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Kommentar – Ende gut, alles gut? Meine spoilerfreie Ansicht zum Ende von Mass Effect 3!

von am 20. April 2012
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Lesezeit: 3 MinutenKarfreitag war es endlich soweit! Ich hatte in der Nacht zum Samstag Mass Effect 3 durchgespielt. Natürlich war ich vor allem auf das Ende gespannt, weil ich mir beim besten Willen nicht vorstellen konnte, warum sich jeder drüber aufregt. Endlich sah ich also das Ende, welches seit gefühlten fünf Minuten nach Erscheinen des Spiels das Netz in Aufruhr brachte. Was dieses Finale mit mir anstellte, könnt ihr hier nachlesen.

Als die ersten Abspann-Buchstaben sich brav übereinander aufgereiht hatten, ging ich nochmal tief in mich und dachte über das Gesehene nach. Das war also das Ende. War ich enttäuscht? Nein. Schließlich macht das Ende im Kontext der Geschichte absolut Sinn und war schon recht früh absehbar. Es war vielleicht etwas zu kurz und in der Ausführung etwas zu undurchsichtig. Aber es hat meiner Meinung nach zum Spiel gepasst und den Kreis geschlossen, schließlich ist das am Wichtigsten.

Die Entwickler schrieben das Ende so, wie sie es vorhatten und wie es für die Geschichte am logischsten funktioniert. Doch dann geschah etwas. Das Spiel kam raus und ein Großteil der Spieler startete eine Welle der Empörung. Über Foren, Bewertungen auf Amazon oder Post an Bioware direkt wurde sich über das Ende ausgelassen. Sogar Nicht-Fans bekamen Wind von der ganzen Nummer, so dass Bioware in Zugzwang geriet. Vor wenigen Tagen ließ der Entwickler nun verkünden, dass für diesen Sommer ein kostenloser Extended Cut als Download-Inhalt geplant sei.

Glücklicherweise hat sich Bioware nicht dazu entschieden, dass Ende umzuschreiben. Es wird lediglich erweiterte Szenen und vermutlich weitere Dialoge geben, um ein paar Unklarheiten restlos zu beseitigen.

Soviel dazu. Ob das erweiterte Ende gut ankommt oder nicht, bleibt abzuwarten. Aber mich hat diese ganze Nummer sehr nachdenklich gestimmt. Wer soll eigentlich bestimmen, wie ein Spiel zu enden hat: Der Entwickler oder der Fan? Wird es zukünftig einfach nur noch Umfragen geben, bevor man die Story eines Spiels schreibt? Soll eine Geschichte individuell oder massenorientiert geschrieben werden? Alles Fragen, die man vor dem Internet gar nicht zu fragen vermochte. Doch wenn die Macht der Community schon so weit geht, dass ein Entwickler die Story eines Spiels nachträglich erweitern muss, damit es die Masse annimmt, kann das nicht im Sinne des ausführenden Künstlers sein.

Ich persönlich bin ganz froh, dass Bioware noch ein relativ “freies” Entwicklerstudio ist. Die Jungs müssen nicht jedes Jahr ein neues Call of Duty rausschmeißen und alles einbauen, was Ballerfans geil finden – nur damit sich die Spiele gut verkaufen und keine Kündigung vom Publisher eintrudelt. Mass Effect wurde dadurch groß, dass es eine Space Opera der ganz anderen Art war. Das Ende ist, so wie es ist, sehr mutig gewählt und nicht sonderlich konventionell. Ist es deswegen Mist? Natürlich kann man sich über ein Ende aufregen, welches nicht zum Rest des Spiels passt. Ich habe mich sehr über das Ende von Lost Odyssey aufgeregt, weil die Charaktere am Ende eine für mich nicht nachvollziehbare Entwicklung durchgemacht haben. Bei Mass Effect hingegen leuchtet mir das Ende vollkommen ein, wenngleich ein paar Details offen gelassen wurden.

Ehrlich gesagt stimmt mich nicht das Ende traurig, sondern die Reaktion der Community. Statt zu flamen und sich in Foren aufzuregen hätte die Zeit besser damit verbracht werden können, die Philosophie hinter dem Ende der Geschichte zu verstehen. Meiner Meinung nach sollte sich die Community dafür schämen, dass ein Entwickler/Autor durch sie dazu genötigt wurde, sein Werk künstlerisch weiter auszumalen, damit es (vielleicht) akzeptiert wird. Es hätte ein plumpes Ende mit viel Dialog und Antworten sein können. Statt dessen hat man es eben gemacht, wie ein Stanley Kubrick es gemacht hätte.

