Assassin's Creed, Piratenspielen
+ beeindruckende Meeresanimation
+ stimmungsvolle Musik
+ die passenden Synchronsprecher
+ große Freiheit zu bestimmen, wann man was tut
- Treppchenbildung an Kanten
- Edward klettert beim Rennen ständig
- gibt es denn wirklich so wenig unverbrauchte Synchronsprecher?
- unfassbar schlecht aussehende Textur von Haut in Videosequenzen
Lesezeit: 6 MinutenIn Assassin’s Creed IV: Black Flag – offizieller vierter Teil der erfolgreichen Ubisoft-Reihe – geht es um Piraten, Assassinen, Templer und die raue See. Vor allem aber geht es darum, wie Videospiele in der Zukunft aus Erinnerungen entstehen und technologisiert werden, um Spiele zu erstellen die echter sind, als echt. Ein Spiel, im Spiel, im Spiel, im Spiel und das Meer ist sein Protagonist.
Edward will in seinem Leben mehr erreichen als in einer windgebeuteten Hütte zu leben und Essen zu essen, von dem man krank wird. Er möchte Ruhm, Reichtum und Macht. Um dies zu erreichen heuert er bei den Freibeutern an, fährt zur See und lässt seine Frau alleine zurück. Es wird nur für ein Jahr sein, verspricht er ihr.
Doch dann gerät sein Schiff in einen Sturm und er strandet auf einer recht verlassenen Insel, zusammen mit einem Mann namens Duncan, der Edward viel, viel Gold dafür anbietet, damit er ihn nach Havanna bringt. Kurzerhand zählt Edward eins und eins zusammen und beschließt, dass er viel reicher werden kann, wenn er den Fremden einfach umbringt. Und nicht nur das, er gibt sich als der Assassine Duncan aus, der zu einem ominösen Treffen mit dem spanischen Botschafter unterwegs ist. Wie gut, dass dieser nicht weiß, wie Duncan aussieht.
Schnitt. Man wacht auf in einem Labor von Abstergo, eben dem Spielehersteller der zu Beginn von Assassin’s Creed IV: Blag Flag direkt nach Ubisoft genannt wird. In der nahen Zukunft hat Abstergo eine Technik entwickelt, um Menschen die Möglichkeit zu geben, Erinnerungen ihrer Vorfahren zu durchleben und diese aufzuzeichnen. Aus den spannendsten Fragmenten dieser Erinnerungen soll ein neues Videospiel entstehen, bei dem man als Pirat durch die Karibik des 18. Jahrhunderts segelt. Unser Auftrag: So viele spannende Erinnerungen wie möglich zu durchleben um so das perfekte Spiel entstehen zu lassen.
Schnitt. Wir sind wieder Edward, der sich durch das Havanna von 1715 kämpft und sich den Templern anschließen soll. Schnitt. Man flieht vor Spaniern. Schnitt. Edward ist wieder draußen auf dem Meer. Eine Flut von Erinnerungen und Ereignissen, die alle irgendwann passiert sein könnten und doch nicht ganz real zu sein schein. Edward wird Kapitän, Edward erobert die ersten Schiffe, Edward führt Seeschlachten und Edward feiert mit Bonnie und Black Beard ein Fest.
Gameplay: Das Spiel, bei dem man nicht rennen kann, ohne eine Wand zu erklimmen.
Ubisoft hat wieder einmal einen neuen Assassin’s Creed-Teil herausgebracht und geht damit weiter in die Verlängerung der Geschichte um die Templerorganisation Abstergo Technologies. Und wieder ist es ein Spiel, welches kaum so sehr wie ein anderes das Prädikat “Jump ‘n’ Run”” verdient hat. Wie bereits aus der Reihe bekannt, rennt der Protagonist von Ort zu Ort, erklimmt Mauern, raubt, plündert, mordet ab und zu und schafft es irgendwie dabei die Handlung voran zu treiben. Dabei wechseln sich Filmsequenzen und Videospielszenen ab.
Zumindest lässt es sich grob so zusammenfassen. Daneben lernt der Protagonist zu kämpfen – mit bloßen Händen, Schwertern, Pistolen, Wurfmessern und Bomben – sich anzuschleichen und unauffällig in der Menge zu verschwinden. Als große Neuerung dieses Spiels gelten die Seeschlachten, bei denen Edward und seine Crew das karibische Meer bereisen, feindliche Schiffe mit Kanonen angreifen, plündern, rauben und entern. Das volle Piratenprogramm also.
