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Pokémon My Ass – Cabrio statt Drahtesel

von am 28. September 2015
 

Lesezeit: 5 Minuten“For some people, Pokémon are food… Others use them as slaves…” Was der gute Professor Eich im Rom-Hack zu Pokémon Feuerrot, namentlich Pokémon My Ass Version, jedoch so von sich gibt, spiegelt vielleicht auch unterbewusst nur das wieder, was sich viele Spiele (und Peta – Aktivisten) insgeheim schon immer gedacht haben. Bei Pokémon geht es letztendlich um glorifizierten Hahnenkampf und jeder in dieser Welt, muss irgendwie ‘nen ziemlichen Knacks haben.

Des Kaisers (der Rollenspiele) neue Kleider

Was wir hier vor uns haben, ist nun keine einfache Parodie. Im Gegenteil. Die Pokemon My Ass Version ist ein fast eigenständiges Spiel. Fast eigenständig deswegen, weil es zwar auf der Pokémon Feuerrot Edition aufbaut, jedoch genug Änderungen und Erweiterungen eingebaut bekommen hat, um durchaus für sich stehend beurteilt zu werden, aber eines nach dem anderen.

Erst einmal will ich ganz kurz klären, was wir hier eigentlich vor uns haben. Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei diesem Spiel um einen sogenannten ROM-Hack. Um es kurz zu machen. Spiele werden von technisch versierten Computernutzern auf die Rechner gezogen, um dann allerlei Schabernack damit zu treiben und letztendlich der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt zu werden, die diese dann auf ihrem eigenen Rechner (meist per Emulator) spielen können. Die besten Beispiele für Hacks liefert das PC – Genre. So ist es beispielsweise möglich, in Skyrim gegen Thomas die Lokomotive, statt gegen Drachen zu kämpfen , wenn man sich den entpsrechenden Hack, bzw. Mod runterlädt und installiert. Man könnte es also auch als kostenlose DLC von Fans für Fans sehen.

Im Falle der Pokémon My Ass Version, wurde nicht nur an vielen Stellen der Dialog des Originals verändert, sondern ebenfalls Orte hinzugefügt, bzw. leicht verändert. Dabei blieb es jedoch auch nicht. RED ist in diese Fall kein harmloser 11-Jähriger Bub, der das Abenteuer sucht, sondern ein shirtloser Mother F***er, der kleine Kinder verdrischt, Team Rocket Goons die Schuhe klaut und nicht etwa in nem Lame-Ass-Fahrrad durch die Pampa radelt, sondern dem Besitzers des Radladens erst einmal die Schlüssel für dessen Cabrio abzieht. Take this, you environmental wuss.

Beeing the Boss isn’t allways as easy as you think

Nachdem uns das Spiel nun aufgefordert hat, schnell noch unser Geschlecht, unseren Namen und den unseres Rivalen auszusuchen (ja ich spreche von dir “ASSFART”), geht’s auch schon los. Wie bereits erwähnt, ist RED ein totaler BAD ASS. Er wohnt in einer dicken Crib, nicht so wie dieser Looser ASSFART in seiner Abstellkammer und genießt das laue Leben eines Einzelkindes, bis er sich irgendwann denkt: “Nope, I’m Outahere. No more Handjobs, time to make the world my Bitch!” Oder wahrscheinlich würde er sich sowas denken, es könnte aber seinem Verhalten im Spiel wirklich sehr nahe kommen.

Wie er sich also auf den Weg machen wollte, die Welt zu bereisen, wird er von Professor Eich kurz vor dem hohen Gras aufgehalten und mitgenommen. Alleine ohne Schutz rauszugehen ist selbst für ihn zu gefährlich, deswegen will der alte Prof ihm noch schnell einen Weggefährten an die Seite stellen. Und wer früher schon dachte, dass die Wahl eines Starters eine der schwierigsten im Leben eines jungen Mannes ist, der stand noch nie vor 6 (!!!!) Möglichkeiten.

Ganz genau. Sechs Monster stehen euch in der Pokémon My Ass Version zur Auswahl. Natürlich schnappt sich ASSFART wieder das Monster, welches eurem eigentlich überlegen sein sollte. Nachdem ihr aber jedoch mit seinem Haustier den Boden des Labors gewischt habt, verabschiedet er sich schnell und ihr könnt nun frei die Welt erkunden, wie ihr es aus dem Original her kennt. Aber ihr solltet euch schnell nach einer zusätzlichen Einnahmequelle umsehen. Pokébälle kosten zwar genau so viel wie sonst auch, aber euer Verschleiß an diesen handlichen, willenbrechenden Sklavenkäfigen, ist in Pokemon My Ass um ein vielfaches höher.

There is…just no end!

Die Entwickler dieses Hacks (namentlich Lucas und Bobby Bear) sich nämlich gedacht: “Ey, wir sollten nicht nur sechs Starter uns neue Areale reinhauen, nein, wir sollten die Leute an den Rand des Nerdgasms bringen und einen Großteil der ersten drei Pokémon-Generationen einbauen”. Und, alter Junge, haben sies geschafft. Man kommt kaum hinterher mit dem Trainer besiegen um an Kohle für neue Bälle zu kommen.

