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Dark Souls auf Japanisch – Nioh

von am 18. März 2017
DETAILS
 
Pluspunkte

+ traditionelles Japan geil in Szene gesetzt
+ echte Charaktere
+ kein Buttonmasher
+ Bossdesign

Minuspunkte

- manche Mechaniken entdeckt man
durch Zufall

Editor Rating
 
GAMEPLAY
9.0

 
GRAFIK
9.0

 
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9.0

 
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SOUND
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Zusammenfassung
 

Wenig wurde über Nioh geredent, viel gemunkelt. Doch der Dark Souls Bruder, der im fernen Japan spielt, lässt sich um so mehr sehen. Als der Ire William verfolgt ihr Edward Kelley aus England ins Land der aufgehenden Sonne, um den von ihm geraubten Guardian Spirit Willaims zu retten.
In wunderschön düsteren Leveln schnetzelt ihr euch durch das Japan des 17. Jahrhunderts, an teils bekannten Orten. Mit einem dynamischeren Kampfsystem und einem Skilltree für jede Waffe, könnt ihr mit Katanas, Äxten, Bögen und co. eure in Einzelteile zerlegen.
In Japan gesellen sich große Persönlichkeiten wie Hattori Hanzo an Williams Seite und weisen euch in die geheimen Ninjakünste und die Magie ein, sodass auch Shuriken, Kunai und Feuerbälle euer Arsenal erweitern. Und wer an Bossmonstern kleben bleibt, holt sich einfach einen Guardian Spirit zur Hilfe und bringt richtig Leben in seine Waffe und teilt mal ordentlich aus.
Nioh als PS4 Exlusive hat uns ordentlich in seinen Bann gezogen!

 

Lesezeit: 7 MinutenNinja Gaiden, I wanna be the Guy, Devil May Cry… jeder kennt sie, die Spiele, die mit einer Extraportion Frust verpackt kommen. Das aktuellste Phänomen ist wohl immernoch die Dark Souls-Reihe. Doch nun bekommt die Riege der Frustspiele einen ganz neuen Anwärter. Mit Nioh schippert ein ganz neues Level der Wut, des Geschlagenseins und der Verzweiflung aus dem Japan um 1600 auf die PlayStation 4. Wie gut sich das Werk vom Team Ninja macht, lest… Ach shit, ich bin schon wieder gestorben…-.-

Einmal England – Japan bitte

Die Story von Nioh startet bereits düster. Eingeschlossen im Kerker des London-Tower, erwacht unser irischer Held William. Moment… Er erwacht im Gefängnis? Das kennt man doch irgendwoher. Wenn man jetzt nur auf den Namen kommen würde. Naja, an seiner Seite ist sein Guardian Spirit. Eine mystische Kreatur, deren Bedeutung erst später klar wird. Natürlich finden wir einen Weg aus dem modrigen Gemäuer und versuchen zu fliehen. Mit Breitschwerten und Lanzen schnetzeln wir uns doch gepanzerte Ritter und niedrigere Aufseher und looten, was das Zeug hält. Unser Spirit hilft uns hier und da immer und weist uns den Weg.

Am höchsten Punkt des Towers angekommen, treffen wir nach unserem ersten Bossfight den offensichtlichen Antagonisten Edward Kelley, einen Alchemisten der es geschafft hat, Blei in Gold zu verwandeln. Auch er ist mit einem Guardian-Spirit ausgestattet und besitzt die Fähigkeiten, andere Spirits zu klauen und sich in andere Personen zu verwandeln. Seine größte Errungenschaft ist jedoch, mithilfe von Amrita Menschen in Monster zu verwandeln, was er beim eben getöteten Boss direkt demonstriert. Edwards Ziel in der folgenden Sequenz ist jedoch Williams Spirit, Saoirse zu erbeuten, denn jener kann Amrita aufspüren. Und so beginnt die Reise für William nach Japan, um sich zu rächen und seinen geliebten Guardian-Spirit zurückzuholen.

Kaum in Japan angekommen, trifft William auf Oberninja Hatori Hanzo, welcher ihm von den brennenden Clankriegen und der Bedrohung durch die Yokai, Monstern des japanischen Volksglauben, berichtet.
William schlägt sich auf die Seite von Hanzo und dessen Meister Togukawa Ieyasu. Wer sich ein wenig mit der Geschichte Japans auskennt, sollte spätestens jetzt stutzig geworden sein. Denn obwohl das Szenario von Nioh rein fiktiv ist, sind sämtliche Personen und auch Orte, denen William begegnet, historisch exakt aus der Sengoku-Periode gegriffen. Auch Edward Kelley, der seinerzeit ein bedeutender Alchemist war kommt nicht von ungefähr.

