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ECHO – Der Kampf gegen mich selbst

von am 24. Oktober 2017
DETAILS
 
Für Fans von:

Stealth-Spielen, Knobelspielen, ungewöhnlichen Mechaniken (Gegner "lernen")

Pluspunkte

+ "lernende" Gegner
+ klasser Synchronsprecher
+ tolles Leveldesign
+ forderndes Spielprinzip (dank verschiedener Herangehensweisen)
+ hoher Wiederspielwert

Minuspunkte

- teilweise unfaire Checkpoints
- Kampfsystem manchmal unfair (im Kampf gegen mehrere Gegner)
- gelegentliche Bugs
- langatmiger Einstieg
- keine Abwechslung der Rätsel

Editor Rating
 
GAMEPLAY
8.0

 
GRAFIK
8.0

 
SINGLEPLAYER
8.0

 
MULTIPLAYER
0.0

 
SOUND
9.0

Gesamt-Wertung
8.0

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Zusammenfassung
 

ECHO ist ein Spiel, das euch gegen euch selbst antreten lässt. Dank der "lernenden" KI, müsst ihr zweimal überlegen, wie ihr vorgehen wollt. Seid ihr zu aggressiv, werden die Gegner aggressiver. Seid ihr ein stiller Meuchelmörder, müsst ihr damit rechnen selbst Opfer zu werden. Jede eurer Handlungen muss gut überlegt sein, während ihr euch immer tiefer in die unendlichen Weiten des sagenumwobenen Palastes wagt. An eurer Seite sind neben einer bedrückenden Atmosphäre die KI "London", mit der sich die Protagonistin "En" einige unterhaltsame Wortgefechte liefert. Wenn ihr eiserne Geduldsfäden habt und kein Problem mit Frustmomenten habt, dürfte euch ECHO definitiv unterhalten.

 

Lesezeit: 5 MinutenECHO ist eines dieser Spiele, das ich normalerweise niemals gespielt hätte, wenn ich gewusst hätte, was mich erwartet. Das liegt nicht etwa daran, dass der Titel keinen Spaß macht, sondern vielmehr, dass er mich an meine Grenzen trieb. Welche Grenzen er ausgelotet hat und ob ich diesem Titel trotzdem eine Empfehlung geben kann, wird das folgende Review zeigen.

Die Geschichte von ECHO handelt von der jungen Frau “En”, die nach einer langen Reise aus ihrem Kryoschlaf erwacht. An ihrem Ziel – einem unauffindbaren Planeten – angekommen, macht sie sich auf die Suche nach einem sagenumwobenen Palast. Was sie dort will? Sie will Foster, eine ihr wichtige Person, wiederbeleben, nachdem sie sich für seinen Tod schuldig fühlt. Begleitet wird sie auf ihrer Reise von der KI “London”. Andere Figuren gibt es in diesem Spiel nicht. Doch das reicht bereits vollkommen aus, denn das Widerspiel zwischen En und London ist einfach eines der Highlights des Spiels. Beide Figuren haben es faustdick hinter den Ohren und werfen nur so mit Sticheleien und Sprüchen um sich. Gleichzeitig werden diese Dialoge aber auch genutzt, um mehr zur Hintergrundgeschichte zu erzählen. Dadurch, dass beide Charaktere direkt persönliche Dinge einfließen lassen, wird so ein sehr subjektiv geprägtes Weltbild für den Spieler geschaffen. Ermöglicht wird das auch durch die wirklich grandiose Synchronarbeit von Rose Leslie, “Ygritte” aus Game of Thrones und Nick Boulton, “Hawke” aus Dragon Age, die beide perfekt auf ihre jeweiligen Charaktere passen.

Hinzukommt die Tatsache, dass die Dialoge im Verlauf des Spiels weniger werden. Zu Beginn sorgt ein knapp einstündiger Prolog für eine gewisse Basis, während später nur noch häppchenweise Infos preisgegeben werden. Das hat allerdings auch noch einen anderen Hintergrund. Im gesamten Prolog geht es darum in die Welt hineinzufinden und den sagenumwobenen Palast zu erkunden, die Charaktere kennenzulernen und ein Gefühl für alles zu bekommen. Später, wenn dann das sehr markante Spielprinzip dazukommt, bleibt gefühlt gar keine Zeit mehr für die Geschichte, da ihr ständig auf der Hut sein müsst. Für viele Spieler wird aber gerade dieser Prolog sehr trocken sein, da er wirklich keinerlei Action enthält. Die kommt erst später dazu, wenn die Echos ins Spiel kommen.

ECHO - LAUNCH TRAILER

Wie es in den Wald hineinschallt…

Nachdem der Palast richtig aktiviert wurde, kommen die sogenannten Echos ins Spiel. Dabei handelt es sich um Wesen, die nicht nur genauso aussehen wie ihr, sondern euch komplett kopieren. Und genau das ist etwas, das euch nach kurzer Zeit ein extrem beklemmendes Gefühl bescheren wird. Immerhin sind wir es alle aus anderen Spielen gewöhnt die Abläufe unserer Gegner zu studieren, um entsprechend reagieren zu können. Beispielsweise in Dark Souls ist es wichtig die Bewegungsmuster der Feinde zu kennen, um nicht zu sterben. In Metal Gear Solid beobachtet ihr Wachen, um nicht entdeckt zu werden und so weiter. In ECHO funktioniert das Prinzip nur eingeschränkt. Der Grund? Der Palast, in dem ihr euch umherbewegt, studiert jede eurer Bewegungen und “lernt” sie. Anschließend “rebootet” der Palast und “patcht” die Echos. Sobald das Licht wieder angeht, kann jeder Echo eure Bewegungen.

