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Kommentar – Zum Geburtstag von Nolan Bushnell

von am 4. Februar 2012
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Lesezeit: 4 MinutenWenn jemand Geurtstag hat, dann feiert man, erzählt die ein oder andere Geschichte, isst Kuchen und abhängig vom Alter betrinkt man sich mit Milch, Alkohol oder Tee. Wir machen das heute etwas anders und würdigen Nolan Bushnell, Mitbegründer von Atari, mit einem Kommentar, der etwas davon erzählen soll, wer der Mann überhaupt ist und wie sein Unternehmen mich mit Pac-Man und der Atari VCS schon in jungen Jahren in Richtung Videospiel-Fan gebracht hat.

Die ersten Videospiele

An die Dinge, an die ich mich in der Zeit zwischen acht und zehn Jahren gut erinnere und die nicht so weit hinten im meinem Gehirn gelagert sind, dass ich sie selbst nicht mehr finden kann, sind meine Lieblingsserie Captain Future, mein Onkel, der mir ständig versucht hat mit Horrorfilmen Angst einzujagen (danke dafür!) und die Atari CVS im Wohnzimmer meines Onkels (danke dafür!). Wahrscheinlich hätte ich mich überhaupt nie dafür interessiert, wenn da nicht diese gelbe Kugel wesen wäre, die gejagt von Geistern Punkte auf dem Bildschirm gegessen hat. Denn was mag man als Kind? Nette Charaktere, bunte Farben, Musik dazu und ein einfaches Spielprinzip. Genau diese Dinge haben mich damals gepackt und die anderen Spiele hatten das gleiche Muster: Space Inviders, Donkey Kong und Kangaroo. Einen besseren Einstieg in die Videospielwelt gab’s gar nicht, zumindest nicht für mich. Wenn man es genau betrachtet, haben die Spiele insofern wenig mit Bushnell zu tun, da z.B. Pac-Man von Namco entwickelt wurde und Atari nur eine von vielen Plattformen geliefert hat, aber wer die Verpackungen kennt, weiß, dass das Unternehmenslogo immer groß darauf zu sehen war und in meinen jungen Jahren waren die Worte Entwickler und Publisher total irrelevant. Selbst heute, wo ich es besser weiß, fällt mir als erstes der Name Atari dazu ein und keine andere Firma.

Einen Namen, den ich auch lange überhaupt nicht kannte oder mit Atari in Verbindung gebracht habe, war Nolan Bushnell. Das liegt vor allem daran, dass Atari seit langer Zeit nicht mehr die Firma ist, die sie einmal war. Nicht mehr das Unternehmen, das ich aus meiner Kindheit kenne, nicht mehr die Firma, die mit einfachen Spielen wie Pong berühmt geworden ist. Die Firma, die seit 1972 die Arcadeautomaten in Form von Konsolen vor den heimischen Fernseher gebracht hat. Ein anderer Grund ist, dass Bushnell das Unternehmen vor meiner Geburt an Warner verkauft hat, um mit deren Geld die Atari VCS und die spätere Atari 2600 überhaupt finanzieren zu können.

Im Jahr meiner Geburt, war Bushnell bereits nicht mehr im Unternehmen tätig, da es Unstimmigkeiten gab und Warner ihn entlassen hatte. Dass dies beinahe zu erwarten war, erkennt man vielleicht in dieser quasi-typischen Geburtstags-Anekdote, die man sich an solchen Anlässen immer erzählt: Warner schickte 1978 einen Mitarbeiter namens Kassar an die Westküste, um den Leuten bei Atari mal zu zeigen, wie man ein Unternehmen strukturiert führt und Marketing macht. Schick im Anzug dort angekommen, begrüßt ihn Bushnell in einem T-Shirt auf dem „I love to Fuck“ steht. Konnte ja nicht gutgehen.

Verkaufsschlager Konsolen

Was gut ging, waren ab 1979 die Konsolen und die Spiele sowieso. Da die Atari VCS, das hölzerne Modell, durch den Umzug meiner Eltern nicht mehr in meiner ständigen Reichweite war, beschloss ich also mit 10 Jahren, mir so viel Geld wie möglich anzusparen um die kleinere 2600, das Nachfolgermodell, zu kaufen. Meine Eltern schossen etwas Geld dazu und weil ich noch nicht geschäftsfähig war, bestellte meine Mutter die Konsole aus dem Quelle-Katalog (ja, so machte man das damals). Als besonderes Geschenk gab es das ebenso einfache, wie spaßige Frogger dazu und Pole Position, für die damalige Zeit ein wirklich gutes Rennspiel, das ich wieder und wieder gespielt habe ohne auch nur annähernd dafür talentiert zu sein. An letzterem hat sich in Bezug auf Rennspiele bis heute nichts geändert. Als so genanntes Schlüsselkind hatte ich auch den Vorteil, dass ich nicht unter ständiger erwachsener Kontrolle stand und so gabs eine Runde nach der anderen, ohne allerdings zu übertreiben. Im Gegensatz zu heute, hab ich damals gar nicht mal so viel Zeit vor der Konsole verbracht.

