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9 Hours 9 Persons 9 Doors – Ein Psychothriller im Taschenformat

von am 4. März 2011
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Lesezeit: 6 MinutenEs gibt sie doch noch: Diese Titel die aus dem Nichts auftauchen und dich vom Anfang an packen und erst dann loslassen, wenn die Credits über den Bildschirm flimmern. 9 Hours 9 Persons 9 Doors (999) von Chunsoft ist so ein Spiel. Und das Entwicklerstudio Aksys Games hat ganze Arbeit geleistet: Denn so wirklich auf dem Zettel hatte das Spiel niemand, weswegen deutsche Daddler auch noch auf einen heimischen Release warten müsssen. Und das Warten lohnt sich!

Eine Schifffahrt die ist lustig…

Junpei wird wach, er hat Kopfschmerzen. Warum weiß er nicht. Er dreht sich um und fällt. Nicht tief, aber tief genug, um sämtlichen Schlaf durch Schmerzen zu ersetzen. Was zum Teufel? Er weiß: Ein dreistöckiges Bett kann er nicht sein eigen nennen. Nach einem kurzen Blick durch den Raum erkennt er, dass er nicht zu Hause ist. Aber wo ist er? Junpei kann sich nicht erinnern. Ein Knarzen schallt bedrohlich durch den Raum.

Warum knarzt es? Der junge Student erkennt ein kleines rundes Fenster: Ein Blick durch diese Kuhle ist wenig aufschlussreich: Alles Schwarz. Er dreht sich um: An der Tür prangt eine große rote Fünf. Junpei hat keinen Plan. An seinem Handgelenk entdeckt er eine Uhr, die sich in den 90ern vor einer Casio G-Shock nicht hätte verstecken brauchen. Abnehmen kann er sie nicht, ein metallischer Verschluss verhindert das. Doch bevor er sich wirklich darüber wundern kann, warum er so eine schicke Uhr trägt, knarzt es wieder. Aber es ist nicht das gleiche Geräusch. Es ist näher, es klingt als würde Glas zerbersten. Das runde Fenster platzt förmlich und unendliche Wassermassen schießen in den Raum. Bald steht Junpei knietief in Wasser und er hat keinen Plan warum.

Lust auf ein kleines Spiel?

Das ändert sich schnell, wenn er das erste Rätsel gelöst und acht weitere Personen im Foyer getroffen hat. Eine bunte Truppe wie sich schnell herausstellt, die aber alle das gleiche Schicksal teilen. Sie sind Teil eines Spiels, dessen Einsatz nicht weniger als das eigene Leben ist. Jeder von ihnen hat eine eigene einstellige Nummer von Eins bis Neun. Und diese Ziffern sind immens wichtig. Und ein semiausgeprägtes Verständnis für Mathe ebenfalls.

Die neun Menschen haben neun Stunden Zeit, das Schiff zu verlassen, bevor es den Grund des Meeres erreicht. Dafür müssen sie die Tür mit der Nummer Neun finden. Leichter gesagt als getan, denn hinter jeder Tür befindet sich ein oder mehrere Rätsel, die gelöst werden müssen. Doch die Zahlen sind noch viel wichtiger.

Denn es gibt einige Regeln. Die Türen öffnen sich nur, wenn mindestens drei bis fünf Leute sie passieren. Und auch nur dann, wenn die Menschen zusammen die erforderliche Quersumme, die auf der Tür gepinselt ist, erzielen. Klingt verwirrend? Ein Bespiel:

Junpei und die Anderen stehen vor einer Tür mit der Zahl Sieben. Es gibt mehrere Möglichkeiten diese Tür zu öffnen. Vorausgesetzt es lassen sich minimal drei oder maximal fünf Leute finden: Beispielsweise diese:

3 + 5 + 8 = 16 = 1 + 6 = 7

Jene Personen, also die mit der drei, fünf und der acht auf dem Handgelenk in Form der stylischen Uhr, können die Tür passieren. Aber es geht auch:

1 + 4 + 5 + 6 = 16 = 1 + 6 = 7

Es sind also immer unterschiedliche Kombinationen für die verschiedenen Türen möglich. Aber keine Panik: Auf Knopfdruck lässt sich ein Taschenrechner aufrufen.

Je nachdem welche Person durch welche Tür läuft, ergeben sich unterschiedliche Situationen. Nicht umsonst besitzt 999 sechs unterschiedliche Enden von dramatisch tragisch bis Happy End. Der Wiederspielwert ist also enorm.

Einmal schmackhafte Rätselkost mit viel Hirnschmalz zum Mitnehmen bitte!

