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Attack of the Friday Monsters! A Tokyo Tale – Richtig schön melancholisch

von am 4. März 2014
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Lesezeit: 4 MinutenIch persönlich mag ja Spiele ganz besonders, die es sich zur Aufgabe machen etwas im Gefühlsleben des Spielers zu bewirken. Und damit meine ich nicht nur innere Anspannung oder Konzentration. Ich spreche von Spielen, die das Versuchen, was wir sonst normalerweise nur aus Büchern und Filmen kennen: emotionale Teilhabe am Geschehen erzeugen. Schön, dass gerade das bei Attack of the Friday Monsters! A Tokyo Tale so groß geschrieben wird.

Willkommen in Tokio

Bereits der Anfang des Spiels ist recht ungewöhnlich. Nach dem Start bekommt ihr eine Texttafel vorgesetzt, die euch über die japanischen Monster-TV-Serien der 70er Jahre aufklärt, in denen riesige Monster gegen ebenso große Helden kämpfen. Und danach startet eine Art Vorspann für eine solche Serie in dem der 10-jährige Sotha durch ein Kinderlied vorgestellt wird. Das macht auch Sinn, denn in Attack of the Friday Monsters! schlüpft ihr in seine Rolle. Als Sohn eines Trockenreinigers zieht ihr 1971 frisch in einem dörflichen Vorort von Tokio ein.

Zu Beginn eures Abenteuers werdet ihr dann ganz unspektakulär von euren Eltern beauftragt einen Botengang für die Reinigung zu erledigen. Doch während des Gesprächs wird klar, dass in dieser Version des 70er-Jahre-Japan die Monster nicht nur im Fernsehen ihr Unwesen treiben. Jeden Freitag kommen sie heraus und bekämpfen sich, ganz real! Und ratet mal welcher Tag heute ist…

So stolpert ihr in eine Geschichte voller zwischenmenschlicher Probleme, Monster und Außerirdischer. Dabei wird Attack of the Friday Monsters! wie eine stark abgespeckte Version von Resident Evil gespielt, nur ohne Kämpfe, Zombies, Gruselatmosphäre und fast ohne Rätsel. Dafür aber mit vielen Gesprächen! Wie beim Gruselklassiker sind die Kameraeinstellungen fest gewählt und geben dem Geschehen eine filmische Note. Das wird durch die wunderschön gezeichneten Hintergründe noch verstärkt. Schade, dass die dreidimensionalen Modelle der Spielfiguren da nicht mithalten können. Insbesondere die teils fehlenden Animationen fallen negativ ins Gewicht. Andererseits sollte man auch nicht vergessen, dass man “nur” einen 3DS in der Hand hält. Ein weiteres Problem ist aber die Lokalisierung. Die ist nämlich absolut ungenügend. Bei einem kleinen Nischen-Download-Adventure erwarte ich zwar keine deutsche Sprachausgabe, aber über die Zeit der englischen Bildschirmtexte sind wir ja wohl hinweg, oder Level-5? Die Sprachausgabe ist sogar nur auf Japanisch verfügbar, was aber eigentlich ganz gut zur Atmosphäre passt. Ohnehin werden die meisten Gespräche nur in Textboxen dargestellt. Lediglich eine Erzählerin springt bei wichtigen Passagen ein. Der Soundtrack und die Effekte sind obendrein bestenfalls als minimalistisch zu bezeichnen.

Fang bloß nicht an zu heulen… ach verdammt… zu spät!

Doch trotz dieser technischen Unzulänglichkeiten entpuppt sich Attack of the Friday Monsters! als echtes Storygold. Dafür dürfte der Kopf hinter der Produktion des Spiels verantwortlich sein: Kaz Ayabe. Außerhalb Japans kennt man den Storyexperten jedoch kaum. Er war bisher nämlich in erster Linie für die Boku no Natsuyasumi-Reihe verantwortlich und die hat es nie aus Nippon raus geschafft.

