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52 Games #5: Nebensache

von am 15. Juli 2016
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Lesezeit: 6 Minuten

Sophia: Mad Max

Bei Nebensache musste ich sofort an Mad Max denken, das Videospiel, welches damals kurz nach Mad Max: Fury Road veröffentlicht wurde. Das Spiel ist extra so gestaltet, dass es sowohl Fans der alten Reihe, als auch des neuen Films, anspricht und hat somit Story- und Design-Elemente aus beiden Spielen, während Max Rockatansky leider wie der übliche 08/15-Protagonist aussieht. Ich selbst habe dieses Spiel geliebt und gelebt. Und all das nur wegen der vielen Sidequests und Nebenaufgaben! Die Mainstory war mir mehr oder weniger egal, aber ich hatte einfach so viel Spaß dabei, meinen Magnum Opus, die zu Beginn alte Rostlaube, in ein heißes Eisen zu entwickeln. Das Können meiner Kampfmaschine zu testen, während ich auf die Karawanen-Jagd ging. Meine Fahrkünste in Rennen unter Beweis zu stellen. Ich wollte alle möglichen Reliquien sammeln, die den Beginn und Verlauf der Apokalypse, die Mad Max voraus geht, erzählt. Ich wollte meine Stützpunkte bis auf das Maximum ausbauen, den armen Bewohnern in dieser Einöde das möglichst beste Leben ermöglichen, indem ich für genügend Wasser und ähnliches sorgte. Ja, all diese Nebensachen haben Mad Max für mich erst zu diesem für mich grandiosem Spiel gemacht!

Mad Max Game

 

Miene: Final Fantasy VII

Beim Begriff Nebensache fiel mir sofort Final Fantasy VII ein. Ein Spiel, dass eigentlich seit Beginn ziemlich düster ist, und ab einem bestimmten Punkt immer düsterer wird. Trotzdem ein Spiel, dass es sich nicht nehmen lässt den Spieler mit Minigames zu bombardieren, wo es nur kann. Du willst dieses Item von mir? Nicht bevor du mich in diesem Kniebeugen-Minispiel besiegt hast! Du musst meine Tochter retten, hier ein Erste-Hilfe-Minispiel! Ihr versteht was ich meine. Das Herz der Minigames in Final Fantasy VII ist allerdings der Gold Saucer. Will man sich als Spieler eine Auszeit vom Retten der Welt nehmen führt der Weg geradewegs dorthin. Hier kann man sich stundenlang die Sorgen wegspielen mit Snowboarding, Chocobo Racing oder einer Runde G-Bike. In so einer ernsten Welt wie in diesem Spiel, sind solche nebensächlichen Dinge manchmal bitter nötig.

5

Tony: Fallout: New Vegas

Der eine oder andere von euch hat sicherlich bereits mitbekommen, dass ich eine gewisse… nennen wir es mal, Passion gegenüber der Bethesda Fallout-Reihe entwickelt habe. Nun, das kommt nicht von ungefähr. Und auch wenn New Vegas von Obsidian entwickelt wurde, fällt es für mich trotzdem eher in die Kategorie “Bethesda-RPG” aber eben mit genug Unterschieden um sich davon noch mal abzuheben. Und dazu zählen nun mal auch die Nebenquests. Eine ist mir besonders im Kopf geblieben. Und zwar die, in dem ihr für ein paar besondere Gäste, in einem besonderen Lokal, ein paar besondere Aufträge… erledigen müsst. Da ist dann etwa der eine Herr, welcher schon immer den Wunsch hatte, mit einer Ghul-Dame im Cowgirl-Outfit ganz besonderen Square-Dance zu tanzen. Oder ein anonymer Kunde, (dunkle Gestalten munkeln, es soll der Besitzer des “Atomic Wrangler” selbst sein), dessen Interesse in die moderne (oder im Fall von Fallout eher alte) Robotik mehr als nur gesteigert ist. Ihr könnt euch denken, wie absurd das Ganze wird, wenn ihr einem klassischen Protektron gegenübersteht, der auf den Namen “Fisto” hört und euch erst mal eine Kostprobe seiner Künste anbietet. Eure Figur hat zwar sicherlich schon angenehmere Begegnungen gemacht, aber da eure Figur sonst keinen weiteren körperlichen Schaden davon tragt (Frage ist ob IHR mit der Absurdheit zurecht kommt), kann es ja so schlimm nicht gewesen sein. Ich meine klar, über den Nutzen eines solch “hingebungsvollen” mechanischen Gesellen kann man streiten. Aber das ist ja letztendlich auch irgendwie nur… Nebensache.

