht, die mittels Kettensäge Zombies in Stücke sägt. Zu niemand anderem, so mein Gedanke, passt diese Ausgangssituation besser, als zu dem verrückten und ewig jung gebliebenen Entwickler aus Japan. Klar, alle seine Spiele hatten mit Gameplay-Macken zu kämpfen und glänzten selten mit einer herausragenden Story oder überragender Grafik. Dafür aber fand man sich als Spieler meist in einem völlig durchgeknallten Setting samt verrückter aber doch irgendwie cooler Charaktere wieder und auch die Zwischen- und Endgegner waren es wert besiegt zu werden.
Was kann da noch passieren, dachte ich, wenn man Suda 51 die Gelegenheit bietet, eine der besten Zutaten für Videospiele (Zombies) in ein Videospiel zu packen? Nun, um es kurz zu machen: Im Grunde ist Lollipop Chainsaw das Gleiche wiederfahren, wie dem Film Sucker Punch von Zack Snyder. Tolle Zutaten, ödes Ergebnis. Und im Gegensatz zu Lollipop Chainsaw sieht Sucker Punch wenigstens optisch eindrucksvoll aus, auch wenn es dem Streifen nicht gelingt mit seiner Hochglanz-Optik und dem Style so etwas wie Atmosphäre zu erzeugen. Aber genug davon.
Idee gut, Umsetzung mangelhaft
Wie ihr an der Überschrift sicherlich schon erkannt habt, wird dieser Test alles andere als eine Lobeshymne auf Lollipop Chainsaw und das obwohl der Schreiber ein großer Fan der bisherigen Spiele von Suda 51 ist. No More Heroes auf der Wii war zwar grafisch veraltet und spielerisch völlig unnötig in einem Open World-Szenario verpackt, dafür waren aber die Zwischengegner und der pornosüchtige Hauptcharakter so cool, dass man ohne Weiteres über etwaige Mängel hinweg sehen konnte. Auch in Shadows of The Damned gelang es Suda durch den Hauptcharakter, seinem Sidekick und vielen coolen Ideen von der schwachen Steuerung abzulenken.
Genau dies ist ihm dieses Mal aber leider nicht gelungen. Statt einen coolen weiblichen Charakter zu erschaffen, dem man den einen oder anderen platten Spruch verzeiht, ist Juliet zu einer billigen Männerfantasie geworden, deren Sprüche selten cool geschweige denn witzig, sondern nur nervig sind. Nicht viel besser macht es da ihr Freund Nick, der als abgetrennter Kopf an ihrem Rock hängt und somit immer wieder für Nahaufnahmen von Juliets Hintern herhalten muss. So als ob die Designer nach plausiblen Gründen dafür gesucht haben und dann die Idee hatten: “Hey, hängen wir ihr doch einfach einen Kopf an den Arsch.”
Zombie-Einheitsbrei
Aber da wären ja noch die coolen Gegner oder? Nein eben nicht. Dieses Mal ist es Suda 51 nämlich nicht gelungen, mittels abgefahrenem Gegnerdesign Abwechslung in das Spiel zu bringen. Stattdessen bekämpft man während der insgesamt wohl fünf Stunden Spielzeit Zombies, kriechende Zombies, Zombies mit Hut, Zombies mit Dynamit oder Zombies mit Mistgabeln. Dabei gilt es dann abwechselnd Sprung- und Schlagtaste zu drücken, denn auch das Kampfsystem ist nicht wirklich originell ausgefallen und schon mal gar nicht präzise. Zusätze, wie das Nick Roulette oder eine Fernschusswaffe sind eher noch öder.
