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Forza Motorsport 3 – Nur fliegen ist schöner!

von am 20. November 2009
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Lesezeit: 9 MinutenDer richtige Augenblick für einen aussagefähigen Test von Forza Motorsport 3 ist gekommen. Ich habe soeben das Pad aus der Hand gelegt. 134 Kilometer Road Atlanta. Das waren 34 Runden (oder auch 62 Minuten und 50 Sekunden) volle Konzentration und ständiger Bleifuß – pardon – Bleizeigefinger. Alle bisherigen Rennen stellt dieser Marathon – welches übrigens das erste von zehn Langstrecken-Rennen ist – in den Schatten. Es steht für mich exemplarisch für so viel, was Forza Motorsport 3 ausmacht und ist doch nur ein Bruchteil des Spiels.

Was habe ich gemacht?

Ich habe mich nun in der Karriere vier Saisons lang mit unendlichen Zusatzveranstaltungen, über unzählige Rennstrecken auf allen Kontinenten auf diese Langstrecken-Rennen vorbereitet und doch das Spiel noch nicht ausgeschöpft.

34 Runden lang in einem schwer aufgebohrten Toyota Yaris.
Die ersten vier Runden fuhr ich volles Risiko, ließ meine sieben Kontrahenten hinter mir und das Feld begann sich aufzuclustern. Dann hatte ich freies Feld, musste mir keinen Kopf mehr um meine Verfolger machen und hatte die Strecke verinnerlicht. Die nächsten fünf bis sechs Runden kämpfte ich um noch bessere Rundenzeiten, dann hatte ich niemanden mehr hinter mir und ich fühlte irgendwie, dass ich in den Kurven weniger Grip hatte. Ich tat etwas, was ich bisher selten getan hatte. Ich rief – während ich auf einer langen Geraden beschleunigte – die Telemetriedaten ab. Achsverteilung, Scherkräfte, Reibung. Da! Reifenabnutzung! 9,3 % beim Reifen vorne links. 7,1 % hinten rechts. Die Auswirkungen spürte ich bereits in den Rechtskurven, wenn der frontgetriebene Flitzer mit der Nase voraus in Richtung Fluchtpunkt rückte.

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Ich fuhr weitere fünf Runden und stellte fest, dass meine Reifen immer mehr Grip verloren. Anfangs waren es 0,5% mehr Abnutzung pro Turn, dann wurden es immer mehr. Mein Entschluss in Runde 24 in die Box zu fahren stand fest. Bis dahin hatte ich bereits vier Wagen überrundet und über eine Minute Vorsprung auf den Zweiten.
Der Boxenstopp kostete mich 30 Sekunden, zwei der Fahrer hatten sich wieder entrunden können. Es dauerte eine mittelmäßige Runde bis die neuen Reifen Betriebstemperatur hatten, dann fühlte es sich an, als hätten sie plötzlich kleine Saugnäpfe bekommen, denn der Grip war jetzt wieder erstklassig. Die Strecke fuhr ich quasi im Schlaf, aber ich wollte es noch einmal wagen einen neuen persönlichen Rundenrekord aufzustellen. Bis drei Runden vor Schluss lag ich am Ende jedes Turns immer knapp unter der Bestzeit, dann tauchten drei Fahrzeuge vor mir auf.
“Die krieg ich noch!”
Zwei von ihnen sollte ich tatsächlich noch einholen. Den dritten bekam ich nicht mehr. Aber meine Bestzeit bekam ich noch! In der letzten Runde.

