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Wolfenstein: The Old Blood – Altes Blut rostet nicht!

von am 9. Juni 2015
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Lesezeit: 5 MinutenWie viel Trash vertragen wir im Jahr 2015? In den 90ern hat man’s mit Logik und Niveau oftmals nicht so genau genommen, was dennoch vernachlässigt werden kann, wenn ein Spiel dieses Jahrzehnts einen berechtigten Kultstatus erfährt und sich so einen Platz in unsere Herzen schabt. In diesen Fällen bietet es sich an, derart alte IPs für die neue Technik aufzupeppen und generalzuüberholen. So begab es sich, dass Bethesda vor gut einem Jahr die alte Burg Wolfenstein erneut aus dem Staub kramte. Heraus kam Wolfenstein: The New Order, eine cineastisch aufpolierte Grätsche zwischen Trash, Action und „was wäre wenn“-Szenario. Nun bekommen wir das Prequel Wolfenstein: The Old Blood als Standalone-DLC in physikalischer- und digitaler Form serviert. Ob The Old Blood ein sinnvolles Bindeglied liefert oder The New Order besser für sich alleine stehen sollte, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.

Being B.J. Blazkowicz!

Wir erinnern uns: The New Order beginnt ursprünglich mit dem Sturm einer Festung, in welcher der erbarmungslose Nazi-General „Totenkopf“ sein sadistisches Unwesen treibt. The Old Blood erzählt lediglich von dem Klau einer Akte, die das Auffinden dieser Festung ermöglichte. Zu diesem Zweck streift ihr euch eine Nazi-Uniform über und infiltriert als der allseits bekannte Nazi-Prügler B.J. Blazkowicz die sagenumwogende Burg Wolfenstein, um diese entsprechende Akte aus den Händen von Helga von Schabbs zu stehlen, die ihres Zeichens Spezialistin für Archäologie und Paranormales ist. Natürlich verläuft die Mission nicht ganz nach Plan, auch weil Frau von Schabbs ganz andere Ziele verfolgt, welche die Prioritäten von B.J. kurzfristig über den Haufen werfen. Somit beginnt eine beidseitige Hetzjagt zwischen Flucht und Gegenschlag, die doch abwechslungsreicher ist, als man es von einem Add-on erwarten würde. Die narrative Verbindung beider Spiele ist hierbei derart minimal, dass ihr ohne jegliche Wissenslücken einsteigen könnt, selbst wenn ihr das Hauptspiel nicht kennt. Die Cineastik während des Spielverlaufs wurde zwar stark zurückgeschraubt und beschränkt sich nun auf Cutscenes aus der Ich-Ansicht, jedoch mindert dies die Atmosphäre und die Inszenierung nicht im Geringsten. Ein großer Anteil dessen fußt auf der Darstellung der Nazi-Antagonisten, die – unter Berücksichtigung des Trash-Aspekts – weiterhin bedrohlich bleiben, auch angereichert durch ein verstörendes Charakterdesign und spannende Dialoge. Obwohl sich die gesamte Handlung im Kontext einer einzigen Mission befindet und dadurch auch das Pacing dementsprechend angezogen wurde, gibt es keine Abstriche in der Spieldauer, die einem Vollpreistitel ziemlich nahe kommt. Wie für das Franchise üblich wird der Trash-Aspekt auch in The Old Blood zwischen mechanischen Hunden, überkonstruierten Nazi-Soldaten-Robotern und okkulten Kreaturen ausreichend bedient, auch wenn er dem Spieler im Kontext der Inszenierung nicht auffällig selbstironisch aufs Auge gedrückt wird.

Ducken, Decken, Ballern, Ducken!