Und die Zwischengegner? Auch Pustekuchen! Anfänglich wirken diese zwar zwischen dem ganzen lahmen Gameplay wie eine Erfrischung, spielen sich aber letztendlich alle gleich. Und der Endgegner ist der größte Witz aller Zeiten. Ebenfalls ein Witz sind die zahlreichen Quick-Time-Events. Diese bestehen nämlich überwiegend daraus, dass man den linken Stick in eine Richtung bewegt und danach ein paar Mal Viereck drückt. Tada: Loch in den Zaun geschnitten. Zum dreißigsten Mal…
Mecker, mecker, mecker
Ihr merkt schon, hier wird gerade ziemlich gemeckert, aber es geht einfach nicht anders. Das Spiel ist ein (um mich mal der Worte eines Kollegen zu bedienen) reines Schlauchtheater ohne Abwechslung. Man läuft mit Juliet (die sich fortbewegt als würde sie auf Eis laufen) durch extrem gradlinige Level (die auch noch mit Pfeilen versehen sind, damit man sich nicht verläuft!!!) und metzelt immergleiche Zombies mit einem Kampfsystem nieder, das einfach keinen Spaß bringt. Hin und wieder ruft Mama an und nervt, man kauft sich neue Lieder, Klamotten oder Bilder, verbessert mehr oder weniger wirksam seine Kampftechniken oder die Gesundheit und hört sich dumme Sprüche an.
Das wirklich Schlimme aber ist: Das Spiel ist mit fünf Stunden Spielzeit gemessen am Spaß-Faktor viel zu lang geraten und selbst gute Ideen werden durch eine schlechte Umsetzung kaputt gemacht. So gibt es zum Beispiel ein Level in dem es mehrere Minispiele zu lösen gilt, die ganz eindeutig an 80er Jahre Arcade-Automatentitel, wie Pacman und Elevator Action angelehnt sind, aber nicht nur keinen Spaß machen sondern auch noch nervig sind. Da mag sogar bei dem einen oder anderen Videospiel-Veteranten ob der schlechten Umsetzung eine Träne kullern.
Test-Fazit:
Bevor ich mich hier weiter aufrege komme ich lieber zum Schluss und fasse noch einmal zusammen. Lollipop Chainsaw ist, wie in der Überschrift schon angedeutet, belanglose Zombie-Action, mehr nicht. Die Idee von einer Zombie jagenden Cheerleaderin mag auf den ersten Blick gerade für Jugendliche interessant klingen, erweist sich aber als sowas von Klischeehaft, dass es schon wieder weh tut. Vielleicht hätte man darüber hinweg sehen können, wenn denn der Rest des Spiels gestimmt hätte, tut er aber nicht. Stattdessen gibt es langweilige, schlauchartige und viel zu lange Level in veralteter Grafik, immer die gleichen Gegner, uninteressante Charaktere und ein Kampfsystem, das so lahm ist, dass noch nicht einmal das Zombie-Köpfen Spaß macht! Von den Quick-Time-Events mal ganz zu schweigen.
Wer trotzdem unbedingt einmal Hand an die Kettensäge legen möchte, sollte warten, bis das Spiel stark reduziert erhältlich ist, da es den vollen Preis bei Weitem nicht wert ist. Für das nächste Spiel von Suda 51 bleibt nur noch zu hoffen, dass der Mann endlich mal ein paar fähige Leute um sich sammelt, die seine Ideen auch vernünftig umsetzen können. Oder, wie in diesem Fall, nicht nur als Ideengeber eingesetzt wird. Zum Schluss noch die beste Szene des Spiels, damit ihr auch nichts verpasst. Ausgangssituation: Zombies auf dem Laufband. “Running Zombies! Ha, what kind of idiot came up with that?”
leider ein bisschen zu wenig substanz
Klingt für mich wie die Spielgewordene Variante von Sucher Punch.
Cheerleader, Zombies und Kettensägen. Alles Dinge, die für sich genommen gut sind, aber nicht der Garant für ein geiles Spiel, wenn man alles zusammenwirft. Was ich bisher von dem Spiel gesehen hab, hat mich doch eher gelangweilt.
ich habe übrigens vor kurzem SuckerPunch gekauft und so schlecht finde ich es garnicht, die geschichte aus der echten wenlt ist ziemlich bizarr und ihre fantsie ist over the top, ich sehe es eher als einen guten Trash film an, da ich vom SuckerPunch hype nicht betroffen bin/war. Ich finds nicht schlecht!
Ja im Grunde kann man das von den Zutaten her ein wenig mit Sucker Punch vergleichen (auf den ich jetzt nicht näher eingehen möchte 😉 ). Allerdings fehlt Lollipop von vielen dingen abgesehen auch der style. Gut, die Zwischensequenzen haben vom Look her was aber die Level selber sind furchtbar öde gestaltet und wiederholen sich ohne Ende