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Wie viel Selbstbewusstsein ist zu viel?

von am 14. November 2017
 

Lesezeit: 4 MinutenIn der Pixelfrauen-Folge “Level Up” haben wir Pixelfrauen bereits das Thema Selbstbewusstsein angeschnitten. Wie wir uns speziell als spielende Frauen auf Veranstaltungen wie der gamescom oder sonstigen Promo-Events fĂĽhlen. Und wie viel Quatsch da eigentlich hinter steckt, dass wir so denken, wie wir denken. Wir spielen nicht besser oder schlechter, nur weil wir Frauen sind. Und generell niemand sollte sich bei seinem Hobby kleiner machen, als er ist, nur weil er vielleicht irgendein Handycap bei sich entdeckt. Unsere Hobbies sind ein Ort, an dem wir uns frei ausleben und nicht zurĂĽcknehmen sollten.

Aber wenn wir nun in dieser Videospielbranche bleiben. Wie sieht es da auf der anderen Seite aus? Auf der Seite der Publisher und Developer. Wie viel Selbstbewusstsein brauchen sie?

Höchstwahrscheinlich brauchen sie erstmal ein dickes Fell. Arbeiten monate-, gar jahrelang an einem Produkt, das letztendlich ihr Baby ist, um es dann endlich in die Welt zusetzen und im schlimmsten Fall zu sehen, wie es von den Medien und Spielern zerrissen wird. Gerade wenn man viel Herzblut in etwas steckt, kann Kritik manchmal schmerzlich sein. Aber Kritik ist ja nun per se nichts Schlechtes, sondern äußerst positiv, wenn sie verständlich und konstruktiv ist. Aber gerade zu Zeiten des Internets, wo jeder auf Steam, Reddit, Amazon, Blogs, Foren und Social Media frei seine Meinung äußern kann, kann jeder eben auch frei beleidigend werden, auch wenn seine Aussage an sich vielleicht einen guten Punkt hat. Ich mag mir nicht vorstellen müssen, wie es ist, sich durch Textwände voller Feedback zu lesen, in denen man Bestätigung, Bewunderung und Beleidigungen liest. Sicherlich braucht man eine dicke Haut und nerven aus Stahl, um diese Nachrichten nicht zu nah an ich herankommen zu lassen.

Aber wie viel Selbstbewusstsein tut einem Publisher oder Developer gut?
Natürlich schreibe ich diesen Text nicht ohne ein aktuelles Beispiel im Kopf zu haben, der mich überhaupt erst motiviert diese Zeilen zu schreiben. Ein Spiel, auf das ich lange heiß war. Dass ich heiß geliebt habe, als es endlich rauskam, trotz seiner vielen Fehler. Aber über diese habe ich mich anfangs nicht beschwert, ich war froh, das Spiel überhaupt spielen zu können, nachdem es nach über einem Jahr endlich auf auf Konsolen erhältlich war. Wer mich kennt, weiß über welches Spiel ich rede, also brauchen wir uns nichts vormachen und ich kann das Kind beim Namen nennen, natürlich geht es um Dead by Daylight.

Es ist unheimlich cool, dass die Entwickler von Behaviour jede Woche rund eine Stunde für ihre Fans und Community streamen und allerlei Einblicke in ihre Arbeit ermöglichen. Sie gehen auf Fragen und Feedback ein, zeigen aktuelle Statistiken zum Spiel und legen ihre Roadmap (ohne genaue Daten) vor, damit Spieler wissen, woran aktuell gearbeitet wird. Die Streams beinhalten viel Geplänkel, es wird mit dem Menschen interagiert, sodass am Ende bei 60 Minuten Stream die wirklich essenziellen Neuigkeiten zum Spiel nur einen Bruchteil ausmachen und über eine Stunde lang an verschiedenen Stellen verteilt sind. Dass sie sich die Zeit nehmen für solche Streams ist wirklich cool. Dennoch ein schwaches System, um Neuigkeiten zu verbreiten. Und hier liegt das Problem: lange Zeit waren und sind diese Streams die einzige Quelle für News zum Spiel. Viele haben sich beschwert, dass nicht jeder eine Stunde Zeit hat, um sich den Stream anzuschauen, um die News mitzubekommen. Darauf wurde auch in den Stream eingegangen. Und die Community- und Social-Media-Managerin entschied sich dazu, Neuigkeiten zusätzlich auf Reddit zusammenzutragen.