Was meint ihr? Findet ihr diese Entwicklung toll oder eher beunruhigend – soll Kunst weiterhin seinem Schöpfer überlassen werden oder darf jeder mal dazwischenschreien, bis das Bild jedem gefällt?

Kommentare
 
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  • MonkeyHead
    21. April 2012 at 10:06

    Viel schlimmer ist es doch wohl, dass Bioware keine Eier in der Hose haben, um ihre Idee und ihre Umsetzung vom Ende durchzusetzen und zu verteidigen. Unter den Spielern gibt es immer Leute die das Ende gut finden oder eben nicht. Aber als Entwickler habe ich mich doch dazu entschieden das Ende genau so zu machen. Und wenn das Ende jetzt verändert werden soll, dann haben sie eben entweder keine Eier, oder sie waren auch selbst nicht von ihrem Ende, so wie es momentan ist, nicht überzeugt.


  • Sam St. James
    21. April 2012 at 20:31

    Gah… ich hab versucht Spoiler-tags einzufügen… aber irgendwie gibt’s die hier nicht. Meh. Wer also nichts weiter über das Ende wissen will: Besser nicht weiter lesen.

    Naja, wie man vielleicht an meinen eigenen Kommentaren zum Ende hat sehen können, denke ich zwar dass die Idee des Endes an sich vielleicht gar nicht so schlecht ist – die Umsetzung allerdings schon.

    ACHTUNG SPOILER Aufklappen

    Ich bin deshalb sehr gespannt was wir im Extended Cut erwarten dürfen – vielleicht macht dann alles ja etwas mehr Sinn. Vor allen Dingen interessiert mich ja immer noch wie die Normandy eigentlich da hin gekommen ist – wo immer sie ist – und wie mein Squadmate aus der letzten Mission direkt an Bord “gebeamt” wurde.
    Schade eigentlich, dass sie nicht doch einige der sehr guten Fanvorschläge umsetzen wollen um für diejenigen, die es sich wünschen, auch ein “Happy End” zu kreieren was vlt. nach über 100 Spielstunden doch vielen Spielern vorschwebt. (Wenn ich zum Beispiel vorher schon weiß, dass es kein happy End gibt zieht mich jedenfalls nichts ins Kino, vor den Fernseher und im Normalfall auch nicht vor den Computer, denn schlechte Enden habe ich im realen Leben echt schon genug wie ich momentan ja gerade wieder feststellen darf. Werde ich trotzdem noch mehrfach durch ME3 durchspielen? Ja, denn ein Bisschen masochistisch bin ich halt auch und es ist eben ein geniales Spiel… Bücher ohne Happy End lese ich übrigens von vornherein nicht, aber die werden generell auch so gut wie nicht mehr verlegt und von vornherein von den Lektoren raussortiert – will ja keiner lesen – bzw. umgeschrieben. Und wäre ME3 ein Hollywoodfilm? Ich bin ziemlich sicher die Testaudience hätte das Ende knallhart durchfallen lassen und es wäre umgeschrieben worden).

    Außerdem darf man nicht vergessen, dass BioWare ganz einfach etwas Anderes versprochen hat – was einer der Hauptgründe für den Ärger der Fans ist – als am Ende geliefert wurde. Denn es gibt Dutzende Interviews (und sogar ein zwei Trailer! in denen damit geworben wird) in denen Casey Hudson davon spricht, dass es “stark variierende Enden” geben wird, je nachdem wie Spieler sich im Verlauf des Spielt verhalten. Davon kann man am Ende leider nicht viel sehen. Unterschiedliche Farben von Explosionen sind der Mehrheit der Fans offenbar nicht variierend genug und die restlichen Unterschiede der möglichen Enden in diesem Zusammenhang auch eher… ähm… “Feinheiten”.
    Zumal es Hinweise darauf gibt, dass das ursprüngliche Ende nach der “Leakgate” Aktion hastig umgeschrieben wurde, sodass die Sache mit dem “sie haben sich entschieden, das Ende genau so umzusetzen wie sie es getan haben” leider nur bedingt glaubwürdig scheint.