Klar, man kann natürlich einen Großteil überspringen, und die armen Biester ausgeknocked im Gras liegen lassen… aber irgendwie gehört das fangen aller Taschenmonster ja auch dazu., Man hat ja Ansprüche. Und wenn es nur darum geht, Smosh Games Hones Trailer zu Rot und Blau im Hintergrund laufen zu lassen, um sich zu witzigen Spitznamen inspirieren zu lassen.

Doch auch das reicht den Machern nicht. Sie setzen immer noch einen drauf. Könnt ihr euch noch erinnern, wie man sich früher sowas wie Freunde suchen musste, wenn man bestimmte Pokemon entwickeln wollte? Ihr wisst schon. Um per Linkkabel zu tauschen und so. War das nicht ätzend? Nun, ihr könnt nun offiziell sagen: „Friends? My Ass!“ Da ihr das Spiel ja auf dem Rechner spielen werdet (ich gehe einfach mal davon aus, dass hier keiner son Crack ist, dass er das Spiel auf ein GBA Modul ziehen kann und zum Laufen bekommt, wenn doch…RESPEKT!), habt ihr die Möglichkeit alle Monster entweder mittels entsprechendem Stein oder klassischem aufleveln zu einer Metamorphose auf ihre stärkste Form zu zwingen (hier ein Link mit einer Übersicht dazu).




Hustle und Flow

Das Leben eines Players ist hart. Den ganzen Tag muss er allen unter die Nase reiben, was für ein toller Hecht er ist, Frauen klar machen, Gegner erniedrigen und nebenbei auch noch weltbester Tierquäler werden. Da ist ja klar, dass sich dieser Lebensstil nicht von allein bezahlt. Irgendwo muss ja die Kohle für das Kok… die Ausrüstung ja her kommen und auch wenn Trainer gut verteilt sind, nach dem ersten Kampf machen sie schlapp wie ein Matrose nach der 6. Stunde Landgang auf der hamburger Reeperbahn.

Und gerade durch den hohen Verschleiß an Pokebällen, sowie der Möglichkeit in Vertania City seltene Pokemon zu kaufen (da wird doch wohl keine organisierte Verbrecherorganisation ihre Finger im Spiel haben?), müsste man sich schnell eine einfache und schnelle Alternative zum Geldgewinn mit seinen tierischen Leibeigenen überlegen. Zum Glück gibt für alles auf der Welt einen Markt. Und da die Welt der Pokemon (zumindest in den Spielen) keine anderen Tiere kennt, habt ihr nun endlich die Möglichkeit euch als Großwildjäger einen Ruf zu machen. Südlich von Azuria City findet ihr nämlich einen See, der von einigem Gras umgeben ist, welcher viel „Rind“ und „Wild“ enthält. Und dirket darunter findet ihr einen netten kleinen Laden, der nur allzu gewillt ist, für überflüssige, weil doppelt gefangene Taschenmonster einen wirklich angemessenen Preis zu zahlen und euch diese abzunehmen. Wieso sollten man diese armen verletzten Kreaturen auch gemeiner Weise wieder einfach in der Wildnis aussetzen? Das wäre wirklich mehr als grausam.

That’s some heavy s**t…and a lot of fun!

Klar, wie bei einem B-Movie oder bei Trash-Pornos, muss man den „Humor“, bzw. das Material mit dem man hier arbeitet (bzw. spielt), mögen. Teilweise ist es natürlich etwas stumpf, sehr plakativ, und auf keinen Fall für die ursprüngliche Zielgruppe geeignet. Aber diesen Anspruch setzt sich Pokemon My Ass auch überhaupt nicht. Und das ist gut so. Natürlich ist die Grafik nicht mehr ganz zeitgemäß. Aber sie erfüllt ihren Zweck. Es gibt keine Grafikfehler, keine Ruckler oder Glitches. Das Spiel ist hervorragend gealtert und weiss auch heute noch in dieser neuen Fassung zu überzeugen. Das Ausgangsmaterial wurde vernünftig überarbeitet und ein Haufen sinniger und unsinniger Erweiterungen wurden eingebaut und auch tadellos umgesetzt.

Fazit

Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal tun werde und vielleicht kommt das auch nie wieder vor, aber ich kann nicht anders, als hier alle Gamepads zu vergeben. Natürlich muss ich hinzufügen, dass diese Wertung im Verhältnis zum Original steht. Aber vom technischen und spielerischen Standpunkt aus, macht das Spiel eigentlich alles richtig. Ich lege hier natürlich ein wenig andere Maßstäbe an als bei einem gewöhnlichen AAA Titel aus dem Jahr 2015. Aber letztendlich muss man sagen: Ehre wem Ehre gebührt. Und Pokemon My Ass, macht einfach alles richtig. Es nimmt das Hauptspiel und sorgt durch die vielen zusätzlichen und geänderten Gebiete, die vielen Pokemon, die man nun fangen kann, und der Abwandlung der Story einfach einen durch und durch runden Eindruck. Wie gesagt, klar muss man auf solchen Humor stehen, aber alles was dafür sorgt, dass ich mich noch mal Stunde um Stunde durch Kanto schlage, muss auch entsprechend honoriert werden.

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