Wenn das Kämpfen zum Krieg mit der Geduld wird

Schon im Vorfeld wurde viel über Nioh gesprochen. Im Tenor wurde immer wieder deutlich: Es wird hier ein sackschweres RPG auf den Markt kommen, dass sich dicht an Dark Souls entlanghangelt und dennoch mit viel Frische überzeugen wird. Auf den ersten Blick mag Nioh vom Kampfsystem her identisch mit Dark Souls sein. An der Oberfläche mag das stimmen. Waffen, Magie und Items stehen uns zur Verfügung, um unsere Missionen zu erfüllen. Auch die Stamina sagt in der Form von “Ki” einmal mehr Hallo.

Aber hier bringt Nioh seinen wohl größten Trumpf ins Spiel. Denn anders als die Kämpfe bei Dark Souls, wo man viel auf seine Stamina wartet, um dann ein paar Hits zu landen, habt ihr hier die Möglichkeit euer Ki, schneller zu erlangen. Mit dem Ki-Pulse bekommt ihr die für eine Kombo oder einzelne Angriffe verbrauchte Stamina zu einem großen Teil zurück. Das erlaubt euch nicht nur, noch schnell zu verteidigen, sondern ermöglicht auch, Angriffe fortzusetzen und einen offenen Gegner schneller zu erledigen. Der Ki-Pulse funktioniert, wenn ihr mit perfekten Timing die R1-Taste drückt. So muss man zwar, abseits des Geschehens, auch ein Auge auf seine Leiste haben, aber beim Kämpfen sollte man ja eh ein Auge für alles haben.

Das wohl Spannendste ist aber das Haltungssystem. So habt ihr die Wahl, jederzeit zwischen einer niedrigen, einer mittleren und einer hohen Haltung zu switchen. Die niedrige Haltung ist eine schwache, aber schnelle Haltung. So könnt ihr dem Gegner ausweichen und schnell ein paar Hits landen, die jedoch nicht ganz so viel Schaden verursachen.
Die mittlere Haltung ist die klassisch ausgewogene. Gutes Blocken, gute Angriffe, relativ schnell.

Williams heißere Seite ;)

Die hohe Haltung ist für die absoluten Berserker. Zwar erfordert das Blocken hier am meisten Ki, dafür sind die Angriffe umso verheerender, aber auch langsamer.
So kommt es bei einigen Gegner auch mal zu richtigen Stand-Offs, wo man darauf wartet, dass der Gegner den ersten Schritt macht und man um einander rumläuft. Aber dann gibt’s richtig Backenfutter.
Tatsächlich muss man bei einigen Gegnern seine normale Strategie überdenken, denn sonst bekommt man ganz schnell die Klatsche seines Lebens. Apropos…

Freed from this mortal coil

Bei jedem Tod, begleitet von schönen japanischen Schriftzeichen, werdet ihr diese Botschaft lesen, vermutlich erstmal sehr sehr sehr oft. Nioh besitzt am Anfang eine fast schon abstruse Schwierigkeit, die vor allem darin besteht, dass Schüsselfunktionen wie der Ki-Pulse nicht sofort erklärt werden. Dazu kommt dann, dass wenn man einmal offen für gegnerische Angriffe ist, sofort unsere Lieblingsnachricht kommt. Eine normale Kombo reicht tendenziell aus, um euch sofort niederzustrecken. Zwar hauen auch spätere Gegner ordentlich zu, aber durch Rüstung und die steigende Vertrautheit mit Ausweichen, Verteidigen und Skills, verschont euch entweder oder gibt euch genug Zeit, ein Elixier einzuschmeißen. Wenn man erstmal den Dreh raushat, ist Nioh immer noch anspruchsvoll, denn spätestens die Bosskämpfe sind reine Epik und verlangen euch wirklich alles ab, was ihr habt. Zwar dauern die Endgegner teilweise sehr lange, doch halten sie euch immer auf Trab. Und vielleicht entdeckt man ja eine Schwachstelle.

Für jeden was dabei

Neben den Ninjutsu-Fähigkeiten und der Magie, die ihr erlernen könnt, gibt euch Team Ninja ein schönes Spektrum japanischer Waffen. Vom einzelnen Katana und Doppelschwertern über Äxte, Speere und Bogen bis hin zu Musketen und dem Kusarigama, einer Kette mit einer scharfen Klinge vorne dran, die sich sowohl im Nahkampf einsetzen, als auch schon auf Distanz zerschnetzeln lässt.
Jede Waffenart verhält sich anders, ist stärker, schwächer, schneller, langsamer oder reicht weiter. Für jede Waffe lassen sich per Punkten Skills freischalten, die nicht nur das Ki-Management verbessern, sondern auch artistische und mystische Angriffe zu euren Kombos hinzufügen.
Im Verlauf des Spiels, findet ihr unglaublich viel Loot und die Entscheidung, welche Waffe nun besser ist, findet meistens im Detail statt. Ansonsten unterscheiden sich die Waffen innerhalb ihrer Gattung nicht und spielen sich alle gleich.

