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Yo-Kai Watch – Wie viel Yōkai steckt in ihnen? – Teil 3

von am 2. Mai 2016
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Lesezeit: 4 MinutenUnsere ersten beiden Artikel zu den Origin Stories der in Yo-Kai Watch auftretenden Yōkai sind ziemlich gut bei euch angekommen! Nachdem Teil 1 die Yōkai behandelte, die Eltern gerne ihren Kindern mit auf den Weg geben, da sie eine gewisse Moral-Vorstellung überbringen, sind die Yōkai aus Teil 2 eher in Gruselgeschichten zuhause. In Teil 3 beschäftigen wir uns nun mit den Monstern aus Yo-Kai Watch, die überraschenderweise gar keine Yōkai sind! Die drei “Yōkai”, die wir euch nun aus Yo-Kai Watch vorstellen, haben nämliche alle einen Hintergrund aus verschiedenen Kulturen weltweit, nicht nur der japanischen.

Cupistol Yo-Kai WatchCupistol, bei einigen mag hier vielleicht die Verbindung zu Cupido (lat. für “Begierde”) im Kopf sein. Cupido wird in der römischen Mythologie auch als der Liebesgott Amor, Sohn von Liebesgöttin Venus und Kriegsgott Mars, bezeichnet. Die griechische Mythologie kennt ihn als Eros. Cupido, Amor oder Eros, wie auch immer wir ihn nennen wollen, ist ein Kindsgott. Eine wohl passende Beschreibung für ihn wäre “Lausbub”, hat er noch viele Flusen und Unsinn im Kopf. Ganz klassisch wird er mit einem Bogen dargestellt. Es ist allgemein bekannt, dass die, die von seinem Pfeil getroffen werden, sich verlieben. Wer getroffen ist, der kann sich diesem Gefühl nicht widersetzen. “Omnia vincit Amor” – “Amor besiegt alles”. Diesen Titel trägt auch das berühmte Gemälde (im deutschen “Amor als Sieger”) von Caravaggio, auf dem man Amor in einer eher ungewöhnlichen Siegespose sieht. Wer genau hinguckt, dem fällt auf, dass Amor zwei Pfeile in den Händen hält. Einen goldenen und einen bleiernen. Denn er entscheidet nicht nur darüber, wer sich verliebt (goldener Pfeil), sondern auch, welche Liebe ein Ende findet (bleierner Pfeil). Cupistols Name ist ein Wortspiel aus Cupido und Pistol, mit der Cupistol auch statt eines Bogens ausgerüstet ist. Mit seiner Pistole entscheidet er jedoch lediglich nur, wer sich verliebt.

AzureDragonAzure Dragon basiert auf dem Blauen Drachen (chin. Qing Long), einem der vier Symbole für die chinesische Sternenkonstellation, die man auch “Wundertiere” nennt. Der Blaue Drache repräsentiert den Frühling und den Osten und ist auch in der japanischen, koreanischen und thailändischen Kultur wiederzufinden. In Japan gehört der Blaue Drache zu den vier Schutzgeistern der Städte und schützt die Hauptstadt des Ostens, Kyoto. Im übrigen steht der Weiße Tiger für den Westen. Durch diese gegenüberliegende Stellung der beiden wird oft gesagt, sie stünden in einem ewigen Konflikt. Tiger gegen Drache, ein Symbol, das häufig aufgegriffen wird. In der Zeit von 1889 bis 1912 zierte der Blaue Drache die chinesische Nationalflagge.

Izanami Yo-Kai WatchIzanami und Izanagi sind die beiden wichtigsten Urgötter des japanischen Schöpfungsmythos. Izanami im Spiel als Yōkai zu bezeichnen ist daher fast schon ein wenig blasphemisch. Oder vielleicht doch nicht? Schauen wir uns die Geschichten der beiden Gottheiten genauer an. Im japanischen Schöpfungsmythos existierte unsere Erde zu Beginn nur als Chaos in Gestalt eines Eies, in dem Himmel und Erde noch nicht voneinander getrennt waren. Nach der Trennung von Himmel und Erde wachsen Schilfrohre aus dem Wasser, aus denen die ersten Gottheiten entstanden. Sechs Generationen von Urgöttern ziehen vorbei, bis die siebte Generation mit dem Geschwisterpaar Izanami und Izanagi die Schöpfung beginnt. Die beiden stiegen aus dem Himmelsgefilde hinab und tauchten von der Schwebebrücke des Himmels aus die himmlische Juwelenlanze in das Meer. Als sie Lanze wieder aus dem Wasser nahmen, tropfte Salz von der Lanze hinab und gründete das erste Land Onogoro. Izanami und Izanagi steigen auf die Insel hinab und erbauten einen Tempel, in dem sie sich dem Hochzeitsritus unterzogen. Als Strafe dafür, dass Izanami während dieses Rituals als erste die Stimme erhebt, kommt ihr erstes Kind missgebildet auf die Welt. Nachdem sie das Ritual, diesmal richtig, erneut ausgeübt haben, bekamen die beiden etliche Kinder, die unter anderem die verschiedenen Inseln, die heute Japan bilden. Die Urgöttin Izanami lässt schließlich ihr Leben, als sie den Feuergottes Kagutsuchi gebar, der sie während der Geburt so stark verbrannte, dass sie ihren Verbrennungen erlag. Aus Zorn über den Tod seiner Frau erschlägt Izanagi seinen Sohn sofort, der sich in verschiedene weitere Gottheiten aufspaltete. Izanagi steigt in das Reich der Toten, Yomi, um Izanami zu sich zurückzuholen. Diese hat jedoch im Reich der Toten bereits gespeist, weshalb die die Götter der Unterwelt sie nicht mehr gehen lassen. Izanami akzeptiert ihr Schicksal und äußert den Wunsch, nicht von Izanagi gesehen zu werden, der sich diesem entgegensetzt und eine Flamme auflodern lässt, woraufhin er Izanamis von Würmern befallenen Körper sieht. Izanami wurde längst zum Dämon. Izanagi flüchtet aus dem Reich der Toten und versperrt Iazanami den Weg, woraufhin sie schwört, täglich tausend Menschenleben zu sich zu holen. Izanagi hält dagegen, er will tausendfünfhundert Gebärhütten errichten. So brachte Izanami den Tod in die Welt. Als sich Izanagi nach dieser Begegnung im Wasser reinigt, entsteht unter anderem die Sonnengöttin Amaterasu (die wir vielleicht auch aus Ōkami kennen), die von nun an die Herrschaft über die Götter übernimmt, während sich Izanagi zurückzieht. Die Izanami, die wir in Yo-Kai Watch sehen, scheint aber tatsächlich nicht mehr viel mit der Urgöttin Izanami gemein zu haben.

Kommentare
 
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  • cetuplex
    2. Mai 2016 at 17:01

    Und auch Teil 3 ein super Artikel! Da ich mich auch außerhalb von Videospielen für den japanischen Volksglauben und die japanische Mythologie interessiere, bin ich von der Artikel-Reihe echt begeistert *.*

    Sobald es die Zeit zulässt, werde ich mir auch das Spiel holen. Da ja bereits Teil 2 in Japan erschienen sowie Teil 3 angekündigt ist, wird uns die Reihe noch länger begleiten.

    grüße, Daniel


  • Tony
    2. Mai 2016 at 17:39

    Hey ohne Flachs… super Artilelreihe, echt… aber mein lieber Schwan, diese ganzen Urschöpfungsmythen… da kann einem exht dee Koof platzen:D
    Trotzdem sehe cool, dass du dich da durchgewälzt hast:) hat sich gelohnt!


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