Lesezeit: 6 MinutenMan kann wirklich nicht behaupten, dass das Team von Traveller’s Tales auf der faulen Haut liegt. Nur wenige Monate nach der Veröffentlichung von LEGO Star Wars III: The Clone Wars steht mit Pirates of the Caribbean bereits ein neuer Ableger aus dem LEGO-Universum in den Regalen der Händler. Der Verdacht liegt nahe, dass es sich hierbei zwar um ein neues Setting, aber altbewährtes Spielprinzip handelt. Ob und welche Neuerungen die Entwickler sich ausgedacht haben, lest ihr in diesem Test.
Der Fluch der Karibik
Jack Sparrow und seine Crew kämpfen, bauen und rätseln sich durch die bisher erschienen Filme, inklusive des vierten Teils „Fluch der Karibik – Fremde Gezeiten“, der im Mai in den Kinos angelaufen ist. Wer die Disney-Verfilmung nicht kennt (das dürfte die Minderheit sein), der muss keinerlei Spoiler befürchten. Das Spiel hält sich zwar an die Vorlagen, kratzt aber an der Oberfläche der Handlung und vertieft sie nicht. Die LEGO-Charaktere brabbeln zudem nur unverständliche Sätze und damit besteht auch hier keine Gefahr, dass hierdurch etwas vorweg genommen wird.
Die Handlung kurz zusammengefasst: Die Filme und das Spiel drehen sich um Piratenkapitän Jack Sparrow, dem Schmiedegesellen William Turner und dessen große Liebe Elisabeth. Ersterer hat sein Schiff, die Black Pearl, an eine Crew von Untoten verloren, zweiter findet gerade dort seinen Vater und wie passend ist seine Elisabeth entführt und ebenfalls auf dem Schiff. Gemeinsam versuchen sie die Black Pearl zurückzubekommen, zerstören im zweiten Teil das Herz von Davy Jones, segeln im dritten Streich ans Ende der Welt, bis sich letztendlich Sparrow im vierten Teil auf die Suche nach dem Jungbrunnen macht. Und ständig tauchen diese Engländer auf.
Klötzchen hauen und bauen
Wir haben die PlayStation Portable-Version (PSP) getestet. Im Gegensatz zu den Besitzern der Xbox 360 oder PlayStation 3 müssen Spieler auf der PSP auf Inhalte verzichten: So sind „nur“ vier Kapitel pro Film anstelle von fünf spielbar, was für weniger Orte und weniger Rätseleinlagen sorgt. Das Klettern auf Palmen oder das Beobachten anderer Charaktere durch das Fernglas fallen ebenfalls weg. Das alles macht das Spiel nicht schlechter, es ist allerdings Schade, dass Besitzer des Handhelds benachteiligt werden.
Wahrscheinlich vermuten es die meisten Leser bereits: Ja, das Gameplay ist unverändert. Pirates of the Caribbean hält am bewährten Spielprinzip fest. Unser Charakter läuft hauptsächlich durch Orte und Gebäude, zerstört Gegenstände, baut LEGO-Steine zu Objekten zusammen und bekämpft Gegner, während wir nebenbei die farbigen Studs (münzenähnliche Währung) sammeln, wie auch kleinere Rätsel lösen. Letzteres steht wie bereits bei LEGO Harry Potter im Vordergrund, die Zahl der Kämpfe wurde stark reduziert. Sehr selten tauchen Gegner auf, die wir mit dem Schwert bekämpfen. Bossgegner gibt es, allerdings ist hier nicht unsere Fähigkeit in der Abwehr gefragt, sondern unsere Reaktionsfähigkeit. Die Bosse fordern unseren Charakter zum Duell heraus und das erweist sich als Quicktime-Event, bei dem wir recht anspruchslos im richtigen Moment eine der Symboltasten drücken müssen. Auch wenn das Spiel eine Altersfreigabe ab sechs Jahren hat – das Reaktionsspiel unterfordert wahrscheinlich sogar diese Zielgruppe bei Weitem. Das trifft auch auf die Minispiele zu: Egal ob Haie mit Kanonenkugeln treffen, Enten oder Krabben einsammeln, Herausforderungen sehen anders aus.
Auf der PSP ist immer nur ein einziger Charakter auf dem Bildschirm zu sehen, auch wenn andere Figuren unser Abenteuer unterstützen. Es gibt im Spiel keine Koop-Rätsel, die eine Zusammenarbeit zwischen Spieler und KI beinhalten. Mit der L- und R-Taste wechseln wir zwischen den zur Verfügung stehenden Charakteren hin- und her. Leider fehlen auch die Möglichkeiten, online gegeneinander anzutreten oder mit Freunden im Koop-Modus zu spielen.