Blazkowicz ist nach ca. 23 virtuellen Berufsjahren mittlerweile dafür bekannt, dass er mit allersamt Waffengewalt seine nationalsozialistischen Widersacher in den Staub ballert, auf dass ihnen ihr “Heil Hitler!” im Halse steckenbleiben möge. Zugegeben: Eine effektive Methodik, die jedoch kontraproduktiv ist, wenn man gerade in einer Nazi-Uniform steckt. Strategie und Geduld sind gleich zu Beginn von The Old Blood höchstes Gebot und leiten schnell einen großen Faktor des Spielablaufs ein. Neben der sonst üblichen Haudrauf-Action sind Stealth-Passagen fast gleichwertig vertreten, teils notwendig, teils optional. Das bedeutet natürlich, dass ihr keine Geräusche verursachen und euch außerhalb der Sichtkegel der Feinde bewegen solltet. Da kommt der bereits bekannte Stealth Kill mit dem Messer gerade recht, aber auch die Umgebung bietet euch nützliche Möglichkeiten, um Gegenspieler aus dem Verkehr zu ziehen. Eine weitere Hürde stellen die Kommandanten dar, dessen Entfernung beim Betreten eines Levelabschnitts im HUD angezeigt wird. Die Kommandanten haben nicht nur die schlechte Angewohnheit sofort Alarm zu schlagen, wenn ihr entdeckt werdet, sondern ebenso können sie kontinuierlich nach Verstärkung rufen. Es empfiehlt sich also die Schreihälse im Vorfeld möglichst unbemerkt zu entschärfen, um sich danach um den Rest zu kümmern. Abseits davon bleibt alles wie gehabt. Von Handfeuerwaffen, über Automatikgewehre und Schrotflinten, bis hin zu schwerem Geschütz und Granaten ist alles vorhanden, was in einem Old-School-Egoshooter benötigt wird. Upgrades für die Wummen gibt’s entweder als sammelbares Item oder mit dem Erfüllen von vordefinierten Aufgaben, angelehnt an Achievements bzw. Trophies. Die Schusswechsel gestalten sich hierbei nicht halb so überlegen, wie man annehmen könnte. Eine gute Deckung ist die halbe Miete unter der Berücksichtigung, dass viele Gegnertypen abseits des regulären Fußvolks verdeckte Schwachstellen besitzen, die es zu fokussieren gilt. Gleiches gilt für die sparsam verteilten Endbosse, die meist eine bestimmte Aktionsabfolge voraussetzen, um besiegt zu werden. Falls alle Stricke heißen, solltet ihr nach neuen Medikits Ausschau halten, denn Selbstheilung ist nicht. Wolfenstein setzt wie im Hauptspiel auf das traditionelle Aufsammeln von Rüstungsgegenständen und Verbandskästen per Tastendruck, die zu einem bestehenden Wert hinzuaddiert werden. Das ist zwar in Bezug auf das Aufsammeln eher kultig als nützlich, da ihr fast schon mit gehämmerter Aktionstaste über die Bildfläche rennt, aber ebenso bietet es euch die Möglichkeit zur Rationierung während des Kampfes, indem die herumliegenden Items erst bei Bedarf aufgesammelt werden können. Eine Neuerung gibt es in Form eines abgebrochenen Metallrohrs, welches B.J. zu Beginn in die Hände fällt. Damit lassen sich Gegner erdolchen, Türen aufhebeln und spröde Wände erklimmen. Letzteres ist hierbei ein viel eingesetztes Mittel, um sich unbemerkt durch die weitläufigen Areale zu schleichen, denn obwohl die Levelstruktur im Grunde geradlinig ist, wirken die vielen Wege und Abzweigungen sehr offen, was sich nicht künstlich konstruiert anfühlt.

Trailer zu Wolfenstein: The Old Blood

Mit einem Augenzwinkern…

The Old Blood setzt diesmal die siebte Konsolengeneration aus, was jedoch keine Auswirkungen auf den Anspruch an die aktuelle Hardware hat. Das Grafikdesign ist zwar recht ansehnlich, vor allem in den Außenpassagen, die einen beeindruckenden Blick auf die ferne Gebirgslandschaft bieten, aber ein paar Stellschrauben mehr, hätten der Optik nicht geschadet. Die Engine erfüllt grundlegend ihren Zweck und fängt das Flair der 40er Jahre und der kargen Mauerwerke und Dörfer stimmungsvoll ein, auch in Kombination mit einem atmosphärischen Soundtrack. Ebenso überzeugen die Charaktere und Dialoge des Spiels inklusive deren Synchronisation auf ganzer Linie und lassen einen stellenweise vergessen, dass es sich eigentlich um trashige Unterhaltung handelt. Dies wird dennoch nicht nur durch die absurde Verwendung von Okkultismus- und Science-Fiction-Elementen, sondern auch durch eine gehörige Prise Humor ausgeglichen. The Old Blood lässt es sich nämlich nicht nehmen, sich selbst regelmäßig aufs Korn zu nehmen und mittels zahlreicher Easter Eggs auf viele andere Videospiele zu verweisen. In Punkto Action besitzen die eigentlichen Schusswechsel ein schönes Trefferfeedback und den nötigen akustischen Wumms, um sich stimmig anzufühlen und trotz der simplen Mechanik gehörig Spaß zu machen.

Fazit: Preiswerte Ballerei für Einsteiger und Fans!

In einer Zeit in der DLC-Content eher Kritik statt Applaus erntet, ist The Old Blood ein Paradebeispiel für zusätzliche Inhalte, zumal es genau genommen ein eigenständiges Spiel ist. Für 20 Euro als Download, respektive 25 Euro als Retail bekommt ihr ein mehrstündiges, actiongeladenes Trash-Feuerwerk der alten Schule, was trotzdem mit einer schönen Inszenierung und einer packenden Atmosphäre auffahren kann. Gerade für Skeptiker des Reboots lässt das Preis-/Leistungsverhältnis keine Wünsche mehr offen, sofern man für die Gradwanderung zwischen Ernst und Schmunzeln zu haben ist. The Old Blood hat die Kurve diesbezüglich sehr gut genommen und grundsätzlich ist es bemerkenswert, wie es MachineGames geschafft hat eine oberflächlich ernste Handlung in einem dennoch derart absurden Setting unterzubringen, ohne zum Selbstzweck lächerlich zu wirken. Dass die Spielmechanik mit Absicht dementsprechend veraltet ist, muss in Kauf genommen werden, obwohl der Mix aus Ballerei und Schleicherei so verteilt ist, dass es zu keinem Punkt des Spiels eintönig wirkt. O’zapft is!

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