Das Spiel beginnt

Anfangs war ich skeptisch, ob mir ein derart simulationslastiges Rennspiel wie Forza Motorsport 3 wirklich viel Freude bereiten kann und mir viel Freizeit abverlangt. Dieses Maß an Faszination hatte ich nicht erwartet. Das Spiel empfängt den Zocker, oder die Zockerin mit offenen Armen. Die erste Wohltat: “Hier bitte schön. Hier ist dein Audi RS8 quattro. Fahr ein bißchen damit herum.”
Nach dieser Spritztour fängt man Autotechnisch ganz unten an. Wobei wir immer noch von tollen Alltags-Fahrzeugen, wie z.B. dem neuen Ford Fiesta reden! Die Karriere beginnt und man findet sich plötzlich auf Rennstrecken überall auf der Welt wieder. Einige kennt man aus dem Fernsehen, von anderen hat man noch nie etwas gehört. Über 100 Kurse sind es insgesamt. Jede Rennsaison besteht aus einem zweiwöchigen Turnus. Zwei Wochen lang kann man aus mehreren Veranstaltungen heraus aussuchen, wo und in welcher Klasse man fahren möchte. Zu Beginn der Karriere sind das natürlich die kleinen Fahrzeug-Klassen. Dann, am zweiten Wochenende findet der Meisterschaftslauf statt. Ein längeres Rennen, bei dem man seinen kleinen Flitzer und das eigene Können einer ersten echten Probe unterzieht. Es folgen wieder eine komplette Woche mit einer ausgewählten “Nebenveranstaltung”, die auch noch in den ersten fünf Tagen der zweiten Woche weiterläuft. Dann ist wieder die Meisterschaft dran.

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Die Kurse werden mit der Zeit größer, die Rundenzahlen steigen an und es werden endlich auch mal die kompletten Strecken und nicht nur Teilstücke gefahren. Die Saisons fliegen dahin, die Nebenveranstaltungen lassen uns an immer neuen Orten mit immer neuen Fahrzeugen spielen. Nach der F-Meisterschaft kam die C-Meisterschaft, dann A und R3.
Im “Veranstaltungs-Modus”, also neben der laufenden Saison, habe ich auch noch die E- und die D-Meisterschaft geangelt.

Das vierte Jahr schreiben wir nun. Das Vehikel unter dem virtuellen Gesäß ist zu einer ohrenbetäubenden Kampfmaschine geworden. Wir bewegen uns nun jenseits der 500 PS-Marke, manchmal sind es auch über 1000 PS. Bei Tempo 280 kann einem im “Ferrari F40 Competizione” schon mal anders werden. Der Motor brüllt nicht mehr, er schreit. Und jeder Schaltvorgang wird spätestens ab hier nicht mehr mit einem kruzen, sanften Vibrieren vom Controller gekontert, sondern bringt ein regelrechtes Rumpeln mit sich.

Wie sieht es aus?

Grafisch ist das Spiel ein Leckerbissen. Full-HD ist gerade bei Rennspielen was Feines. Und sogar auf dem schnöden Röhrenfernseher vom Anfang dieses Jahrtausends sieht das Spiel einfach super aus. Die Autos, die vorbeifliegende Landschaft, ja sogar das Interieur der Wagen ist einmalig detailliert und lockt ein ums andere Mal den Instant-Mundwinkel-Speichelfaden hervor. Wer über diese Grafik unbedingt nörgeln will der kann sich ja der Illusion hingeben, dass manchmal die Fahrzeuge im Rückspiegel einen Zentimeter über dem Boden zu fahren scheinen. Aber: das ist nörgeln auf ganz ganz hohem Niveau!

Wie spielt es sich?

Spielerisch ist das Spiel sehr gut gelungen. Die Steuerung mit dem Pad ist wirklich simpel.
Rechter Trigger zum Beschleunigen, Linker Trigger zum Bremsen.
Stick 1 ist zum Lenken da, Stick 2 fürs freie Umsehen.
Wer gern mit der Handbremse spielt, braucht den A-Button, die Kamera hat fünf verschiedene Perspektiven und lässt sich mit dem rechten Schulter-Button umschalten. Wer gern zum Schaltknüppel greift – ich persönlich gehöre nicht dazu – kuppelt mit dem linken Schulter-Button, schaltet mit X runter und mit B rauf.
Klingt kompliziert. Ist es aber nicht.

Denn Forza Motorsport 3 lässt nicht nur Hardcore-Fahrer einsteigen. Im Rennen selbst gibt es eine Zurückspul-Funktion, wenn du mal eine Kurve vergeigt hast. Das funktioniert in den meisten Fällen, sollte aber nicht zur Gewohnheit werden, denn in Multiplayer-Modi klappt das natürlich nicht.