Irgendwie hat es Ayabe mit seinem kleinen Team bei Millenium Kitchen fertiggebracht, dass man sich mit einer positiven Art von Melancholie ins Japan der frühen 70er zurückversetzt fühlt. Ich selbst hab nie so richtig begriffen, warum das bei mir geklappt hat. Schließlich war ich 1971 noch nicht auf der Welt und bisher auch noch kein einziges Mal in Japan. Ein Grund dürfte aber der unglaublich charmante Mikrokosmos des Tokioter Vorortes sein, in den einen das Spiel entführt. Die Geschichte ist auch eher durch ihre Nebenhandlungen um die Figuren interessant. Hier trifft das Skript praktisch immer den richtigen Ton und weiß, welche Knöpfe es beim Spieler drücken muss, um diese ganz bestimmte schwermütige Sehnsucht nach einer glücklichen Kindheit zu erzeugen. Die Monster-und-Alien-Thematik ist dagegen eher etwas krude. Passt aber zum Konzept der 70er-Hero-Show, dass hier gleichzeitig vom Spiel intertextuell behandelt und inhaltlich dargestellt wird.

Mit dem spielerischen Tiefgang einer Runde Tic-Tac-Toe

Wie bereits erwähnt, bilden Gespräche den Hauptteil der Interaktion. Im Prinzip lauft ihr nur rum und sucht den nächsten Interaktionspunkt. Und das ist fast immer eine andere Person. Dadurch ist das Spiel zwar herrlich zugänglich, nur leider auch verhältnismäßig flach, wenn man das Gameplay für sich alleine betrachtet. Unschön ist auch, dass man oft blind die Gegend abläuft, weil man nicht genau weiß, wo man wie das nächste Ereignis auslösen kann. Das ist schade, denn so merkt man, dass tolle Atmosphäre und eine gute Geschichte selten ein Spiel alleine tragen.

Attack of the Friday Monsters - Launch Trailer

Abwechslung sollen da schon die Monsterkartenduelle bringen. Zwischendurch muss Sotha nämlich gegen andere Kinder in einer Art Ultraleichtversion von Magic – The Gathering antreten. Im Prinzip nichts weiter als Stein-Schere-Papier. Jedes Monster gehört zu einer von drei Klassen und hat noch einen Zahlenwert (der bei einem Unentschieden eine Rolle spielt). Zusätzlich gibt es später noch Monster, die nur noch von einer Klasse geschlagen werden können, was sie natürlich besonders begehrt macht. Neue Karten erhaltet ihr durch das Aufsammeln von sogenannten Monster Glims. Das sind kleine leuchtende Kugeln. Wenn ihr fünf von einer Sorte habt, gibt es eine neue Karte. Die Glims liegen einfach in der Gegend rum, werden durch Siege im Kartenspiel oder durch das Beenden von Quests gewonnen. Das motiviert auf recht konventionelle Art und dürfte euren Sammeltrieb wecken.

Fazit

Attack of the Friday Monsters! ist definitiv kein schlechtes Spiel. Auf emotionaler Ebene und in Sachen Atmosphäre erreicht es sogar mehr als die meisten Blockbuster mit dickem Budget. Allerdings hat man bei Millenium Kitchen ein bisschen das eigentliche Spiel hinter der Geschichte vergessen. Komplexe Puzzles sucht man hier vergebens. Man läuft eigentlich fast nur durch die Gegend und sucht einen Gesprächspartner. So stellen sich auch schon bei einer Spielzeit von nur drei Stunden leichte Ermüdungserscheinungen beim Gameplay ein. Wer aber einen ganz besonderen Ausflug mit einer einzigartigen Mischung aus Leichtigkeit und Schwermut sucht, der einen auch noch in eine Zeit und Kultur entführt, in der man sich heimisch fühlt, auch wenn man sie gar nicht kennt, ist bei Attack of the Friday Monsters! genau richtig.

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