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Pokémon Tekken – Gotta punch ’em all!

von am 11. April 2016
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Lesezeit: 6 MinutenPokémon ist eine der bekanntesten Spielereihen der Welt. Es gibt kaum einen Gamer auf der Welt, der nicht selbst schon einmal den Pokédex in die Hand genommen und das Indigo Plateau zu erobern versucht hat. Und auch wenn wir bei I KNOW YOUR GAME alle schon ganz heiß auf die beiden neuen Ableger der Pokémon Moon und Pokémon Sun sind, haben wir erst einmal das neue Beat ’em up Spiel aus dem Hause Bandai Namco für euch getestet. Mit Pokémon Tekken schlägt Nintendo einen ganz neuen Weg ein und überlässt dem Spieler die volle Kontrolle über sein Pokémon, um damit dem Gegner die Abreibung seines Lebens zu verpassen. Ob der Exklusivtitel für die Wii U seinen Namen verdient und wie viel Pokémon und wie viel Tekken wirklich drinsteckt, das haben wir in diesem Test für euch herausgefunden.

Pokémon? Tekken? Pokémon Tekken!

Auf den ersten Blick wirkt das Spiel wie die Klassiker des Genres. Eine Health-Leiste, die es zu leeren gilt, zwei Kämpfer auf gegenüberliegenden Seiten und gespielt wird im Best of 3 Modus. Das klingt erst einmal nach dem üblichen Button-Mashing, das Laien des Genres wie ich von Spielen wie Tekken, Mortal Kombat, Soul Calibur und Konsorten gewohnt sind. Allerdings ist Pokémon Tekken in einigen entscheidenden Punkten wiederum erfrischend anders. Beispielsweise sind alle Kämpfe in zwei Phasen unterteilt, zwischen denen ständig hin und her gewechselt wird. Die Kämpfe beginnen immer in der Feldphase. In dieser Phase können die Spieler frei in der kreisförmigen Arena herumlaufen und auch aus der Distanz angreifen. Es ähnelt dabei ein wenig dem Prinzip der Naruto Ultimate Ninja: Storm Reihe, ebenfalls von Bandai Namco. Wird einer der Spieler dann von einer Combo oder einem starken Angriff getroffen, wechselt der Kampf in die Duellphase, die wie Tekken auf zweidimensionaler Ebene ausgefochten wird. Wird ein Spieler wieder von einem starken Angriff getroffen, wechselt das Spiel dann wieder zurück. Dadurch hebt sich Pokémon Tekken zunächst von anderen Titeln des Genres ab und wirkt dynamischer, schneller und vor allem auch vielfältiger.
Ein weiteres Gameplay-Feature, das sich offenbar ein wenig an den Naruto Ultimate Ninja: Storm Spielen orientiert hat, sind die sogenannten Helferpokémon. Vor jedem Match kann neben dem eigenen Pokémon noch ein Team aus zwei Helfern ausgewählt werden, von denen einer gleichzeitig mit in den Kampf genommen werden kann. Diese Pokémon können bei aufgefüllter Helferleiste gerufen werden und führen eine einmalige Attacke oder einen Buff bzw. Debuff aus.
Schließlich wäre da noch das Resonanzmeter. Dieses füllt sich, wenn ein Spieler Schaden nimmt oder austeilt. Bei gefülltem Resonanzmeter lässt sich dann für kurze Zeit die eigene Angriffskraft steigern und ein extrem starker Finishing Move anwenden.

Auf dem Papier klingt das alles sehr gut, allerdings erfindet Pokémon Tekken hier nicht das Rad neu, sondern versucht, ein Hybrid aus vielen Spielen zu sein. Anstatt dabei aber sozusagen nur die besten Attribute der Spiele zu nehmen und stimmig zu einem Gesamtbild zusammenzufügen, fühlt es sich stattdessen zeitweise eher halbgar und chaotisch an. Es ist kein Hardcore-Arcade Titel wie Street Fighter, aber auch kein Casual Fighting Game wie Super Smash Bros. Es ist kein Pokémon und auch kein Tekken. Gerade der Pokémon-Aspekt gerät dabei ganz besonders sträflich in den Hintergrund.