Jedes Abenteuer starten wir von unserem Heimathafen Port Royal aus. Zwischen den Kapiteln können wir im Andenken-Shop die von uns in den Level gesammelten Flaschen (Buddelschiffe) ansehen, die (sobald wir zehn davon gefunden haben) ihren Inhalt freigeben, der eine Szene aus dem Spiel nachstellt. Beim Schneider können wir unsere eigene LEGO-Figur zusammenstellen, die wir im Freien Spiel verwenden dürfen. Das Buch des Hafenmeisters dient als Ministatistik, die uns Spielzeit und Fortschritt anzeigt. In der Schenke lassen sich Charaktere, Extras, Tipps und Zwischensequenzen freischalten. Für Zwischendurch lässt sich auch ein Minispiel absolvieren, bei dem wir mit einer Kanone auf Fässer schießen und zehn davon innerhalb einer begrenzten Zeit treffen müssen, um Währung (Studs) als Belohnung zu bekommen. Entwickler Traveller’s Tale bleibt also auch hier sich und den vorherigen Spielen treu, keine Neuerungen, keine neuen Möglichkeiten – alles bleibt beim Alten, wenn auch im neuen Setting.
Wie gewohnt ist jedes Kapitel nach Abschluss des jeweiligen Story-Modus im Freien Spiel wählbar. Das erhöht den Wiederspielwert, denn nur im Freien Spiel können wir Charaktere einsetzen, die uns an neue Örtlichkeiten bringen, an denen wir weitere Gegenstände sammeln können. Insgesamt stehen am Ende 70 LEGO-Figuren zur Auswahl, von denen wir acht (inklusive derer Fähigkeiten) für das Freie Spiel einsetzen. Zu diesen Begabungen gehören das Schmieden, Zaubern oder der Einsatz eines Enterhakens. Verfluchte Charaktere können für kurze Zeit superstark werden. Welchen Charakter wir für die Lösung einer Aufgabe benötigen, wird immer vom Spiel angezeigt. Das, wie auch der Hinweis, wohin wir zum Beispiel Fässer mit Sprengstoff platzieren müssen, verringert den Schwierigkeitsgrad noch einmal, der ohnehin schon sehr niedrig ist.
LEGO Pirates of the Caribbean bringt Jack Sparrow und seine Crew rund um die Welt: London, auf karibische Inseln wie Tortuga und Shanghai. Viel Zeit verbringen wir als Pirat natürlich auf Schiffen, aber auch der ein oder andere Tauchgang ist im Angebot. Die einzelnen Settings überraschen zwar nicht mit weitläufigen oder massenhaft frei zugänglichen Orten. Und mit Ausnahme der Schiffe bieten alle Locations ausreichend Abwechslung. Die Schiffe dürfen wir nicht steuern, auch sonst gibt es keine Fahrzeuge im Spiel. Einzig als Gefangener der Kannibalen haben wir die Möglichkeit, einen Ball aus Knochen (in dessen Inneren wir uns befinden), die Hügel hinauf und hinab zu bewegen.
Die Steuerung ist manches Mal etwas sperrig. So müssen wir in einem bestimmten Winkel zu Geräten stehen, um sie bedienen zu können. Die Kamera ist starr und lässt sich nicht selbst verändern, was vor allem bei dem einen oder anderen Sprung für kleinere Frustmomente sorgen kann. Angst vor dem Tod müssen unsere LEGO-Figuren aber nicht haben, Abgründe sind meist durch Zäune oder eine unsichtbare Mauer geschützt, die Gegner sind leicht zu besiegen und andere möglichen Todesfallen gibt es nicht. So ist es auch eine Leichtigkeit, in jedem Kapitel den Status „Wahrer Pirat“ zu erlangen, den wir durch das Sammeln von vielen Studs erhalten.
Grafik und Sound
LEGO Pirates of the Caribbean bietet Grafik auf hohem Niveau, vor allem die Zwischensequenzen (die die Handlung voranbringen) sehen sehr gut aus. Die „Fluch der Karibik“- Filme leben sehr vom Charakter Jack Sparrow, der von Johnny Depp sehr tuntig und betrunken gespielt wird. Wie im Kino, ist der Charakter auch im Spiel das Highlight. Es ist erstaunlich, wie nahe Traveller’s Tale die LEGO-Figur an das Original gebracht hat.
Eine Soundkulisse ist selten zu hören. Es klingen kaum karibische Klänge durch die Lautsprecher, obwohl wir und meist auf den passenden Inseln im Atlantischen Ozean befinden. Dafür gibt es die Originalmusik der Filme von des deutschen Komponisten Hans Zimmer zu hören.
Fazit
Traveller’s Tale bleiben sich treu, egal welcher Publisher den Titel veröffentlicht, der Spieler weiß, was er für sein Geld bekommt: Unverändertes Gameplay, Slapstick Humor und recht einfache Rätsel. Für Fans der Filme eine lohnenswerte Anschaffung, wer bisher nichts mit Jack Sparrow und Co. anfangen konnte, der wird auch nicht durch das Spiel überzeugt. Wie jedes andere LEGO –Spiel besitzt auch Pirates of the Caribbean einen hohen Wiederspielwert durch die Möglichkeiten, die man durch das Freie Spiel bekommt.
Als Wehrmutstropfen bleibt, dass man für die PSP (wie auch für den Nintendo 3ds) weniger Inhalte bekommt. Wer also eine Xbox 360, PlayStation oder PC besitzt, sollte auf diese Plattformen ausweichen.
Nachdem ich jetzt auch den vierten Teil von “Fluch der Karibik” gesehen habe und ich vorher ja auch schon die 360-Demo gespielt habe, verspüre ich ein deutliches Jucken in den Fingern…
Ich kann den ganzen LEGO Videogame-Schmarn nicht mehr sehen. Tausend Games, immer das selbe.