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Du willst kein ESP, nicht selber schalten, keine Ideallinie, keine Auto-Bremse (ja die gibt es wirklich und bremst dich in Kurven ein, sodass du eigentlich nur Gas geben und lenken musst), kein ABS, kein was-weiß-ich? Kein Problem. Lässt sich alles wunderbar einfach bei den Fahrhilfen einstellen und anpassen. So sind die Grenzen der Schwierigkeitsgrade fließend.
Das gilt natürlich auch für die KI der Gegner. Die sind dir ‘ne Spur zu bräsig, oder du möchtest, dass ein Rempler auch Konsequenzen hat und nicht rein optisch beeinträchtigt? Auch das kann man selber einstellen und regeln. Einzig und allein bei der Gegner-KI wurde ein klein wenig geschludert!

Niedrigste Stufe: Du hast keine Gegner, du hast Opfer!
Mittlere Stufe: Die Jungs halten sich an die Streckenbegrenzung und können kontern.
Höchste Stufe: Eine Armee von Michael Schumachers gepaart mit Westerwelle-artiger Penetranz!

Der Sprung von mittlerer zu höchster Stufe ist schon enorm krass ausgefallen. Ich habe mich zu Beginn der vierten Saison nach einem “durchwachsenen” Rennen wieder zurückorientiert.

Je schwerer man es sich macht – soll heißen: je mehr Hilfen du ausschaltest – desto mehr Erfahrungspunkte und Credits spülst du pro Rennen in deine Kasse. Und mit jedem erfolgreichen Sieg macht man Hersteller auf sich aufmerksam. Steigst du eine der insgesamt 50 Stufen auf, wirst du mit einem neuen Fahrzeug belohnt. Nicht immer, aber immer wieder. Steigt dein Vehikel eine seiner fünf Stufen auf, werden Upgrades günstiger. Die Fahrzeuge zu verbessern ist nicht einfach, aber das “schnelle Upgrade” nimmt einem auf Wunsch auch dies ab. Nur das Styling mit neuen Lackierungen und Aufklebern muss man selber übernehmen und ist ein wenig knifflig. Hat man einmal den Bogen raus und sich intensiv damit beschäftigt, sind der Fantasie dank 500 möglicher Aufkleber und jeder Menge Decors und Lacken quasi fast keine Grenzen gesetzt. Das Tolle ist: Designs oder Teile von Designs – etwa selbstkreiierte Designs – lassen sich dank Xbox LIVE tauschen, verkaufen oder verschicken.

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Der Fuhrpark

Das gilt übrigens für den gesamten Fuhrpark. Denn hat man im freien Spiel jeden Wagen den man gerne haben möchte zur Verfügung, wächst der Fuhrpark im Karrieremodus langsam an und wird niemals solche Ausmaße annehmen. Manches Mal bekommt man einen Wagen geschenkt, bei dem man sich denkt “Was will ich denn damit?” Also ab zur Versteigerung mit der hässlichen Schlurre. Via Xbox LIVE wird sich sicherlich ein Verrückter finden, der den soeben ausrangierten Wagen haben will. Hier bin ich übrigens auch auf einen meiner Lieblingswagen aus Forza Motorsport 3 gestoßen und habe ihn ersteigert: Ein “Ford GT” aus dem Jahre 2005. Bis auf’s Äußerste optimiert und aufgebohrt. Ein Heidenspaß dieser Kilometerfresser!

Über 400 Fahrzeuge aus allen Teilen der Welt versammeln sich in Forza Motorsport 3. Insgesamt tummeln sich 53 Automobil-Hersteller in der virtuellen Garage. Kürzlich wurden neue Fahrzeuge per kostenlosem Download hinzugefügt. Mit anderen Worten: hier ist noch lange nicht Schluss. Die Wagen teilen sich in verschiedene Leistungsklassen auf: F, E, D, C, B, A, S, R3, R2, R1.
Zur Orientierung: Unter F befinden sich Autos, wie der beschriebene “Ford Fiesta, diverse ältere Golf-Versionen und mein “Toyota Yaris”. “Porsche Boxster C”, “Audi TT” oder “Mercedes CLK55 AMG Coupe” finden wir unter C. Supersportwagen, wie der “Pagani Zonda C12”, “Porsche Carrera GT”, oder die “Dodge Viper Competition Coupe” sind sinniger Weise unter S einsortiert. Was danach kommt sind Rennfahrzeuge wie Tourenwagen, Stock Cars, oder Wagen der GT-Serie.

