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Von der Kunst Bosskämpfe zu gestalten

von am 13. März 2015
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Lesezeit: 4 MinutenRot glühen seine Augen. Mindestens 15 Meter messen seine kraftvollen, ledrigen Flügel von einer Seite auf die Andere. Das Maul ist besetzt mit rasiermesserscharfen Zähnen, seine Klauen gewetzt und immer noch befleckt mit dem Blut seiner letzten Opfer. Die schuppige, lila Haut, zieht sich wie ein Geflecht aus Knoten und Knorpel über einen abnorm großen Körper, der wie eine Mischung aus Drache, Raubvogel und Pterodaktylus aussieht. Er öffnet seinen Schlund und langsam sehen wir einen hellen Schwall Hitze sich den Rachen hinaufarbeiten. Nur wenige Zentimeter Stahl trennen uns jetzt noch von einem Leben als flambierte Kopfgeldjägerin oder Erlöserin der Galaxie.

Jeder wird dieses Gefühl kennen. Wir haben uns stundenlang durch enge Korridore, weite Steppen, hausgroße Mistkäfer, liederlichen Drachen, vermodernden Zombies oder haufenweise Text gekämpft, um nun, auf dem Höhepunkt des Spiels unser Können unter Beweis zu stellen. Bis hierhin haben wir alles getan, was man hätte tun können. Upgraden, raiden, leveln, kaufen, stehlen, töten, handeln. Das Alles war nur Vorbereitung auf diese eine, letzte Aufgabe. Das Climax. Das jüngste Gericht. Das Adrenalin pocht durch unsere Adern, während unser Antagonist eine gehaltvolle Rede darüber hält, wie wir denn nicht einsehen können, das alles was er getan hat, doch eigentlich nur dem größeren Wohl diene. Oder wie er in einer imposanten Cutscene auftritt, um die halbe Karte in Schutt und Asche zu legen und uns zu imponieren versucht.

Gut, Leute die Dark Souls gespielt haben, werden dieses Gefühl wahrscheinlich bei jedem Gegner gehabt haben, aber darum geht es ja gerade nicht. Nein, im Normalfall sollte ein Bosskampf oder der Kampf mit dem letzten Boss eine Herausforderung sein, die euch alles abverlangt. In der ihr all eure Fähigkeiten und Erfahrung einsetzen müsst, die ihr bis dahin entwickelt und gemacht habt. Dabei ist es egal, ob es sich um einen Drachen handelt, der mit einem Haps das Klettergerüst eurer alten Schule verschlucken könnte oder um einen schmächtigen Twenty-Something mit Lederfetisch und einer Frisur, als wäre er kopfvorran in einen Eimer Kleister gestürmt.

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Umso größer ist natürlich die Enttäuschung, wenn genau dieses Hoch ausbleibt. Entweder weil ihr so überpowert seid, dass ihr mit eurem kleinen Finger ganze (End-)Gegnerhorden dem Erdboden gleichmacht (siehe etwa Fable 3) oder euch das Spiel selbst den Obermotzen auf einem silbernen Teller serviert. Mit passender Gabel. Und einer Bullseye-Garnierung. In lumineszierenden Farben, die ihm auch noch Energie abziehen (siehe Fable 2).

Warum es also überhaupt so weit kommen lassen? Ich meine Spielentwickler stecken viel Zeit, Geld und Schweiss in ihre Babys, um sie Perfekt zu machen (naja, sollten sie zumindest… also, hoffe ich jedenfalls, einige,..naja… die meisten… vielleicht…?). Und trotzdem schaffen es immer wieder nur eine Handvoll Spiele uns (als Spieler) wirklich bis zum Schluss zu überzeugen. Aber wie kommt es denn nun, dass wir so oft enttäuscht werden? Liegt es an dem Druck, dem viele Entwickler erliegen? Liegt es an technologischen Grenzen? Oder gehen den Leuten mit der Zeit einfach nur die Ideen aus? Ich habe wirklich sehr lange und sehr gewissenhaft recherchiert, um eine Antwort, auf diese wirklich komplexe Frage zu stellen. Und sie lautet:

ALIENS!!! Es ist doch klar. Aliens versuchen die Welt an sich zu reissen. Und das tun sie mittels Computerspielen. „Aber Tony“ hör ich euch sagen, „was sollen denn weltübernahme Pläne, mit leichten Bosskämpfen zu tun haben? Du hast doch ne Schraube locker“. Nun, lieber Skeptiker, liegt das nicht auf der Hand? Wer spielt Computerspiele? Richtig, Kinder und junge Erwachsene (noch). Firmen wie EA, die von ihren Sweat-Shop-Spiele-Schmieden aus ein monotones Action- oder Sportgame nach dem anderen auf den Markt feuern, wurden vor langer Zeit von Aliens übernommen und auf maximale Kontrolle hin ausgelegt. Warum sonst schnappen die sich ein geliebtes Franchise nach dem anderen, machen halbgare Filmumsetzungen und bringen jedes Jahr das immer selbe Spiel mit aufpolierter Grafik heraus (halt, rede ich hier gerade noch von EA…)?

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Jedenfalls, um den roten Faden wieder zu finden. Wenn man als Kind oder junger, unerfahrener, sozial isolierter Erwachsener, die ganze Zeit zu hören und zu sehen bekommt, dass man ja der Größte überhaupt ist, dass man wenig Anstrengung braucht um seine Ziele zu erreichen und das ein wenig Schwertgefuchtel, bzw. hantieren mit einer Fausfeuerwaffe reichen, einem zum „Überhelden von allem was man sehen tut“ zu machen, dann ist es doch klar, dass sie mit dieser Einstellung, auch in einen Krieg gegen außerirdische Aggressoren ziehen würden. Dass das ablaufen würde, als wenn Ms. Germany nackt auf einem Kanibalenbuffet auftauchen würde, darüber macht sich keiner Gedanken.

Die erste Welle des menschlichen Widerstandes wäre so schnell aufgerieben, dass wir gar nicht wüssten wohin mit unserem gebrochenem Willen und ehe wir uns versehen, laufen wir mit „Heil Helix“ T-shirts durch die Straßen, arbeiten den ganzen Tag in Kilometer tiefen Schächten, um unseren neuen Alien Overlords unsere wertvollen Ressourcen zu geben und ihnen natürlich auch noch das „Privileg der ersten Nacht“ zu Gute kommen lassen (was für uns Männer besonders ätzend sein kann, weil ein Großteil dieser Monster bi-oder homosexuell ist).

Zum Glück gibt es aber noch die andere Seite. Die Darksouls, Portals 2, Saints Rows 4, Metroids und so weiter. Jedes dieser Spiele (und viele andere auch) ist fordernd in seiner eigenen Art. Aber niemals unfair oder „zu leicht“ wenn es um den finalen Kraftakt geht. Das sind die Spiele, die uns auf dem Boden halten. Uns wach halten. Uns zeigen, dass wir Grenzen haben, die wir nur durch harte Arbeit und Disziplin sprengen können.

Denkt also ruhig das nächste Mal, wenn ihr ein Spiel habt, dass euch in keinster Weise fordert oder am Ende enttäuscht, ob ihr euch den Nachfolger trotzdem holen wollt, wenn er nur das Selbe noch mal in hübsch liefert. Ich meine, ihr wollt doch nicht Schuld sein, dass wir alle eines Tages bei Kang und Kodos auf der Speisekarte landen….ODER?

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