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Fable III – Albion braucht dich

von am 4. Juni 2011
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Lesezeit: 9 MinutenWährend die Besitzer einer Xbox 360 bereits im Oktober letzten Jahres um den Thron von Albion kämpfen durften, ist jetzt auch die Wartezeit für den PC vorbei. Das Schicksal hat uns zum Helden erkoren und nur wir können das Land vor einem tyrannischen König und einer immer näher kommenden dunklen Bedrohung retten. Ein Weg voller Entscheidungen, Quests, Kämpfen und Hühnern steht bevor. Wie sich die royale Rettung der Welt spielt, erfahrt ihr in diesem Test.

Ein Held, eine Revolution, ein König

50 Jahre sind vergangen, seit unser Vater als Held aus Fable II hervorgegangen ist. Mittlerweile ist unser Bruder Logan auf dem Thron und regiert mit harter Hand. Die Bevölkerung ist arm, ausgebeutet und obwohl wir es eigentlich im Schloss ganz gemütlich haben, weckt das Leid der Untertanen unsere Aufmerksamkeit. Schuld daran ist wiederum Logan, der doch tatsächlich uns die Entscheidung überlässt, ob eine Arbeiterfamilie oder unser Liebster hingerichtet werden soll! Das versetzt uns nicht nur in eine Zwickmühle, sondern in solche Wut, dass wir einen Entschluss fassen: Das ungeliebte Bruderherz muss gestürzt werden. Doch alleine können wir das nicht, weswegen wir uns auf die Suche nach Verbündeten machen, um gemeinsam die notwendige Revolution zu starten. Was Logan kann, können wir schon lange, der Thron muss uns gehören.

Das Huhn, die eigentliche unterdrückte Klasse im Spiel Der tyrannische Logan Die erste wichtige Entscheidung

Auf der Siegesstraße

Fable III stellt den Spieler von Beginn an vor Entscheidungen. Diese können für den Ablauf der Geschichte relativ unwichtig sein oder aber das Schicksal der Bevölkerung bestimmen. In die erste Kategorie gehört zum Beispiel die Auswahl des Geschlechts für unseren Helden bzw. Heldin, denn diese ist für den weiteren Spielverlauf irrelevant, geflirtet werden darf mit jedem erwachsenen Charakter, der uns begegnet. Auch die Fable-typische Individualisierung der Figur, durch Änderung der Kleidung, Schminke, Haarpracht oder Tätowierungen, fallen hierunter. Bedeutender werden unsere Entscheidungen in der zweiten Spielhälfte, wenn die Zeit gekommen ist, sich für die gute oder böse Seite zu entscheiden. Denken wir an das unterdrückte Volk oder denken wir nur an uns? Kommen wir mit unserer Wahl zurecht oder werden wir fortan mit einem schlechten Gewissen durch das Land reisen?

Die Gefühlslage unseres Volkes ist in der harten Zeit der Industrialisierung nicht gerade auf ihrem Höhepunkt und so reagieren die Figuren, denen wir begegnen, zumindest neutral auf unsere Anwesenheit. Ist auch schwer, einem Mitglied der Königsfamilie die wahren Gefühle zu zeigen, vor allem, wenn man die Herrschaft von Logan gewöhnt ist. Ob die Bürger unsere Freunde oder mögliche Anwärter für eine ausschweifende Hochzeit sind oder aber schon alleine bei unserem Anblick schreiend davon laufen, beeinflussen wir, indem wir mit ihnen interagieren:  Wir legen eine flotte Sohle aufs Parkett, rülpsen ihnen ins Gesicht, plaudern oder kitzeln sie aus. Es stehen ausreichend Möglichkeiten zur Verfügung, damit der einzelne Untertan uns liebt oder hasst. Das ist in Fable III eher in der Schublade Spielerei abzulegen, denn egal für welche Aktion wir uns entscheiden, die Bevölkerung lässt es sich nicht nehmen, ihrem royalen Oberhaupt Geschenke zu überbringen und sollten ihre Knie noch so zittern.

Damit wir auf unseren Reisen nicht alleine sind, steht uns der Fable-Hund als treuer Begleiter immer zur Seite. Er dient als knurrendes Frühwarnsystem für sich nähernde Feinde, stürzt sich wagemutig auf bereits am Boden liegende Gegner, denen er den letzten Biss ins Jenseits gibt und sein Bellen deutet auf eine Truhe (die wir allerdings meist schon entdeckt haben) oder Grabungsort hin. Der Vierbeiner ist nicht wirklich von großer Bedeutung, man gewöhnt sich allerdings recht schnell an ihn.