Beispielsweise lauft ihr mit eurer Schusswaffe gezogen umher, bringt alle Echos und schwingt euch anschließend über einige Hindernisse hinweg. Nach einem Reboot werden die Echos rennen, sich über Hindernisse hinwegschwingen und Schusswaffen nutzen. Das wiederum bedeutet für euch ein verdammt schweres Leben, wenn ihr plötzlich drauf achten müsst nicht erschossen zu werden. Somit könnt ihr in ECHO nicht einfach direkt euer ganzes Fähigkeitenarsenal auspacken, weil ihr sonst schnell unbesiegbare Gegner vor euch habt. Andererseits müsst ihr aber auch vorsichtig sein, wenn ihr schleichend vorgehen wollt. Sonst müsst ihr damit rechnen, nach einem Reboot von hinten umgebracht zu werden, ohne es zu bemerken.

Hello Darkness my old friend

Eine Möglichkeit dem Ganzen zu umgehen ist die Rebootphasen abzuwarten. Vor jedem Reboot wird der Palast dunkel und somit “blind”. Alle in der Dunkelheit ausgeführten Handlungen werden nicht kopiert. Das könnt ihr beispielsweise zu eurem Vorteil nutzen, wenn ihr durch Wasser laufen, aber es den Echos nicht den Echos beibringen wollt. Auch wird jede Sache, die ihr im vorherigen Durchgang nicht ausgeführt habt, nach dem nächsten Reboot vergessen. Ebenso könnt ihr auch für Echos nutzlose Dinge ausüben, um sie so zu beschäftigen und beispielsweise an ihnen vorbeischleichen zu können. Immerhin brauchen eure Alter Egos weder Nahrung, noch bringt ihnen ein Klavier etwas.

Solltet ihr doch einmal von einem Feind entdeckt werden, sind eure Möglichkeiten sehr begrenzt. Wie bereits angesprochen, besitzt ihr zwar eine Schusswaffe, allerdings nur mit begrenzter Energie und sie ist sehr langsam und laut. Bei einem direkten Konflikt könnt ihr nur einen Treffer einstecken, bevor ihr das Zeitliche segnet. Weiterhin könnt ihr zwar Echos von euch wegdrücken, aber das hilft nur begrenzt. Besonders im Kontakt mit mehreren Gegnern habt ihr fast nie eine Chance. Sobald ihr nämlich den Ersten umwerft, nutzt der Zweite seine Chance um euch anzugreifen. In der Zeit, wo ihr um euer Leben bangt, steht der erste Kandidat wieder auf, fällt euch an und bringt euch um. Das sorgt für einige Frustmomente, die nicht sein müssten. Ebenso nervig sind die Checkpoints, die teilweise wirklich unfair sind. Jede Ebene des Palastes endet damit, dass ihr 30 leuchtende Sphären einsammeln müsst. Wenn ihr sterbt, dürft ihr komplett von vorne anfangen, wenn ihr nicht irgendwo einen Speicherpunkt gefunden habt.

Bedrückende Selbstreflexion

Obwohl ECHO ein Action-Adventure ist, würde ich das Genre eher in Richtung “Horrorpuzzlespiel mit Actionelementen” platzieren. Der Grund ist einfach, dass von Anfang an eine sehr bedrückende Stimmung existiert. Es wird zwar alles futuristisch, aber gleichzeitig auch unheimlich. Die ständigen Wechsel zwischen Licht und Dunkel erinnern zudem etwas an Kubricks “2001 – A Space Odyssey“. Selbst ohne jegliche Bedrohung sorgt der einstündige Prolog für ein unbehagliches Gefühl. Gleichzeitig wirkt der Palast aber auch unglaublich interessant und vor allem endlos riesig. Das wird an diversen Stellen klar, an denen ihr selbst entscheiden dürft, wo ihr langgeht. Aber auch diese Größe sorgt für Unbehagen. Wer weiß schließlich, was sich in den Tiefen befindet?

Natürlich tragen die Echos am meisten zur Atmosphäre bei. Unheimliche, nicht menschliche Wesen, die nicht nur aussehen wie ihr, sondern euch beobachten und kopieren. Ohne zu wissen, was ihre Absicht ist, jagen sie euch, wollen euch töten. Bereits nach der ersten Stunde im Kampf mit diesen Feinden fangt ihr an euch selbst zu beobachten und analysieren. Kein Schritt darf unüberlegt sein. “Riskier ich es durch das Wasser zu gehen, wissentlich, dass sie es nach einem Reboot können?”, “Will ich schleichende Meuchelmörder riskieren, nur damit ich den Gegner vor mir geräuschlos ausschalten kann?” diese und noch weitere Fragen werden nach und nach immer wichtiger. Aus dem Action-Adventure wird immer mehr ein Knobelspiel.

…so schallt es zum Fazit.

ECHO hat mich verängstigt, frustriert, begeistert, fasziniert und an meine Grenzen gebracht. Nicht nur, weil ich normalerweise kein Spieler von Stealth-Games bin, sondern weil ich oft nicht die Ruhe und Geduld für solche Titel habe. Die frustrierenden Checkpoints, kleinere Bugs und natürlich die Gegner waren da auch definitiv nicht hilfreich. Trotzdem wollte ich wissen, wie es weitergeht und ob ich mich selbst überlisten kann. Die grandiose Atmosphäre und die passenden Synchronsprecher haben mir die Entscheidung jedoch leicht gemacht. ECHO ist auf keinen Fall ein Spiel, an dem jeder seinen Spaß haben wird. Die Einleitung ist langwierig und die Rätsel sehr wiederholend. Dennoch sorgt das Spielprinzip für einen Wiederspielwert. Wer eiserne Geduldsfäden und Spaß an einer neuen Art der Stealth-Spielen hat, sollte hier zugreifen.

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