Optisch ganz großes Kino

Grafisch überzeugt Pokémon Tekken auf ganzer Linie. Die Kämpfer sind fantastisch designt und die Atmosphäre ist bei jedem Kampf, insbesondere mit der musikalischen Untermalung, ein Highlight. Sicherlich ist die Wii U nicht so leistungsstark wie ihre Konkurrenten, allerdings sind die Ansprüche an Pokémon Spiele auch nie auf Realismus ausgelegt, sondern eher auf Liebe zum Detail und die ist definitiv vorhanden. Die Kampfplätze sind allesamt einzigartig und geben dem Spieler das Gefühl, er sei mitten drin statt nur dabei. Natürlich wiederholen sich im Hintergrund die Animationen und sind nicht grafisch perfekt gerendert, aber das Spiel trifft visuell den richtigen Ton, den man sich als Fan der kleinen Kampfmonster erhofft. Insbesondere die Kampfanimationen haben mich in diesem Punkt überzeugt, zumal ich anfangs skeptisch war und mich gefragt habe, wie genau ein Kampfspiel im Stil von Tekken funktionieren soll, wenn ein winziges Pikachu gegen ein riesiges Glurak kämpft. Allerdings stellt das gar kein Problem dar. Die Pokémon bewegen sich sehr natürlich, die Attacken sind abwechslungsreich und stilecht ganz nah am Original gehalten. So beherrscht Glurak beispielsweise Geowurf, Gengar feuert Spukbälle ab und Lapras wendet als Helferpokémon Surfer an. Die Optik lässt in jedem Fall Pokémontrainerherzen höher schlagen.

Worum geht es denn überhaupt?

Eine Story ist nicht wirklich vorhanden. Es mag Leute geben, die mir da widersprechen würden, aber wenn man ehrlich ist, besteht ein Großteil der Singleplayer Kampagne darin, einzelne Kämpfe in seiner jeweiligen Liga zu bestreiten. Am Anfang erstellt man sich einen Trainer, der frei individualisiert werden kann und steigt dann in der untersten Sparte der sogenannten Ferrum Liga ein, um sich durch Kämpfe gegen andere Trainer langsam aber sicher hochzuarbeiten. Zwischen den Kämpfen kommt es zu kurzen Dialogen und hier und da erscheinen CGI Einspieler, gefolgt von einem Kampf. Am Ende einer jeden Liga-Saison kommt es zu einem Turnier, in dem man die Chance hat, in die nächsthöhere Klasse aufzusteigen. Ich will die kleine Rahmenstory, die geschaffen wurde, gar nicht groß spoilern, aber was ich sagen kann ist, dass sie nicht genügt hat, mich an meinen Sitz zu fesseln. Was der Atmosphäre allerdings am meisten geschadet hat, war die schiere Menge an Trainern, gegen die man in den Ligen kämpfen muss. Das klingt zwar zunächst wie etwas positives, allerdings haben alle Trainer nur eines der Pokémon, die man auch selbst spielen kann. Wenn man allein in der untersten Liga gegen den dritten Trainer mit einem Suicune kämpft, fragt man sich unweigerlich, wie selten legendäre Pokémon dann wirklich sind.