Siegesstraße Auf der Suche nach Verbündeten "Albion-Maps"

Fable III bietet viele Aufgaben für uns: Haupt- und Nebenquests, Sammelaufträge und Minispiele sind im Action-Rollenspiel-Angebot. Damit unser neues Zuhause auch wirklich ein Gebäude und kein Luftschloss ist, benötigen wir Verbündete und die Zustimmung der Bevölkerung. Beides bekommen wir nur, wenn wir ihre Probleme lösen. Der Großteil der Missionen steht in Verbindung mit Kämpfen gegen feindliche Einheiten, wir eskortieren Bürger oder erledigen Botengänge. Doch keine Sorge, es wird keinesfalls langweilig, denn wir zerstören auch eine Ehe, helfen einem Hühnerbesitzer dabei, sein kurz vor dem Amoklauf stehenden Federvieh einzufangen, werden in einem Buch gefangen gehalten oder werden kurzerhand Teil eines von Zauberern gespieltes Table-Top-Spiels. Die Aufgaben sind allesamt gespickt mit tollem Humor und absurden Charakteren, weswegen es auch nicht so sehr ins Gewicht fällt, dass die Erfüllung der jeweiligen Mission niemanden vor eine Herausforderung stellt. Unsere aktuelle Quest wird immer am oberen Bildschirmrand angezeigt und den richtigen Weg finden wir, indem wir einer goldenen Spur folgen.

Der zukünftige König (oder Königin) kann immer nur eine Quest annehmen, eine Liste der zur Verfügung stehenden Aufträge findet man im versteckten Unterschlupf, den unser Vater hinterlassen hat. Über eine zoombare Karte, steuern wir entweder einzelne Orte an, die wir mit einer Lupe genauer untersuchen können, oder erhalten mit einem Druck der Taste „3“ die komplette Quest-Liste. Neben der Karte enthält unser Versteck noch allerlei Räume und Informationen, wie das Umkleide- und Waffenzimmer, Geschenke, Auszeichnungen oder Statistiken. Praktisch: Mit der Esc-Taste können wir jederzeit zwischen der Welt von Albion und unserem Unterschlupf hin und herwechseln, das Spiel und die aktuelle Quest pausieren in der Zwischenzeit. Rüstung und Waffen können also jederzeit an die Aufgabe angepasst werden. Die Erfüllung eines Auftrags, Interaktionen und kämpferische Triumphe steigern nicht nur unser Ansehen, sondern belohnen uns mit Gildensiegeln, die wir auf der so genannten Siegesstraße einlösen können, um Fähigkeiten  für den Helden freizuschalten und zu verbessern.

Dämonentüre Let's Dance Eine Quest

Wer gerade einmal keine Lust hat, den Verbündeten einen Gefallen zu tun, der kann sich an einem Minispiel versuchen. Ob als Lautespieler, Schmied oder Konditor – schnell lässt sich zusätzliches Gold verdienen. Das Prinzip ist dabei einfach und erinnert an Guitar Hero: Am unteren Bildschirmrand wird eine Zahlenkombination angezeigt, die wir im richtigen Moment auf der Tastatur drücken müssen, sobald ein Zeiger über die Nummer fährt. Wie bereits in den Vorgängern, finden wir silberne und goldene Schlüssel, die besondere Truhen mit wertvollen Belohnungen öffnen. Zudem sammeln wir Bücher, Blumen, öffnen Dämonentüren und zerstören in ganz Albion Gartenzwerge, die von ihrem Besitzer aus Versehen zum Leben erweckt wurden und nun ihre Freizeit damit verbringen, laut schreiend Menschen zu beleidigen. Wir kaufen und vermieten Häuser und investieren in Geschäfte oder sind damit beschäftigt, unser Aussehen zu verändern.

Actionreiche Kämpfe mit Waffe und Zauber

In Fable III verbringt ihr viel Zeit damit die Feinde des Königsreich zu bekämpfen, unter anderem trifft der Held auf Skelette, Söldner, Werwölfe oder auf die etwas harmlosere Version in Form eines Wolfrudels. Der Kampf erfordert keine Taktik, sondern vor allem einen kräftigen Zeigefinger, um das Klicken mit der Maustaste auszuhalten. Euer Waffenarsenal besteht aus einer Nahkampfwaffe (Schwert oder Hammer), einer  Schusswaffe (Pistole oder Gewehr), wie einem Zauber (später im Spiel dürft ihr sogar zwei Zauber miteinander kombinieren). Je länger die linke Maustaste gehalten wird, desto mächtiger wird die ausgewählte Waffe. Das ist im Gefecht nicht immer ganz einfach, wenn mehrere Gegner auf den Helden zustürmen. Mit der rechten Maustaste wird der Angriff der Feinde geblockt.