  • 23. April 2012 at 09:06

    Moin!
    Also ich muss ganz ehrlich sagen dass die ich Fans absolut verstehen kann. Bioware hat schlichtweg gelogen als sie in einem Interview gesagt haben dass es unmöglich ist die Anzahl der Enden zu zählen weil es zu viele gibt. Und das ist schlichtweg falsch. Es gibt drei Enden. Und diese Unterscheiden sich nur marginal von einander. Und ehrlich gesagt ist das imo schon ein kleiner Schlag ins Gesicht bei einem Spiel dass sich auf die Fahne geschrieben hat über drei Teile ein episches Abenteuer zu bieten dass man sich selber durch seine Entscheidungen “zusammenbaut”. Ganz abgesehen davon dass es Kontinuitäts Fehler im Ende gibt. Über drei Spiele lernt man Leute kennen mit denen man durch Dick und Dünn geht und baut Beziehungen auf. Am Ende wird man dann total im dunkeln gelassen wie es für die Kameraden weitergeht. Das ist einfach zu wenig und das Ende lückenhaft und komplett undurchdacht.


  • Erunaenia
    23. April 2012 at 12:06

    Ich fand das Ende jetzt nicht so schlimm, was ich aber auch sehr vermisst habe ist, was mit meinen Begleitern passiert. So ein “Was wurde aus” fehlt einfach. Allerdings finde ich auf der anderen Seite auch, dass BioWare das Ende nun mal nicht optimal umgesetzt hat und einfach dazu stehen muss. Im Nachhinein was Neues liefern macht das eigentliche Problem ja nicht vergessen, das klingt mehr nach wir haben Angst die Fan-Basis zu verlieren, weil ME4 sich dann nicht verkaufen wird. Und ganz ehrlich, die Fans haben teilweise uebertrieben reagiert, das Spiel ist (abgesehen vom Ende) gut, dann aber so zu tun (und zu bewerten), als ob es das Schlimmste ist, was man je gesehen hat, ist auch nicht der richtige Schritt.


  • totoro
    23. April 2012 at 15:50

    @FelixRick

    Strenggenommen gibts mehr als 3 Enden, je nachdem wieviel Manpower für die Rettung der Erde zusammengeschaufelt wurde. Die Unterschiede sind zwar nur marginal, aber da.

    SPOILER SPOILER SPOILER

    Es gibt außerdem noch ein “gutes” Ende, welches den Anzug von Shepard zeigt, der sich unter dem ganzen Schutt aufrüttelt. Also gestorben ist er scheinbar doch nicht. Aber selbst wenn – mal ehrlich, dass Shepard am Schluss den Löffel abgibt – das hab ich mir eigentlich schon von Anfang an gedacht. Und wenn ich mal sein Ableben mit dem eines Kaptn Kirk vergleiche, kommt Shepard eindeutig besser weg. Kirk fällt von ner Brücke und geht hopps. DAS war eine erbärmliche Vorstellung.

    Auch das Versprechen mit den variierenden Enden – ernsthaft, habt ihr das wirklich geglaubt? Spätestens seit “Lost” schere ich mich einen Dreck um solche PR-Versprechungen, “All questions will be answered” my ass. Mir war von Anfang an klar, dass die ganzen unterschiedlichen Handlungsfreiheiten im Laufe der Spiele nur Beiwerk einer geschlossenen Geschichte sind, die mehr oder weniger auf das gleiche Ende hinauslaufen.

    Natürlich kann man sich über die Ungereimtheiten innerhalb des Endes aufregen (wo ist die Normandy gelandet, wie kamen meine Squad-Leute dorthin, etc…) – aber der Witz der ganzen Geschichte um die Reaper ist ja, dass wir absolut keinen Schimmer von den höheren Mächen haben und das Universum nur eine Art Spielwiese gewesen ist. Nach dem “Soft-Reset” durch Shepard wurden die Karten neu gemischt – es ist völlig irrelevant wie er es anstellt (gibt ja nur drei Möglichkeiten, symbolisch für die “Handlungsfreiheit” mit nur einem Resultat). Eigentlich ist es daher auch relativ egal WIE und WO die Normandy letztendlich gelandet ist – daher macht das Ende, so wie ist, aus künstlerischer Sicht auch für mich Sinn. Aber das ist wie gesagt nur ein kleiner Gedanke aus meiner Interpretation des Endes – das ist ja das Schöne daran, das jeder sich seine eigene Meinung zu dem Ende bilden kann.

    SPOILER ENDE SPOILER ENDE SPOILER ENDE

    Ist aber auch wurscht, durch den DLC werden vermutlich etliche Interpretationsmöglichkeiten über den Jordan geworfen und die Masse (im günstigsten Fall für Bioware) befriedigt. Und DAS ist eigentlich genau das, was ich fragwürdig finde. Stellt euch vor, Stanley Kubrick hätte nachträglich noch ein massentauglicheres Ende für “2001” produziert – wäre der Film heute noch so faszinierend?


  • 23. April 2012 at 16:23

    Kirks Ende war wirklich erbärmlich. Dass Bill da überhaupt mitgemacht hat, hat mich damals fast mehr erschüttert, als die Tatsache, dass er tot ist.