Jetzt saß ich da. Keine Ahnung von Reddit, was ich nur als Wurmloch des Internets im Kopf hatte, in das ich bisher keinen Klick gewagt habe. Ich äußerte meine Kritik auf Twitter direkt an das Team gerichtet. Dass ich den aktuellen Informationsfluss schlecht finde. Dass Plattformen wie Facebook und Twitter nicht zum Verbreiten der News genutzt werden, es würde ja reichen, würde man wenigstens den Link zu den Reddit-Threads teilen. Die Reaktion? Ich wurde blockiert.

Die Kritik an Behaviour sammelt sich und es geht nicht nur mir so. Schaue ich mir eben verschiedenste Plattformen im Internet an, sehe ich, wie viel negative Kritik sich das Studio anhören muss. Und bei weitem nicht so freundlich-formal geschrieben wie meine. Ich versuche weiterhin die Streams zu verfolgen, um Neuigkeiten mitzubekommen, doch diese Streams scheinen fĂĽr mich… toxisch geworden zu sein. Die Developer werden nahezu bombardiert mit negativen Wertungen und Ă„uĂźerungen und wirken verbittert. Streams haben sich so gewandelt, dass sich ĂĽber verschiedene, häufige Ă„uĂźerungen (Beschwerden ĂĽber verschiedene Mechaniken im Spiel) lustig gemacht wird. Lustig machen? Ăśber die eigenen Spieler? Und das auch noch in einem öffentlichen Raum? Ist das okay als Developer? Ist es okay, so selbstbewusst zu sein, dass man sich häufende Kritik ĂĽbergeht und sich sogar darĂĽber lustig macht, vor laufender Kamera, live?

Natürlich kann es sein, dass ich vielleicht etwas emotionaler reagiere, nachdem die Block-Keule auch mich erwischte. Ich schrieb dem Support, schilderte meine Lage, dass ich nicht verstehe, warum ich geblockt wurde, weil ich nicht beleidigend oder angreifend wurde und ob reine Kritikäußerung Grund genug ist, dass man geblockt wird. Bisher warte ich seit zwei Monaten auf eine Antwort. Vor zwei Wochen wurde meine Mail aber endlich in das (hoffentlich) zuständige Departement weitergeleitet.

Abschließend werde ich auf keine Antwort auf meine eingangs gestellte Frage kommen. Aber ich hoffe, eine Diskussion anzuregen und bin gespannt auf eure Ansichten und Meinungen zu dem Thema. Persönlich muss ich sagen, dass es nicht nur mir erstmals passiert ist, dass mir die Entwickler selbst ein Spiel, dass ich eigentlich liebe, durch ihr persönliches Verhalten madig haben machen können. Völlig beratungsresistent, ein Gefühl von oben herab auf die Community schauen und ein Team, das nur vor Selbstbewusstsein strotzt und denkt, es könne sich alles erlauben?

Artikel der Rubrik “Kommentare” sind persönliche und subjektive MeinungsäuĂźerungen unserer Redakteure. Darin geäuĂźerte Meinungen geben nicht unbedingt die Meinung von IKYG oder der Redaktion wieder.
Kommentare
 
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  • Christian
    14. November 2017 at 16:01

    Holy Shit! Gleich geblockt? Oo DAs ist wirklich nicht die feine englische Art. Ich glaube, das Problem ist, dass, abgesehen davon, dass man als Entwickler eh immer der gearschte ist, egal was man macht, einfach auf einen falschen Trend gesetzt wurde. Bzw. wie du schon erwähnt hast, auf das falsche Medium, um einen bestimmten Schlag Informationen zu übermitteln.
    Dann ist es natĂĽrlich auch schwierig, sich um zu gewöhnen, wichtiges Feedback bleibt vielleicht auf der Strecke liegen, die Spieler sind unzufrieden, der Entwickler bekommt das dann geballt in dieser einen Stund emit. Er weiss gar nicht, an welchen Fronten er denn nun mit der Community interagieren soll, das zieht runter und kaum hat man ein Problem “gelöst, kommt gleich das nächste. Dann werden Trolle auch immer cleverer und schon ist man (als Entwickler” hart getriggert, was besitmmte Kritik am Umgang mit Fans betrifft. Das nervt natĂĽrlich die Fans und der Kreis schlieĂźt sich.