Ein kurzer Spaß

Womit wir bei dem Punkt angekommen wären, an dem das Game die größten Schwächen aufweist. Eine zu kleine Story lässt sich insbesondere bei Prügelspielen gut verkraften. Ein Super Smash Bros. kann auch nicht mit einer tiefgründigen, fesselnden Geschichte aufwarten, aber was es besitzt, anders als Pokémon Tekken, ist Langzeitmotivation. Das Spiel besitzt insgesamt 16 Pokémon aus verschiedenen Generationen, wovon zwei freigeschaltet werden müssen. Diese zwei sind zudem noch das gleiche Pokémon in unterschiedlichen Variationen. Großartig Spieler freischalten muss man demnach nicht. Es gibt zwar einige Helferpokémon, die man sich erarbeiten kann und unzählige verschiedene Kleidungsstücke und Accessoirs für den eigenen Trainer, aber Pokémon Tekken ist kein Dress-Up Game sondern ein Kampfspiel und ein Kampfspiel, in dem man kaum Kämpfer freischalten kann, nimmt seiner eigenen Solo-Kampagne irgendwie den Sinn, wenn schon die Geschichte nicht von vorne bis hinten überzeugt. Da liegt die Vermutung nahe, dass weitere Pokémon per DLC ihren Weg in die Arenen finden werden, doch laut Nintendo sind keine DLC Erweiterungen geplant, womit der wirkliche Gameplay-Umfang des Spiels insgesamt sehr mager aussieht.

Online Features

Allerdings darf man nicht vergessen, dass Kampfspiele auch immer Multiplayer Spiele sind. Das perspektivische Problem für den lokalen Multiplayer wurde elegant gelöst, indem Spieler 1 das Wii U Pad als Bildschirm nutzt und Spieler 2 den Fernseher, allerdings schließt das eine lokale, kompetitive Szene erst einmal aus, da eine Person immer mit dem Wii U Pad kämpfen müsste, womit nie faire Bedingungen geschaffen wären. Online hingegen sieht die Sache anders aus. Denn da entfaltet das Game wiederum seine Stärken. Ein Spiel zu finden war einfach und ging überraschend schnell und auch das Matchmaking scheint fair zu sein, da ich meine Online-Matches stets gegen ebenbürtige Gegner geführt habe. Dort finden dann auch freispielbare Inhalte wie Kleidung für den Trainer oder ein neuer Titel als Prestige-Objekte ihren Nutzen. Nichtsdestotrotz fehlt es dem Spiel auch im Online Modus an Variationsmöglichkeiten und kann die Mängel im Singleplayermodus nur begrenzt wieder wettmachen.

Fazit

Pokémon Tekken erinnert stark an einen Fishburger einer großen Fastfoodkette. Es steht Fisch drauf, es sieht nach Fisch aus und riecht auch so, aber wie viel Fisch wirklich drin ist, das weiß man erst, wenn man es probiert hat. Denn mit Pokémon hat Pokémon Tekken – mal abgesehen von der Ästhetik – rein gar nichts zu tun. Die Stärken des beliebten Rollenspiels liegen nämlich zum einen an der Vielzahl verschiedener Pokémon und der strategischen Zusammenstellung des eigenen Teams und zum anderen an der Reise durch die verschiedenen Ortschaften der Region und die Exploration der verschiedenen Dungeons. Auch Taktikelemente wie das Schere-Stein-Papier-System der verschiedenen Pokémon-Typen fallen gänzlich weg. Das heißt aber nicht unbedingt, dass es sich hierbei um ein schlechtes Spiel handelt. Die Frage ist schlussendlich, welche Ansprüche man an es setzt. Versagt Pokémon Tekken zwar als Pokémon Spiel auf ganzer Linie, ist es als Kampfspiel auf jeden Fall ein Titel, der frischen Wind in sein festgefahrenes Genre bringt. Die Charakterauswahl ist zwar ein klein wenig ernüchternd und in der kompetitiven Szene wird das Spiel sich langfristig nicht durchsetzen können, aber die Steuerung, die Kampfdynamik und die Optik machen Pokémon Tekken nichtsdestotrotz zu einem Beat ‘em Up Game, das sich vor großen Namen wie Street Fighter und Mortal Kombat nicht zu verstecken braucht.

Pokémon Tekken

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