Spirits, Amrita, Levels

Das Level-System orientiert sich wieder ganz dicht an Dark Souls. Für das Töten von Gegnern und das Durchsuchen von bereits gefallenen Kriegern erhaltet ihr Amrita. Amrita ist hier sozusagen die Seeleneinheit, die euch gewährt, am Schrein aufzuleveln und verschieden Stats zu pushen, wodurch eure Hauptwaffen stärker werden, ihr mehr Magieskillpunkte bekommt oder oder oder. Darüber hinaus powert das Amrita euren Guardian-Spirit auf, der euch bei voller Leiste den Einsatz der “Living Weapon” gewährt. Gerade gegen die Obermotze ist der Einsatz unverzichtbar und gibt euch entscheidene Vorteile. Aber auch wenn euer Spirit nicht bereit ist, erhaltet ihr trotzdem Boni, die den normalen Spielverlauf beeinflussen. Sollte eure Reise ein vorzeitiges Ende nehmen, tut sich ein Grab auf, dass von eurem Spirit bewacht wird. In diesem befindet sich das bis dato gesammelte Amrita und ihr habt die Chance, alles wiederzuerlangen. Jedoch nur ein Mal.

Sitzt, wackelt und hat Luft

Optisch wie auch musikalisch hat man bei Nioh nochmal alles gegeben. Traditionelle Musik aus dem Land der aufgehenden Sonne, gepaart mit viel Mythologie und Volksglauben machen unheimlich viel Stimmung. Das meist düstere Leveldesign macht deutlich, dass es alles andere als gut um Japan steht. Brennende Pagoden, brachliegende Paläste, Wiedergänger oder Banditen dominieren das Bild. Die Story wird meistens in Cutscenes zwischen den Missionen erzählt, teilweise gibt es auch mal eine innerhalb. In den Leveln selbst wird die Geschichte des Niedergangs des jeweiligen Gebietes erzählt. Durch das Looten der bereits Verstorbenen hört ihr das Entsetzen und Grauen in den letzten Sätzen und Atemzügen. Besonders schön ist dabei, dass alle außer Edward und William (natürlich) Japanisch sprechen. Das verleiht dem Ganzen einen gewissen Touch an Authenzität. Denn wer fährt schon nach Japan und erwartet handfestes Englisch?!

Gespielt wird, wie angedeutet, in Missionen. Ihr habt einen Hauptkarten-Bildschirm, von dem ihr den Schrein, die Schmiede und andere Orte erreicht. Neben dem Stützpunkt seht ihr dann die Missionen, die sich in Haupt- und Nebenmissionen unterteilen. So vergibt man zwar das Gefühl einer großen, zusammenhängenden Welt wie in Dark Souls, allerdings ist das Leveldesign so absolut akkurat, dass es nicht unmittelbar schlimm ist oder gar stört.

Nioh = wohlwollender König – Ein Fazit

Nioh schafft die perfekte Balance zwischen Dark Souls-esque und ganz neuem Wind. Mit einer optischen Meisterleistung, der Einbindung von geschichtlichen Charakteren und einer Rekreation der japanischen Geschichte gemischt mit unverzeihlicher Härte und grandiosem Gegnerdesign sind reichlich Stunden vor der PS4 garantiert. Neben der normalen Story gilt es ja, die kleinen Kodama-Geister zu finden, die Twilightmissionen, welche noch schwerere Versionen der normalen Missionen sind und und und. Nioh versteht es genau so hart zu sein, dass man eben doch nicht aufhören will, bis man diesen oder jenen Boss zur Strecke gebracht hat. Wenn es erstmal passiert ist, kann man die Fleißmedaille förmlich spüren. Durch die eher dunkle Haltung eignet sich Nioh vorallem dazu, es nachts zu spielen, um die maximale Atmosphäre herauszuholen. Mit sattem Klingensound, Monsterschreien und tiefen japanischen Stimmen, geht die Stimmung zu keiner Zeit verloren.

Als doch eher wenig gehypter PlayStation 4-Exclusive so aus dem Schatten von Dark Souls herauszutreten ist wahrlich eine Meisterleistung. Nicht umsonst hat Team Ninja den Verkauf des 1 Millionsten Exemplares so zelebriert und jedem Spieler eine goldene Rüstung beschert, die gerade für den Anfang nicht nur geil aussieht, sondern auch gut was aushält.
Wir verneigen uns und danken den Senseis von Team Ninja.

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