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Kommentar – Wie spielen wir, wenn wir alt sind?

von am 11. Mai 2012
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Lesezeit: 5 MinutenDie Frage “Wie werde ich spielen, wenn ich 50 Jahre alt bin?” hat mich in den letzten Wochen immer wieder beschäftigt. Und ich habe mich mit vielen Leuten unterhalten, die älter sind als ich und die dieser magischen Zahl schon bedeutend näher gekommen sind. Eine einfache und allgemein gültige Antwort kann es nicht geben, darum werde ich mal von mir persönlich ausgehen und einen Blick in meine Zockerzukunft werfen.

Bevor man in Zukunft schaut, sollte man aber auch einen Blick in den Rückspiegel werfen:

Vor zehn Jahren

Vor zehn Jahren habe ich Nächte durchgezockt. Da kamen mir Spiele wie CounterStrike, Unreal Tournament, Star Wars: Jedi Knight II, Stronghold, Call of Duty, Medal of Honor, Diablo i & II und die Need for Speed-Reihe gerade recht. Gezockt wurde alles, teilweise mehrere Stunden am Stück, bis draußen schon wieder die Vögelchen zwitscherten. Ich war hauptsächlich PC-Zocker, viel Geld floß in mein Hobby. Spiele wurden mit Mods gepimpt und vieles ausprobiert.
In dieser Phase bin ich dann in meine erste eigene Wohnung gezogen, lebte allein und war mein eigener Herr.
Da mit der ersten Wohnung auch die Berufsausbildung zum Koch begann, wurde die Freizeit knapper, die durchgezockten Nächte schnell weniger und ehe ich mich versah, wurde der GameCube mehr beansprucht, als der PC.
“Nur noch n paar Runden Need for Speed. Dann geh’ ich schlafen.”
Das war die Devise geworden.
Eine Verletzung an der rechten Hand setzte meiner Kochlehre ein jähes Ende und beendete auch erstmal alle Konsolen-Spielereien, da ich kein Pad mehr halten konnte.

Vor sieben Jahren

2005 begann dann, nach der Genesung meiner Hand die PC-Zockerei wieder. Für neue Konsolen-Spiele fehlte mir das Geld, also spielte ich weiterhin die PC-Titel, die ich ohnehin schon hatte und die auch weiterhin Spaß machten. Aus Jux und Dollerei bewarb ich mich dann bei GIGA als Praktikant bei GIGA//Games.
Was dann kam, war für einen Zocker wie mich damals, wie ein Sechser im Lotto. Ich hatte quasi unbegrenzten Zugang zu Spielen, war mitten drin im GIGA-Zirkus und wechselte täglich meine Zockervorlieben. Gespielt wurde alles und zu jeder Zeit. War ja schließlich Teil des Jobs, irgendwie. Und wenn nicht, redete man sich das ein, wenn man die halbe Nacht mit einem oder gleich mehreren Spielen verbrachte. Mein GameCube und mein PC leisteten in dieser Hochphase Erstaunliches.
Als ich dann auch noch von einem Arbeitskollegen und Freund meinen ersten DS geschenkt bekam, war ich endgültig hinüber.
Jetzt wurde auch unterwegs gezockt. In der ersten Zeit wohnte ich noch in Heiligenhaus, zog dann um nach Essen, von dort nach Bonn und dann nach Neuss. Ich hatte also in den kommenden Jahren immer genug Zeit, um unterwegs meinen DS zum Glühen zu bringen.
Mit der Zeit wurde ich also zum Konsolero und Handheld-Spieler. Denn PC benutze ich fortan eigentlich immer seltener zum Zocken.
Für Call of Duty Modern Warfare und für Defcon. Das war’s.

Stand heute

Die Wii löste den GameCube ab, der DS wurde durch den DSlite, dann durch den DSi und schließlich durch den 3DS ersetzt, ich bekam eine Xbox 360 geschenkt und inzwischen tummeln sich hier auch eine PS3 und eine Vita herum. Gezockt wird auf allem, aber meistens berufsbedingt. Meine privaten Vorlieben für Mario Kart, Call of Duty, The Legend of Zelda, Fable, Forza Motorsport und Der Herr der Ringe: Der Krieg im Norden sind ungebrochen. Ich reite immer noch gerne in Red Dead Redemption durch die Prärie und battle mich gerne auf dem Schlachtfeld bei Homefront. Aber ich spiele seltener für mich, also für private Zwecke. Da bin ich sehr wählerisch geworden.
Im Moment stecke ich noch fest im Übergang zwischen “Uh, das neue XYZ ist da, das muss ich unbedingt spielen!” und “Ach… da spiele ich lieber ABC weiter.”!