Während ich also mit meinen zwei Spielen zu Hause saß, war Nolan Bushnell nicht untätig und gründete eine neue Firma. Wer jetzt auf einen bekannten Namen einer Videospiel-Firma wartet, der wartet vergebens, denn er wechselte komplett das Gebiet und gründete…Chuck E. Cheese. Nein, das ist kein Witz. Weg aus der Gaming-Industrie, rein ins Leben der Pizza-Kette, womit er zumindest in den USA erfolgreich war. Erfolgreich für Atari blieb die 2600, die einen unheimlich langen Lebenszyklus aufweisen kann und mit ihren 14 Jahren und 2 Monaten immer noch den Rekord hält. Man stelle sich das einmal vor, ohne große Hardwareänderungen, ohne Onlineanbindung, PSN und Dashboard-Updates…ohne Bimbamborium mal einfach 14 Jahre, bis 1992, durchzuhalten ist schon eine Leistung. Darüber lacht Bushnell wahrscheinlich heute noch, denn Warner hatte im Gegensatz zu ihm nie geglaubt, dass eine Konsole so lange auf dem Markt bleiben kann.

Plattformwechsel

Ich habe leider nicht ganz so lange mit der Konsole durchgehalten, denn unglücklicherweise für sie, glücklicherweise für mich, machte ich Bekanntschaft mit dem C64. Vorteil des Computers war eindeutig, dass bei jedem Gebrauchtkauf nicht nur der PC enthalten war, sondern hunderte Disketten mit noch mehr Spielen darauf. Da es auch hier für mein damaliges Alter wunderbare Spiele gab und das noch umsonst (ich weiß nicht, ob das Wort Raubkopierer damals überhaupt schon existierte, weil man es einfach machte), war Pole Position bald verstaubt und der Ehrgeiz geboren, endlich einmal alle Level von Giana Sisters zu schaffen…der Ehrgeiz besteht heute noch, hab’s nie geschafft, leider. Die Atari 2600 ist immer noch in meinem Besitz und wenn ich es einmal schaffen würde sie reparieren zu lassen, damit sie eine angemessene Reaktion auf das Drücken des On-Knopfs zeigt, würde ich mit Sicherheit wieder Zeit mit ihr Verbringen und der PlayStation die ein oder andere längere Pause können.

Nolan Bushnell ist übrigens in die Spieleindustrie zurückgekehrt und Inhaber von Firmen wie Anti-Aging-Games (einer Webseite mit Spielen, die das Gehirn stimulieren sollen), uWink Inc.(einer Mischung aus touchscreen Geräten und Bistro…einfach mal googeln) und Speed to Learn (Lernspiele und –software).

Also Mr. Bushnell, Happy Birthday und danke für die schönen Kindheitserinnerungen, für die Ideen die Sie hatten und für ihren Einfluss auf mein Hobby.

Jeder hat seine eigenen Erfahrungen mit dem Einstieg in die Viedeospielwelt. Welche sind eure?

Kommentare
 
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  • MonkeyHead
    4. Februar 2012 at 20:51

    Bei mir waren es im Prinzip zwei Erlebnisse die mich zu den Videospielen gebracht haben. Heute vermag ich aber nicht mehr zu sagen, welches Ereignis zuerst geschah. Zum einen brachte mein Vater irgendwann den ersten Computer mit nach Hause, was an und für sich natürlich schon eine super Sache war. Da reichten mir auch schon die paar Spiele die mitgeliefert wurden. Besonders in Erinnerung blieb mir ein Lernspiel, wo man nicht nur Deutsch und Mathe lernte, sondern auch einen Wetterbericht und ähnliches machen konnte. Auch so physikalische Sachen konnte man machen. Hat mich total begeistert. Und noch heute klingt mir der Satz des Wettermannes im Ohr, wenn starker Wind wehte, sagte er mit monotoner gelangweilter Stimme:„Starker Wind.” Irgendwann war mir dass dann nicht mehr genug und es musste mehr her. Dieses mehr bestand dann aus Die Siedler II und Caesar III. Ich habe diese Spiele wirklich bis zum abwinken gezockt und liebe sie heute noch.

    Das andere Erlebnis war das SNES eines Freundes. Mit diesem Freund bin ich eigentlich immer draußen gewesen. Der Wald in der Nähe lud zum Spielen ein und der Bauer war am meckern, wenn man durchs meterhohe Kornfeld tobte. Statt FIFA oder PES wurde for real gegen den Ball gekickt oder auch mal ein Ball in den Korb geworfen. Doch dann hatte mein Kumpel eines Tages das SNES in seinem Zimmer stehen und dann war es vorbei mit dem draußen sein. Mario Kart, Bomberman und andere Spiele wurden Stunden gezockt und wenn wir die Eltern meines Freundes nicht mehr überreden konnten, doch noch weiterzuzocken, so schlief man nicht lange und hat am morgen direkt weitergezockt.


  • 5. Februar 2012 at 08:40

    Meine allererste Spielerfahrung überhaupt war Pac-Man auf einem Atari VCS 2600. Grandios! Wir waren zu Besuch bei Freunden meiner Eltern. Das müsste so 1986 gewesen sein. Danke Nolan und allen anderen Pionieren der Videospielgeschichte!


  • 6. Februar 2012 at 15:25

    Mein erster Kontakt war der Game Boy, den ich mir mit 4 Jahren ertrotzt habe 🙂 Dann kam Civilization auf MSDOS und ich wundere mich heute noch, wie ich das spielen konnte, ohne lesen zu können. Weiter ging es mit dem SNES. und Secret of Mana, A Link to the Past, Donkey Kong Country… die 90er waren ein Paradies 🙂


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