Einer der Gegner SpezialattackeEine neue Bedrohung

Die Kämpfe sind actionreich, Spezialattacken in ansehnlichen Zeitlupen präsentiert. Das Draufkloppen wird aber auf Dauer etwas eintönig, da es nur wenige abwechslungsreiche Gegner gibt. Hin und wieder gibt es auch KI-Aussetzer auf Seiten der Feinde: Teilweise liefen sie gegen eine Wand, verkloppten sich gegenseitig oder warteten unbeweglich an Ort und Stelle auf ihre Vernichtung. Eskortieren wir gerade einen Auftragsgeber, müssen wir uns nie um unseren Schützling sorgen, da er auch inmitten des Geschehens stehen kann, ohne angegriffen zu werden. Auch unser Held findet sich so gut wie nie im Zeitlichen wieder, zumal wir nicht wirklich sterben können, sondern einfach den Fortschritt zum nächsten Gildensiegel verlieren. Innerhalb von Sekunden wird unser Held an Ort und Stelle erneut zum Leben erweckt. Diese Art der Kampfumsetzung hat den Vorteil, dass der Spielfluss immer erhalten bleibt und keinerlei Frust aufkommt. Das Kampfsystem ist einsteigerfreundlich, erfahrene Rollenspieler können sich schnell langweilen, da der Anspruch fehlt. Selbst Boss- und Endgegner verdienen diese Namen nicht, denn mit einer kurzen Klickorgie sind auch sie innerhalb kürzester Zeit Geschichte.

Königliche Entscheidung über Leben und Tod

Haben wir unsere Verbündete gefunden, dann startet endlich die Revolution, der Kampf um das Schloss und die Entmachtung des ungeliebten Bruders Logan. Der mag gegenüber dem Volk sehr entschlossen sein, ergibt sich freundlicherweise aber schnell. Die Regentschaft unseres Helden kann also beginnen. Das ist der Moment, in dem wir erfahren, dass Albion von einer dunklen Macht bedroht wird und wir nun wegweisende Entscheidungen treffen müssen. Um der Bedrohung entgegen zu wirken, benötigen wir eine gefüllte Staatskasse. Das Gold können wir allerdings nur ansparen, wenn dafür die Bevölkerung leidet. Abhängig von unserer Kasse ist, wie viele zivile Opfer wir am Ende zu beklagen haben und jeder Einwohner unseres Landes besitzt den Wert eines Goldstücks.

Ein Jahr bleibt uns (so gefährlich die dunkle Macht sein mag, sie hält sich immerhin an Termine), um die richtigen oder falschen Entscheidungen zu treffen. Dafür finden wir uns im Thronsaal ein und hören dem Für und Wider zu, bevor wir uns auf eine Seite schlagen. Ist der neue König eine gütige Person oder sind in ihm dieselben tyrannischen Gene wie im Falle von Logan? Bevor der Tag X bevorsteht, dürfen wir allerdings weiterhin Mieteinnahmen auf unserem Privatkonto verbuchen, Nebenquests abschließen und das verdiente Gold der Staatskasse übertragen. Die zweite Hälfte von Fable III klingt im ersten Moment wirklich spannend und man zweifelt das ein oder andere Mal, ob man die richtige Wahl getroffen hat. Es wäre dennoch gut gewesen, wenn Entwickler Lionhead Studios mehr Abwechslung in die Thronsaal-Termine gebracht hätte, das Spiel macht hier die Vorgaben, die Bevölkerung selbst bringt fast keine Vorschläge ein und wir sitzen gelangweilt auf unserem Herrschersitz. Doch wahrscheinlich lohnt sich das alles für den wichtigen Endkampf…

Lang Lebe die Königin Termine, Termine Was nun?