Die regelmäßig auftretende Matheaufgabe ist aber bei leibe nicht die letzte Herausforderung, die das Kombinationsvermögen fordert (und sicher auch fördert). Wenn sich die Türe hinter einem schließt, geht der Spaß erst richtig los: Die eigentlichen Rätsel um wieder aus dem Räumen zu gelangen, sind nämlich nicht nur anspruchsvoll, sondern auch äußerst kreativ. Mal müssen Notenblätter gefunden werden, die auf einem Piano nachgespielt werden wollen, damit der Ausgang erreichbar wird, ein anderes Mal müssen Gliedmaßen und Organe zweier Holzpuppen so ausgetauscht werden, damit sie das erforderliche Gewicht ergeben. Da hört der Spaß nicht auf. Oftmals müssen kleinere Aufgaben bewältigt werden, damit das Puzzle aufgelöst werden kann. Aksys Games hat sich ordentlich ins Zeug gelegt, um dem Spieler eine ordentliche und abwechslungsreiche Herausforderung zu bieten, dass aber zu keiner Zeit abstruses Denken verlangt.

Wenn es bei einem Rätsel dann mal nicht klappen sollte, muss der DS nicht frustriert an die Wand geworfen werden. Die Leidensgenossen unterstützen Junpei nach und nach mit Tipps und Hinweisen. Ein Weiterkommen ist also in der Regel garantiert.

Viel Text für Erwachsene Leser

999 lebt aber nicht nur von den tollen Knobeleien, sondern auch von der spannenden Geschichte rund um das Schicksal von Junpei und den anderen auf dem alten Schiff. Nicht nur einmal wird man vor dem Kopf gestossen, tappt im Dunkeln oder Personen scheinen nicht mehr so zu sein, für das man sie gehalten hat. Außerdem baut sich nach und nach an vielen kleinen Strängen eine Handlung auf, die sich auf historische Fakten stützt. Ungemein interessant und an dieser Stelle nicht näher erläutert.

Ein Grund dafür, dass die Story ihre ganze Wirkung entfaltet, ist mit Sicherheit aber die schiere Flut an Texten, die dem Spieler weite Teile zu einem Leser umfunktionieren. Dabei sind es nicht geschickt konstruierten Dialoge, die Licht in das ganze Dunkel bringen und überraschend erwachsen erscheinen (Es wird geflucht! Aber richtig!) sondern auch die Tatsache, dass beschriebene Szenen und Situation wie von einem Erzähler präsentiert werden.

Das ist sicherlich nicht jedermanns Sache, denn der Spieler greift nur selten in das Geschehen ein und beeinflusst aktiv die Situation oder Dialoge. Außerdem ist das Adventure trotz Anime-Grafik nichts für Kinder. Gerade explizite Situationen wie beispielsweise das finden einer Leiche werden in aller Ausführlichkeit beschrieben, das allein beim Lesen der Magen auf Links gedreht wird. 999 ist Subtil. Vieles geschieht im Kopf. Nicht umsonst hat Chunsofts neuestes Werk in den Staaten eine Mature Rating bekommen.

Grafisch schick aber unspektakulär

Nicht nur die Art der Steuerung in den Räumen erinnert an Myst, sondern auch die Art der Grafikdarstellung. Sämtliche Szenarien wurden hübsch und detaillreich gerendert. Ein freies erkunden ist aber nicht möglich. Es gibt nur bestimmte Kamerawinkel. Ein Druck auf die Taste X zeigt darüber an, wo genau man sich im Raum befindet. Das ist alles ganz hübsch, bedeutet aber, dass die Kulisse extrem steril und insgesamt wenig lebendig wirkt.

Dafür wurde beim Charakerdesign geklotzt. Alle neun Gefangenen sehen toll aus, haben ihren eigenen Charme und werden (obwohl einige Stinkstiefel unter ihnen steckt), schnell ins Herz geschlossen. Auch wenn sie nur ein paar Unterschiedliche Posen besitzen. Ähnlich wie in Hotel Dusk erscheinen nur in den Gesprächen, überzeugen dann aber durch schicke Mimik.

Fazit:
Wer 9 Hours 9 Persons 9 Doors in den DS schiebt, hört erst auf zu spielen, wenn das Geheimnis auf dem Schiff vollends gelöst ist. Selten fesselte ein Spiel derart vor dem Doppelbildschirm. Eine spannende Geschichte, clevere Rätsel und eine erwachsene Erzählweise sorgen für Euphorie am Handheld. Doch man braucht auch ein wenig Sitzfleisch. Denn soviel Spaß das teuflische Spiel auf dem mysteriösen Dampfer auch ist, so schleppend zieht sich bisweilen die Erzählweise hin. Text, Text und noch mehr Text. Nichtsdestotrotz empfehlenswert für Freunde, die gerne mal wieder den Nervenkitzel spüren wollen und definitiv einen Import wert. Denn einen Releasetermin für die heimischen Gefilde gibt es nicht.

Kommentare
 
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  • HDK
    5. März 2011 at 12:19

    Sehr gelungenes Spiel! habe es auf dem Emulator gespielt und ich muss sagen, die 3 Tage in denen ich es gespielt habe, habe ich gerne kaum geschlafen! Die 6 unterschiedlichen Ausgänge des Spiels sind ebenfalls sehr gut erdacht! Freunde von Thrillern, Textlastigen “Spielen”, obwohl es viel mehr ein Buch als ein Spiel ist, und der englischen Sprache sind bei diesem Spiel genau richtig!


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