  • Sam St. James
    23. April 2012 at 18:21

    Naja… das mit dem “guten” Ende ist ja im Grunde auch schon wieder Quatsch. Dann ist er halt nicht schnell gestorben, sondern geht jetzt langsam drauf. Schließlich ist er der einzige auf der total geschrotteten Citadel – oder wahlweise in irgendeinem Schuttberg auf der Erde NACH DEM WIEDEREINTRITT IN DIE ATMOSPHÄRE. Also wenn da nicht noch mal jemand ein Projekt Lazarus veranstalten möchte, sehe ich für Shepard schwarz; da wär’s vielleicht besser gewesen in den Strahl zu springen und immerhin fix drauf zu gehen.
    Was mich definitiv gestört hat (Outcome mal außen vor gelassen) war das man nicht mit diesem Kiddy sprechen konnte – und sowas sagen wie: “WTF? Dir ist schon klar dass deine Logik absolute Bullshit ist und ich gerade bewiesen habe, dass Maschinen und Organische absolut in Frieden miteinander leben können.”
    Von Shepards Ableben mal abgesehen – finde ich es auch nicht unbedingt prickelnd dass die Mass Relays, egal welche Option man wählt zerstört werden (vom optionalen Völkermord an den Geth mal abgesehen), was wohl mehr Tod und Verderben über die Galaxis gebracht hat/bringen wird als die Reaper das bisher getan haben. Woohoo!
    Und wie Erunaenia hätte ich mir auch mehr Video Sequenzen gewünscht die zeigen wie es danach mit all unseren Bekannten weitergeht. Zum Bsp. hätte mich auch interessiert ob Aria noch lebt und ob sie den restlichen Cerberus Truppen auf Omega irgendwann noch mal so richtig in den Arsch treten wird etc. pp.

    Naja, es gibt jedenfalls ziemlich viele Ungereimtheiten/Situationen die in dem gelieferten Ende nicht optimal gelöst worden sind. Wurde von den Fans überreagiert? Ich denke schon. Aber war die Empörung völlig unberechtig? Nein.


  • Sam St. James
    23. April 2012 at 18:23

    Zusatz: die Storyline mit Aria – dach dem Comic und der Konversation mit ihr auf der Citadel, da hatte ich absolut angenommen, dass das irgendwann noch mal ein DLC werden würde, wo wir ihr helfen Omega wieder einzunehmen. Aber hey… so kann man sich täuschen.


  • totoro
    23. April 2012 at 21:07

    *SPOILER SPOILER, lesen auf eigene Gefahr*

    Naja, Shepard war ja eh ziemlich im Eimer – ich glaube eine lange Konversation war ihm in dem Moment ziemlich egal. Er wollte einfach nur so schnell wie möglich die Reaper-Bedrohung ausschalten.

    Natürlich hat Shepard im dritten Teil im Optimalfall gleich an mehreren Fronten für Frieden gesorgt: Zwischen den Kroganern/Salerianern und Geth/Quarianern. Warum regt sich eigentlich darüber keiner auf? Da toben zwei Konflikte über tausende von Jahren und Shepard löst beide im Handumdrehen innerhalb von wenigen Tagen. Logisch find ich das auch nicht unbedingt. Vor allem: Wäre dieser Friede ohne Reaper-Bedrohung zustande gekommen?

    Mal davon abgesehen: wer sagt denn, das dieser Friede von längerer Dauer ist? History keeps repeating, solange die Völker sich weiterentwickeln, streben sie nach mehr Macht. Wer sagt denn, das nach der Ära Shepard für immer Friede, Freude, Eierkuchen herrscht? Das ist ja der ganze Witz der Story! Und die Reaper waren nunmal der Mechanismus, alles im Zaun zu halten.

    Die Mass Relays gehen im jedem Fall kaputt, weil sie eigentlich nur wegen den Reapern existieren. Da das Reaper-Programm nicht mehr tragbar ist (immerhin schaffts ein einfacher Mensch in die Schaltzentrale der Zitadelle), müssen sich die höheren Mächte halt was anderes einfallen lassen. Natürlich ist man als Spieler am Ende ziemlich ratlos, genauso wie Shepard – aber man hats doch kommen sehen! Die bauen das ganze Spiel über ein “Ding”, von dem sie überhaupt keine Ahnung haben. Über das ganze Spiel versucht man, einer höhere Macht zu erschließen – und was bringts? Nix. Aber das ist für mich auch die ganze Philosophie hinter der Nummer, manchmal ist man halt einfach gefickt… ^^


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