Abgesehen von dem neuen Setting und den Seeschlachten, die es zwar auch schon im Vorgänger gab, aber jetzt mehr in den Fokus gesetzt wurden, spielt es sich ziemlich genauso wie jeder andere vorherige Teil. Die Bewegungen, die Aktionen, die Kamerapositionen, ja sogar die kleinen, ätzenden Fehler sind eins zu eins in das neue Spiel übertragen worden. Die Aufgaben bestehen größtenteils aus „Schleich dich an“, „Verfolge diese Person unentdeckt“, „Töte Person X“, „Stehle dies oder das“ und „Bring mindestens so und so viele Leute um“. Dazu klettern man auf verschiedene Gebäude/ Bäume/ Schiffe, genießt die sich langsam drehende Kamera, wenn man einen hohen Punkt erreicht hat, springt hinab und landet auf einem Feind – dem man einen tödlichen Klingenstoß verpasst – oder in einem der vielen Heuhaufen, die Gott sei Dank überall in der Stadt verteilt herumliegen.
Und aus irgendeinem Grund, den vermutlich nur die Macher des Spiels verstehen, ist Edward so unglaublich übermotiviert beim Klettern und Springen, dass er gerne mal, während man eine Person durch die Stadt verfolgt und um eine Ecke laufen möchte, genau diese Ecke zu beklettern versucht. Und die nächste. Und die nächste. Und das Fass, die Wand, den Pferdewagen und die Kisten. Es wäre auch zu leicht, wenn man auf einer geraden Strecke einfach geradeaus laufen würde. Oder etwa nicht? Genau diese Übermotiviertheit, die in Teil eins noch cool war, in Teil zwei etwas seltsam wurde und in Teil drei anfing zu nerven, sorgt nun dafür, dass man sich wünscht, dass Edward einfach nicht automatisch klettern kann.
Multiplayer Ahoi!
Im Multiplayer wird sehr viel weniger geklettert, dafür viel geschlichen, gemordet und versteckt. Im Team oder alleine muss man immer wieder bestimmte Personen aufspüren, sich anschleichen und das Opfer ermorden, bevor man selber zum Opfer wird. Um sich zu tarnen kann man sich den kleinen NPC-Grüppchen anschließen, sich kostümieren oder in Blätter- und Heuhaufen untertauchen.
Natürlich spielt man im Multiplayer nicht Edward, sondern eine vorgefertigte Figur, die man am Anfang einer jeden Runde neu wählen kann. Wenn es denn zu einer neuen Runde kommt. Gerade auf der Wii U ist dies nämlich etwas schwierig, da die Community nicht gerade die größte zu sein scheint. Praktischerweise lassen sich dafür eigene Spielmodi mit eigenen Regeln festlegen (Spielelabor) und das alles in der Forschungsumgebung des Animus. Unterm Strich passiert im Mehrspielermodus nicht wirklich irgendetwas Neues.
Und so kommt es, dass sich das Spiel spielt, wie Assassin’s Creed sich eben spielt – egal ob Einzel- oder Multiplayer – und wer dies nicht mag, der wird sich niemals mit dem Spiel anfreunden können.
Grafik und Sound: Das Meer und die Piratenfantasie
Es sei denn für dieses wundervolle Meer. Dieses animierte Wasser, welches einen den Winter vergessen lässt und einen sanft mit seinen Wogen umfasst. Diese See, die bei Zeiten rau und wild ist und dann wieder friedlich die einzelne Rettung bietet, wenn man von einer Schar Feinde verfolgt wird. Dieser blaue Haufen voller liebevoll ausgearbeiteter Pixel, die glitzern, Funkeln und einem zeigen, warum es die Piraten immer wieder hinaus auf die See zieht. Oh ja, hier ist es Ubisoft wirklich gelungen etwas Beeindruckendes zu schaffen, welches gerade noch so von den wogenden Flammen erreicht werden. Und gerade weil das Meer so großartig und endlos ist, wirken die anderen Gegenstände und Texturen im direkten Vergleich irgendwie matt und lieblos. Ja, sogar pixelig und eckig.