Ich weiß, dass ich niemals alles das spielen werde, was mich interessiert, aber ich beginne zu begreifen, dass es darauf auch gar nicht ankommt. Wenn ich mit den Sachen, die ich ohne Stress zu produzieren guten Gewissens in meinen Arbeitsalltag einstricken kann, glücklich und zufrieden sein kann, warum sollte ich dann noch mehr spielen wollen? Die Zeit dafür, müsste ich von etwas anderem wegnehmen. Und ganz ehrlich: manchmal macht mir dieser Bügelberg in der Abstellkammer Angst. Den darf man nicht vernachlässigen, sonst fällt er um und begräbt mich unter sich.

Was heißt das für die Zukunft?

Ich glaube, in den nächsten fünf Jahren, wird die Zeit, die ich in Videospiele privat stecken kann, immer mehr zurückgehen. Es wird dann zwischendurch Videospiel-Abende geben, wo man mit Freunden zusammen spielen wird, ab und an werde ich bei meinen COD-Kollegen vorbeischauen und hier und da auch mal für mich spielen können, aber im Großen und Ganzen, wird das weniger werden. Wenn wir dann noch Kinder in die Welt setzen, dürfte das insgesamt nochmal weniger werden. Ich meine, wer den ganzen Tag mit Kindern im Haushalt herumhantiert und eine Gaming-Webseite betreut wird zwangsläufig irgendwo mit Spielen in Verbindung kommen, aber ich denke, dass es dann mehr kurzzeitige Spielerlebnisse sein werden. Langes, intensives Gameplay wird dann eher die Seltenheit sein.

Es wird zu einer Verlagerung kommen. Nur noch das wird gespielt, was kurzzeitig möglich ist. Das müssen keine Casual-Games sein, aber es werden sicherlich keine Skyrims, Diablos oder Zeldas sein. Das löst beim Gedanken daran ein wenig Wehmut aus, weil es vom jetzigen Zeitpunkt nicht richtig erscheinen mag, dass man sein Hobby so sehr den Lebensumständen entsprechend anpasst, aber ganz ehrlich: das haben wir im Grunde immer gemacht. In der Zeit nach meiner ersten richtigen Beziehung habe ich gezockt bis der Arzt kam. Als ich dann wieder in einer Beziehung steckte, wurde es deutlich weniger. Es geht bei Hobbies immer um die Waage. Prio Nummer Eins muss immer sein: Kriege Dein Leben auf die Reihe. Prio Nummer Zwei: Gestalte Deine Freizeit als Ausgleich zu deinem Job und deinen anderen Pflichten und Aufgaben.

Kinder sind die größte Herausforderung, der ich mich in diesem Leben stellen werde. Und ich will keine Drecksblagen heranziehen. Also werde ich es richtig machen. Oder zumindest versuchen. Habe ich dann noch Zeit für ein gutes Game, bin ich der glücklichste Mann der Welt.

Und irgendwann werde ich dann gemeinsam mit meinen Kindern spielen. In unserem hauseigenen Holodeck. Denn die N-Box 3000 funktioniert mit 3D Projektionen und manifestierbaren Molekülwerfern, um eine realistische Spielumgebung zu erzeugen. Da braucht man dann schon einen eigenen Raum für. Und da spielen wir dann als Familie, ich allein mit meinem Sohn und allein mit meiner Tochter, meine zukünftige Frau, wird zum Fitness machen die N-Box 3000 benutzen und auch der Kater hat seinen Spaß bei der virtuellen Vogel- und Mausjagd in It’s a cat’s World II, dem zweiten Teil des ersten Holospiels für Hauskatzen.

Wenn die Kids dann endlich in die Oberstufe kommen, kann sich der Papa auch wieder all den fantastischen Spielen zuwenden, die er früher schon so gerne gespielt hat. Dann gehe ich in meinen Keller, mit all’ den Erinnerungen an die guten alten “Nuller”- und “2010er”-Jahre. Dann werde ich den kurzweiligen Spielen wieder den Rücken kehren und stundenlang in epische Fantasy- und Science-Fiction-Geschichten abtauchen, werde Prinzessinnen, Königreiche und Welten retten, werde Gegner mit Schwertern und Zaubersprüchen erlegen und riesige weite Spielwelten erforschen, um unter jedem Stein und hinter jeder Hausecke nach versteckten Items zu suchen.
Und zwei Mal im Jahr treffe ich mich mit meinen alten COD-Kollegen, um bei einer zünftigen LAN mit gleichalten oder älteren Herrschaften gemeinsam auf Frag-Jagd zu gehen, nebenbei zu grillen und vielleicht das eine oder andere Bier zu trinken, um dann um elf Uhr schlafen zu gehen.

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