…nein, ich muss den Leser leider enttäuschen, das Ende von Fable III entspricht überhaupt nicht den Erwartungen. Ein Jahr voller Verordnungen liegt hinter uns, der Endkampf ist nach 15 Minuten vorbei und alle leben glücklich und zufrieden in Albion. Wir sehen die Folgen unserer königlichen Dekrete, wenn es landschaftliche Veränderungen betrifft. Doch dafür, dass in meinem Fall eigentlich fast die ganze Bevölkerung vernichtet sein müsste, macht das Spiel dies nicht deutlich genug und damit nicht nachvollziehbar, warum ich überhaupt über die Wahl meiner Entscheidung nachgedacht habe. Schade auch, dass Fable III uns die dunkle Bedrohung als Gegner vorsetzt, wir diese Gefahr aber nur bedingt nachvollziehen können: Wir begegnen ihr im Vorfeld innerhalb von einer Mission, bemerken aber nicht, wie und ob sie Albion einnimmt. Sie ist so plötzlich da, wie wir sie plötzlich beseitigt haben. Zumindest bleiben uns auch nach Ende der Hauptmission die noch offenen Quests erhalten, wir bekommen sogar als König neue hinzu (als Belohnung für den im Vergleich zur Xbox 360 sechs monatigen späteren Release).

Wir heiraten online – Der Multiplayer

Manche Spiele bieten einen Multiplayer der sich lohnt, andere nicht. Fable III gehört eher zu letzterer Sorte. Wer in der Spielwelt von Albion niemanden findet, mit dem sich eine Heirat oder Kinder lohnen (dabei sind unsere Untertanen nur allzu willig, diese Verbindung einzugehen), der kann ja den Helden eines Freundes heiraten. Und ja, es gibt spannendere Dinge im Leben eines Menschen, als freudig seine digitale Hochzeit zu verkünden, zum Beispiel gemeinsam im Koop gegen die Feinde antreten. Wobei, vielleicht wäre eine Hochzeit vorher doch nicht ganz so schlecht, denn im Koop-Modus bestimmt der Host, wohin es geht. Also in beiden Fällen scheint (Vorsicht Klischee) einer die Hosen anzuhaben. Achivement-Jäger kommen kaum um den Multiplayer-Modus herum. So öffnet sich auch zum Beispiel eine Dämonentüre nur, wenn man zu zweit davor steht. Die Möglichkeiten sind also begrenzt, weswegen wir jetzt diesen Abschnitt auch schon wieder beenden können.

Bild und Ton

Die Welt von Albion bietet viel fürs Auge: Verschiedenste Landstriche warten auf ihre Entdeckung. Wir wandern durch dichte Wälder, überqueren schneebedeckte Hügel, tauchen in das schöne Wasser der Seen ein oder spüren beinahe die Hitze der Wüste. Die Wege laden zum Erkunden ein und alles fügt sich sehr gut das Setting der Industrialisierung. Allerdings trüben matschige Texturen, Clippingfehler, kaum belebte Straßen und die steife Gesichtsmimik diesen Eindruck etwas. Die Zwischensequenzen sind gut inszeniert und das Intro ist einfach sehenswert. Ein grafisches Wunderwerk darf niemand erwarten, Fable III ist nicht auf den neuesten Stand der Möglichkeiten.

Schneegebirge Das Gebiet Aurora Albion

Die deutsche Synchronisation ist mit professionellen Sprechern besetzt, die ihre Arbeit sehr gut machen, so hören wir unter anderem die Stimme von Wolfgang Völz (Kaptain Blaubär) und die Sprecherin von Angelina Jolie darf heutzutage scheinbar in keinem erschienenen Game fehlen. Die Musik, die unser Abenteuer begleitet, ist hervorragend an die Umgebung und die Missionen angepasst. Mal mystisch mit chorälen Gesänge oder orientalische Untermalung. Ist mal frohgelaunt, mal dramatisch.

Fazit

Fable III bietet weder anspruchsvolle noch taktische Kämpfe und bleibt einfach Geschmackssache. Zwar kann gerade dieser Spielinhalt auf viele Spieler öde wirken, doch sind die Angriffe der Feinde auch immer wieder schnell vorbei. Warum es Lionhead Studios allerdings nicht gelungen ist, ein halbwegs vernünftiges und interessantes Ende zu schaffen, bleibt offen und trügt den Spaß. Es ist sicherlich nicht das angepriesene Rollenspiel, das man erwartet hat, doch wer absurden Humor und witzige Charaktere mag, macht mit dem Kauf nichts falsch. Zumal abwechslungsreiche Missionen warten und die Umgebungen stimmig zur Geschichte passen. Mit Fable III bekommt man außerdem ein Spiel, das durch die Entscheidung für die gute oder böse Seite einen hohen Wiederspielwert besitzt.

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