Erst wenn man das Meer verlässt treten die Konturen der Figuren richtig hervor, die Texturen wirken hochwertig und naturalistisch und die vielen Details der Städte kommen wirklich zur Geltung. Aber leider nur, wenn man es nicht mehr mit dem Meer vergleichen kann.
Was die Grafik bei Konsolenspielen angeht, changiert dieses Spiel in einer wirklich hohen Liga und dennoch könnte man an manchen Stellen mehr erwarten. Wenn die Schatten kleine ausgefranste Pixelränder bilden oder die Hauttexturen in den Videosequenzen Edward wie eine Ken-Puppe wirken lassen. Oder wenn man von einem Stadtteil in einen anderen läuft und sich dort das komplette Gebiet Eins-zu-eins wiederholt. Genau an diesen Stellen würde ich mir einen Hauch mehr Detailverliebtheit und Aufmerksamkeit wünschen.
Ausgeglichen werden diese kleinen Ungenauigkeiten definitiv durch die sehr stimmungsvolle Musik. Der Mix aus geballter Action, ruhigen Geräuschen und rauen Piratenmelodien katapultiert den Spieler direkt hinein ins Jahr 1715 und in die Abenteuer von Kapitän Edward. Es überrascht kaum, dass ausgerechnet Brian Tyler und Olivier Derivière für die Musik verantwortlich sind. Tyler, der Fast & Furious, Iron Man 3 oder auch der Final Destination-Reihe ihren Sound verpasste und Derivière, der eher in der klassischeren Musik angesiedelt ist, haben hier einen Mix gefunden, der die unterschiedlichen Szenen möglichst farbenfroh in Szene setzt, ohne dabei die bekannte Atmosphäre aus Assassin’s Creed zu verändern.
Fazit: Jump ‘n’ Run-Adventure für Assassin’s Creed-Fans
Ich hab wirklich lange darüber nachgedacht ob mir dieser Assassin’s Creed-Teil wirklich gefällt. Schließlich funktioniert er gut als Bestandteil einer Reihe und liefert genau das, was man von den Vorgängern gewohnt ist. Klettern, anschleichen, jagen, stehlen, töten. Ab und an ein paar Fragen nach der Metaeben und wer hier eigentlich mit wem spielt und dann geht es weiter mit einer Handlung voller Betrug, Verrat und Mord. Dazu tolle Musik und große, historische Settings und fertig ist ein neuer Nachfolger von Assassin’s Creed. Aber reicht dies aus um das Spiel gut zu machen oder gar besonders? Kann das Spiel für sich stehen und als es selber funktionieren?
Ich denke, dass dieses Spiel wirklich eine nette Fortführung für Assassin’s Creed-Fans ist und als Teil der Reihe funktioniert. Wenn man die Reihe wirklich mag und mit ihren Eigenheiten gut klar kommt. Aber vor allem würde dieses Spiel sehr gut für Neulinge funktionieren. Für diejenigen, die nicht wissen, dass dieser Holzbalken oben am Turm die eigentliche Aussichtsplattform ist und der Heuhaufen unten nur auf einen tödlichen Sprung wartet. Es ist genau das richtige Spiel für alle, die noch keinen Teil dieser Reihe gespielt haben und sich langsam in die Metadiskussion und die irrwitzigen Verstrickungen der Templer hineinarbeiten wollen. Für alle, die bisher noch keinen Assassin’s Creed-Teil gespielt haben kann ich nur sagen: Holt euch diesen Teil und genießt es.
Wer schnell wissen möchte, wie es weiter geht, der wird vielleicht nur von den immer gleichen Wiederholungen gelangweilt, an die man langsam gewohnt ist. Es fehlt einfach eine Neuerung in der Reihe um es aufzufrischen und alles kann das Meer leider nicht rausreißen in diesem Spiel.
Ich wollte wirklich, wirklich nie wieder AC spielen, nachdem Nummer III so ein Disaster war. Aber nein, mit dem Teil hat Ubisoft mich schon wieder. Ich haette ja gar nie gedacht, dass mir das Piratensetting so gut gefaellt. So viel zu meinen Vorsätzen.
Ich hätte drauf wetten sollen, dass Du nochmal anfängst… Verdammt!
Ich hab’s bisher noch nicht gezockt, eben weil ich von AC III sehr enttäuscht war und das Piraten-Setting reizen mich auch nicht.