Fallout New Vegas Fisto

Chucky: Shadow of the Colossus

Shadow of the Colossus hat keine große Story: Mädchen ist tot. Junge will Mädchen zurück. Junge muss 16 Kolosse töten, um Mädchen wiederzubeleben. Dass da nicht viel Spielraum für Sidequests bleibt, liegt auf der Hand. Es gibt schließlich keine NPCs und damit auch keinen Grund, irgendetwas anderes zu tun, als von Location zu Location zu reisen und einen unschuldigen Naturgiganten nach dem anderen niederzustrecken, wie der große Held, der wir sind. Nichtsdestotrotz erwies sich die Jagd nach einer Platintrophäe im HD Remake des Spiels als überraschend zäher Brocken. Denn um wirklich alle Trophäen des Spiels zu sammeln, musste man nicht nur das Spiel durchspielen. Man musste auch alle Time Attack Trials schaffen, einen Fisch reiten, sich an einen Falken hängen, einige akrobatische Kunststücke auf seinem Pferd vollbringen und vieles mehr. Aber was die wohl größte Herausforderung war, war die Jagd nach den Eidechsen. In der weiten Landschaft des Spiels haben sich nämlich 77 Eidechsen mit weißem Schwanz versteckt, die es zu töten gilt. Diese erhöhen dann auch die Ausdauer des Protagonisten, sodass man länger klettern kann. Wenn man aber nun bedenkt, dass diese Eidechsen zum einen sehr klein sind und zum anderen sehr flink und man die gesamte Welt absuchen muss, um alle zu erwischen (es sei denn, man hat die Eidechsen-Karte), dann kann diese Aufgabe ein wenig mühsam, zeitaufwändig und repetitiv werden. Als ich es dann allerdings geschafft hatte, wurde mir bewusst, dass es auch noch 33 Fruchtbäume gab, die es abzufarmen galt, um die Lebensleiste zu steigern. Interessanterweise hatten diese Sidequests irgendwann aber etwas seltsam meditatives. Man reitet auf seinem Pferd und nichts geschieht. Die ganze Zeit über. Klingt langweilig? Ist es auch, aber manchmal ist langweilig auch ganz schön.

Shadow of the Colossus Lizard Hunt

Pascal: Xenoblade Chronicles

Dieser Begriff der Nebensache ist schon komisch. Eigentlich impliziert er ja, dass Dinge nicht wirklich relevant sind und deswegen vernachlässigt werden können. Bei einem meiner absoluten Lieblings-Spiele, Xenoblade Chronicles, war dies jedoch nicht so. Es gab Unmengen zu tun an jeder Ecke, doch eine “Quest” oder nennen wir es eher eine “Mechanik” blieb mir besonders im Kopf hängen. Der Wiederaufbau der Kolonie 6. Kolonie wird irgendwann zerstört, es ist eure Aufgabe sie wieder aufzubauen. Der Clou dabei ist jedoch, dass man sich der zusammenhängenden Welt angenommen hat, um so ein komplettes Beziehungssystem aufzubauen. Dies sorgte bei mir für eine wahnsinnig tiefe Immersion. Denn, egal wo ihr jemandem geholfen habt, irgendwo hatte es Auswirkungen. Ihr beschützt einen Händler vor einem Angriff? Dann wird er euch dankbar sein und es in Erinnerung behalten. Anschließend reist er in ein weiteres Dorf und erzählt von euch. Dort lernt ihr dann jemanden kennen, der sich auf eben jenen Händler bezieht und eure Hilfsbereitschaft lobt, was wiederum eine neue Quest freischaltet. Und das geht immer so weiter. Dabei ist alles optional und vollkommen unabhängig von der eigentlich Hauptquest des Spiels. Es ist halt Nebensache. Aber eine sehr tolle.xeno-chronicles

Henrik: Planescape Torment

Die Black Isle Studios haben meiner Meinung nach die bisher besten Rollenspiele herausgebracht. Neben Fallout 1 und 2 und der Mitarbeit an Baldurs Gate, ist ihnen mit Planescape Torment das vermutlich beste Rollenspiel gelungen. Ein Titel, der auch 2016 noch immer viele Listen der “Besten Rollenspiele aller Zeiten” anführt und das nicht ohne Grund. Während viele vergleichbare Spiele mittlerweile so konzipiert sind, dass keine oder nur eine geringe Verzahnung zwischen Hauptgeschichte und Nebenaufgaben gegeben ist, sind in Planescape Torment die Nebenaufgaben die Hauptaufgabe. Es ist die Geschichte des “Nameless One”, eines in einer Leichenhalle aufwachenden Mannes, geplagt von unerklärbaren Schuldgefühlen und der quälenden Frage, wer oder was er eigentlich ist. Sein Körper, verziert mit zahllosen Tätowierungen – Gedankenstützen einer labilen Psyche, Notizen an sich selbst gegen das Vergessen? Was auch immer ihr in Planescape Torment tut, wem auch immer ihr begegnet, jedes Gespräch und jede Auseinandersetzung werden zum Bestandteil der über allem schwebenden Fragen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen und – was ist der Mensch? Planescape Torment ist in diesem Kontext einzigartig, nicht nur, weil es die vier kantischen Fragen thematisiert, sondern auch, weil das derart verdichtete Narrativ und der durchgängig brillante Schreibstil keinerlei Räume für Belanglosigkeiten oder eben “Nebensachen” bieten.

Planescape_Torment

 

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