Lesezeit: 4 MinutenIm ersten Teil unseres Rückblicks auf die bewegte Firmengeschichte von Atari ging es um die Jahre 1972 bis 1977.
Der Ausstieg eines der beiden Gründer – Nolan Bushnell – steht bevor, dabei beginnt erst jetzt der wahre Siegeszug des Atari VC 2600.
Im zweiten Teil werden wir die Jahre 1977 bis 1986 beleuchten und die Frage klären, was Atari mit dem großen Videospiel-Crash mitte der 80er Jahre zu tun hatte und wie Atari mit zwei anderen großen Namen der Gamingbranche der 80er Jahre verbunden war: Commodore und Amiga!
Das Jahr 1977 ist zweifellos eines der wichtigsten Jahre in Ataris Firmenhistorie.
Das Atari VCS 2600 mit seinen austauschbaren Spielen in Modul-Form sollte bis zu den frühen 80er Jahren zum Inbegriff des Videospielens werden. Mit ca. 30 Millionen verkauften Geräten ist sie der erste Multimillionen-Seller in der Branche überhaupt und Begründer einer ganzen Industrie.
Anfangs kommt der klobige Kasten in schwarz mit einer schicken 70er-Jahre-Holzoptik-Front daher.
Der Atari-Joystick, der allen Versionen des VCS 2600 bis 1986 beilag, steht auch heute noch bei Gamern hoch im Kurs.
Das lag nicht zuletzt an seiner simplen Bauweise: der mit Gummi überzogene Steuerknüppel konnte in acht Richtungen bewegt werden, der einzige Knopf war leuchtend rot und ganz einfach zu treffen.
Trotz starker Konkurrenz setzt sich das VCS nach anfänglichen Startschwierigkeiten und eigentlich veralteter Technik gegen unzählige Mitbewerber auf dem amerikanischen Markt durch. Den Durchbruch verdankt Atari mehreren Komponenten:
a) seinem starken Spiel-Entwickler-Team
b) starken Filmlizenzen
c) Spielen zu bekannten und beliebten Spielautomaten (z.B. Space Invaders verkauft sich knapp 1 Mio. Mal)
Als 1980 Ataris Spielekonsole in Europa erscheint und weitere 2 Jahre später als VCS 2800 auch in Japan an den Start geht, hat die Firma eine weitere entscheidende Situation hinter sich gebracht.
1980 verließen die Programmierer David Crane, Larry Kaplan, Alan Miller und Bob Whitehead den Konzern wegen Auseinandersetzungen mit der Chef-Etage. Den Entwicklern ging es damals um größere Freiheiten und mehr Geld für ihre Arbeit.
Unmittelbar nach ihrem Weggang von Atari gründeten sie die erste “Third-Party”-Firma überhaupt: Activision!
Eine unabhängige Firma die für Spielsysteme anderer Firmen Spiele entwickelte und prdouzierte.
Weitere Entwickler folgten ihnen in einen aufblühenden Markt.
1981 ging mit Jay Miner auch der Chefentwickler der Heimcomputerabteilung und gründete seine eigene Firma: Amiga!
Auf den Zug der neuen “Third Parties” springt plötzlich jeder auf. Zuerst sind es namhafte Spielzeugfirmen (Monopoly-Erfinder Parker), danach so ziemlich jeder, der etwas mit dem Begriff “Programmierung” anfangen kann.
1982 wird der Spielemarkt geflutet.
In jenem Schicksalsjahr erscheinen so viele Spiele, wie in den Jahren zuvor zusammen.
Die Qualität vieler Spiele lässt schwer zu wünschen übrig.
Immer mehr Spiele blieben wie Blei in den Regalen liegen.
Populärstes und traurigstes Beispiel ist das Videospiel zum Film E.T.
Das Spiel wurde in fünf Wochen zusammengebastelt und war grafisch selbst für die damalige Zeit unterirdisch.
Der Erfolg des Films verleitete die Hersteller dazu 5 Millionen Einheiten des Spiels zu produzieren.
Gerade mal 1 Million Stück wurden verkauft.
Zeitgleich stürmen in Europa Heimcomputer wie der Commodore VC 20 und der Commodore C64 die Kinderzimmer.
Das Schicksal des amerikanischen Videospielmarktes war besiegelt.
Zu viele Systeme (Atari 2600, sein Nachfolger Atari 5200, Bally Astrocade, Colecovision, Coleco Gemini, Emerson Arcadia 2001, Fairchild Channel F System II, Magnavox Odyssey2, Mattel Intellivision, Intellivision II, Sears Tele-Games systems, Tandyvision und Vectrex) und zu viele Spiele übersättigten den Markt.
Die Preise für Atari-Spiele rauschten in den Keller (in den USA 10 Dollar, in Deutschland 2o Mark pro Modul).
Games werden unrentabel, Firmen gehen reihenweise Bankrott.
Der große Videospiel-Crash reißt eine ganze Branche in die Krise, die danach beinahe zwei Jahre lang brach liegt.
1983 macht Atari einen operativen Verlust von gigantischen 536 Millionen Dollar.
Warner Communications (damaliger Besitzer von Atari) muss schnell handeln, verkauft die Computer- und Videospielsparte am 2.Juli 1984 an Jack Tramiel, während die Automatensparte bis 2003 als Atari Games Corp. bei Warner verbleibt.
Tramiel (Gründer von Commodore und einer der Väter des C64) war kurz zuvor bei Commodore entlassen worden.
Er versuchte die Computersparte mit Aufkaufen der Firma Amiga zu stärken, jedoch bot Commodore das Doppelte dessen, was Atari bieten konnte. So wurde Amiga Teil von Commodore.
Atari konzentriert sich unter Tramiel, der auch andere ehemalige Commodore-Leute an Bord holt, auf den Heimcomputer-Sektor. Zum neuen Erfolgsmodell steigt der Atari ST auf. Das VCS 2600 wird 1986 mit dem Atari 2600 jr. zuletzt neu aufgelegt und kommt für unter 50$ in den Handel.
Im dritten Teil unseres Rückblicks auf die Firmengeschichte von Atari wird es unter anderem um den Atari ST und das Atari Lynx gehen.
Die Story von ATARI als Mehteiler zwischendurch halte ich für eine gute Idee. Ich finde das sehr interessant. Das Einzige, was ich mitr hierbei noch wünschen würde, wäre vielleicht eine Erwähnung von mehr Spiele-Highlights im Zusammenhang mit ATARI.
Jaaa…da hat er recht. das wär coool
Sehr gute Anregung. Das werde ich auf jeden Fall noch miteinbauen!
Wird dann wohl doch ein Fünfteiler werden 😉
Jop….das wäre noch cooler.
Mal ne andere Frage:(@MykelJay)
hattest du je eine Atari-Spielekonsole??
Ich gestehe: nicht eine!
Aber ich erinnere mich daran, dass lange bevor wir einen Computer oder eine Spielkonsole hatten, ich an einem Atari VCS 2600 bei Bekannten meiner Eltern gespielt habe.
Das war meine erste Berührung mit Videospielen!
Und dann kam man in diese “Zocker-Phase”, stimmts?
Moin,
schade das die Zeit zwischen dem VCS und dem ST komplett unterschlagen wird.
Der Atari 800 (mit vier Joystick-Ports) und XL waren dem C64 mindestens gleichwertig, wenn nicht sogar in einigen Bereichen hochüberlegen. Nicht ohne Grund wurden die ersten LucasGames-Sachen auf dem Atari entwickelt.
Gruss