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Jeder Wagen lässt sich – wie schon erwähnt – aufwerten und sogar über die ursprüngliche Leistungsklasse hinweg tunen. Aber macht es wirklich Sinn einen “Golf I” soweit pimpen, bis er vor lauter Kraft sich selbst zerreisst?

Das Fahrverhalten ist überigens erstklassig. Egal in welches Auto man einsteigt, man fängt fast immer bei Null an. Denn jeder Wagen steuert sich anders. Eine Vollbremsung mit Lenkmanöver ist auch im wahren Leben keine gute Idee, weil man dann den Wagen nicht mehr kontrollieren kann. Das ist bei FM3 nicht anders. Streifen wir die Wiese neben der Rennstrecke nimmt der Wagen Reißaus. Berühren wir die Kurvenbegrenzer ein Stückchen zu doll, hebt der Wagen ächtzend ab. Schlingern, Bremsen, Gasgeben, Rempler, Abflüge… alles basiert auf einer ausgeklügelten Fahrphysik. Den einzigen echten Minuspunkt bekommt das Spiel für sein Schadensmodell. Hier hätte ich mir einen Hauch mehr Realismus gewünscht. Allerdings ist auch das Nörgeln auf hohem Niveau. Denn seien wir mal ehrlich: wer will schon, dass man ständig nicht ins Ziel kommt, weil irgend so ein Hornochse von Rennfahrer vor der Kurveneinfahrt die Bremse nicht gefunden hat und jetzt in deinem Kofferraum hockt?

Die Benutzeroberfläche

Forza Motorsport 3 kommt sehr aufgeräumt daher. Wenig Schnörkel, kein unnötiger Tamtam. Manch einem Adrenalin-Junkie mag das zu klinisch vorkommen. Ich finde es herrlich entspannend.
Die Menüs sind klar verständlich und in klarem, unschuldigen Weiß gehalten.

Der Multiplayer-Part

Ob im Splitscreen, oder mit mehreren Online, das Spiel macht auch im Mehrspieler-Modus Spaß. Und zwar nicht knapp. Denn menschliche Fahrer sind unberechenbar. Sie attackieren an völlig irrationalen Stellen, kontern, obwohl der Platz verloren ist, riskieren Rempler, klauen dir die Ideallinie und brettern dir auch schon mal in die Karre, wenn Du gar zu übermütig warst und mit einem Gegenangriff gar nicht mehr rechnest. Es sind die Emotionen, die den Mulitplayer-Modus bestimmen und genau so sollte das auch sein.

Das Fazit

Forza Motorsport 3 ist ein wahrlich prächtiges Rennspiel. Es sieht verdammt gut aus, lässt sich wunderbar an die eigenen Fähigkeiten und Fahrgewohnheiten anpassen und wartet mit über 400 Fahrzeugen auf so ziemlich jeden Hobbyrennfahrer da draußen. Wer zuviel Freizeit hat, mit der er nichts anzufangen weiß, kann dieses Problem wunderbar mit FM3 lösen. Denn das Spiel hat Suchtpotential. Die immer länger werdenden Rennen und damit auch Saisons bieten Dutzende Stunden Spielzeit. Das Herumschrauben, kleben und sprayen an den Autos macht richtig Spaß und kann zur absoluten Perfektion betrieben werden. Die Steuerung und Handhabung sind ausgezeichnet. Es fällt wirklich schwer Kritikpunkte in dieser komplexen Rennsimulation zu finden. Eine Gegner-Schwierigkeitsstufe zwischen mittel und schwer wäre toll gewesen. Vielleicht könnte man auch noch ein paar Strecken mehr beim nächsten Mal mit einbauen. Ansonsten: Daumen hoch!

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