    Und was Reddit betrifft. Ich verstehe deine Zweifel an der Plattform. ich slebst häng da auch nicht so viel rum. Aber so wie anfangs auch Twitter, ist Reddit gerade in den Staaten und außerdeutschen Regionen, gerade für Gamer mega interessant. Ich glaube, Gamiing Kultur belegt irgendwie Platz 9 dort, wenn man sich ThemenSchwerpunkte und deren Verteilung, bzw. aktualität anschaut. Plus es lässt sich dort, im gegensatz zu Twitter wesentlich mehr kommunizieren. Aber wie du auch gesagt hast, ein Link auf Twitter zum Reddit threat könnte eigtl. nicht schaden.


  • MonkeyHead
    14. November 2017 at 19:13

    Eigentlich sollte man meinen, dass es ganz einfach ist. Sei freundlich zu anderen und andere sind freundlich zu dir. Was im Umgang untereinander gilt, gilt auch für für Spieler -> Publisher und Publisher -> Spieler. Spieleentwickler oder Publisher sind keine Götter und machen Fehler und auf die sollte angemessen reagiert werden. Schließlich wollen sie ja unser Feedback. Und umgekehrt haben wir Spieler natürlich oft keinen Einblick in den Entwicklungsprozess oder Kritik am Spiel richtet sich auch an diejenigen, die eigentlich mit dem Kritikpunkt nix zu tun haben.
    Wenn das eben nicht funktioniert, dann ist die Kommunikation gestört. Und wie mir scheint, ist die Kommunikation zwischen Spieler und Publisher/Entwickler des Öfteren gestört. Ohne das ich wirklich Beweise dafür habe.


    • Christian
      18. November 2017 at 18:20

      Da stimme ich dir vollkommen zu. Aber wir leben, wenn wir uns das mal auch anschauen, in einer Zeit der, ich nenne es mal “Ăśberkommunikation”. Man weiss gar nicht mehr, wo einem der kopf steht, alles ändert sich immer schneller, welche Kanäle sind grade Hip und angesagt? Welche haben die größte Freqenz? Welche nutzen unsere Zielgruppe? Wo und wie positionieren wir uns am besten? Wie erreiche wen? Soll ich mich da an mehrere Leute richten? Oder man mehrere Kanäle? Wo MUSS ich präsent sein? Welche Nische muss gefĂĽllt werden? Muss eine Nische gefĂĽllt werden? Ich kann verstehen, dass bei groĂźen Firmen oft ganze Social media Teams hinter einem Auftritt stecken und es trotzdem verkackt werden kann.

      Und was die Sache betrifft, dass die Kommunikation gestört ist… naja. Da es hierzu ja keine Studien gibt (bzw. ich weder welche gesucht habe, oder welche kenne), bleibt uns ja nur dass zu nehmen, was wir mitbekommen. Es stellt sich aber raus, dass gerade negative Berichte nun mla mehr die Runde machen, als Positive. Aber eben auch in ALLEN Bereichen. Und so etwas wirst wahrscheinlich auch du gerade erleben. Klar, gelegentlich hört man mal vielleicht von einer Spendenaktion eines Publishers. Aber viel mehr spricht es sich rum, wenn einer ätzend zu seinen Käufern ist. Oder umgekehrt. Wenn alle cool und respektvoll zu einander wären, hätte man ja nichts, ĂĽber das man berichten könnte. Leider. Und ich denke, das ist hier einfach der Fall.


      • MonkeyHead
        19. November 2017 at 11:31

        Da nennst du sicher einen wichtigen Punkt. Gerade bei großen Titeln ist es wichtig, dass dafür gesorrgt wird, dass ein Interesse am neuesten Titel geschürt wird und dazu muss jede Plattform genutzt werden. Gleiches gilt auch für kleine Entwickler, alleine schon um nicht in den Massen von kleinen Spielen unterzugehen. Unabängig von der Plattform auf der kommuniziert wird, macht der Ton aber immer noch die Musik. Ja ich weiß, das klingt so abgedroschen, ist aber einfach wahr. Klar habe ich als Nicht-Entwickler keinen Einblick in die Entwicklung, aber trotzdem bin ich nicht so blöd, wie manche Entwickler vielleicht glauben. Das merkt man ja jetzt auch wieder an EA, ohne genauer darauf einzugehen, dass da die Kommunikation auch gestört ist und da offensichtlich die Kommunikation auf allen Plattformen nicht so funktioniert hat.

        Ja so ist es halt mit den persönlichen Eindrücken. Wenn etwas missfällt, dann bin ich natürlich kommunikativer und wenn mir etwas gefällt bin ich vielleicht eher der stille genießer. Und wahrscheinlich müsste beides besser gewichtet sein.


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