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Ein Monster-Spaß? – Pokémon vs. Digimon

von am 24. Juli 2016
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Lesezeit: 4 MinutenMonster. Sie sind überall. Egal ob digital oder analog. In unserer Tasche oder unserem Inneren. In den eigenen vier Wänden oder draußen in der Welt. Die Welt ist bevölkert von Monstern. Und einige Unternehmen haben es geschafft, sich diese zu eigen und damit zu Geld zu machen.

Duell der Giganten

Die wohl bekanntesten Vertreter dieser Kommerzialisierung der Ängste und Hoffnungen der Menschen und Kulturen dieser Welt sind wohl die beiden konkurrierenden Monster-Franchises Pokémon und Digimon. Allein der Fakt, dass es in WORD ein Autocorrect für Pokémon aber nicht für Digimon gibt, spricht glaube ich Bände über Bekanntheit und Erfolg beider Monster-Serien.

Aber ist das gerechtfertigt? Macht ein höherer Bekanntheitsgrad wirklich automatisch ein “besseres Produkt”? Nun wir könnten ja mal bei McDonald’s nachfragen. Aber das wäre wahrscheinlich ein unfairer Vergleich. Zumindest für die Moneymaker aus Japan. Ich habe mich persönlich auch immer wieder in Unterhaltungen zu dem Thema wiedergefunden. Und immer wieder musste ich die Frage für mich aufs Neue beantworten. Welches Franchise ist besser? Die Antwort darauf hat mich tatsächlich selbst überrascht und wird auch hier sicherlich nicht ganz in die Richtung gehen, die Einige erwarten.

Ich mache es hier nicht wie bei Deathbattle in dem ich einfach zwei der Monster aufeinander los-bashen lasse, um zu ermitteln, wer stärker ist. Und auch wenn die Jungs einige interessante Fakten an den Tag gebracht haben, werde ich trotzdem versuchen hauptsächlich meine eigenen Erfahrungen und Erlebnisse mit dem Thema einfließen zu lassen. Kann sein, dass sich da was deckt, aber wieso auch nicht? Schließlich besteht das Leben auch aus sich deckenden Meinungen, Erkenntnissen und Ansichten. Also starten wir trotzdem mit der hoch provokanten Frage: Was ist besser?

“Kommt drauf an”

…pflegte mein Professor immer zu sagen. Ja, ich weiss, so einen Artikel mit so einer Aussage zu starte,n mag einem vielleicht ein wenig den Wind aus den Segeln nehmen. Aber seien wir doch mal ehrlich. So sehr sich diese beiden Monster-Franchises in ihren Grundstrukturen auch ähneln mögen (zumindest für Außenstehende), so haben jedoch beide ihre Daseinsberechtigung. Und je nachdem wann ihr wie aufgewachsen seid, hat euch einer der beiden (oder sogar beide) auf eine ganz spezielle Art beeinflusst.

Nehmen wir zum Beispiel einmal Pokémon. Wir haben hier einen Marketingerfolg, wie ihn sich kaum einer vorstellen kann. Animes, Spiele, Bücher, Spielzeuge Filme usw. Alles von Generationen von Fans geliebt und gekauft. Aus einer monetären Sicht ist Pokémon die reinste Goldgrube. Man kommt leicht rein, heutige Eltern können mit ihren Kindern zusammen alte und neue Abenteuer erleben und obwohl es in einer Welt spielt, die unserer zwar ähnelt aber doch so anders ist, fühlen wir uns dennoch gleich heimisch. Nintendo hat es ebenfalls geschafft, dieses Gefühl auf die Spiele zu übertragen. Wir sind die Trainer. Wir sammeln die Monster, wir werden Meister. Und das, ohne dass es langweilig wird. Für die meisten zumindest. Es ist ein Erfolgsrezept und es funktioniert.

Wo Pokémon jedoch Federn lassen muss, und ich mag da mit dieser Meinung vielleicht etwas alleine stehen, sind Story und Figuren. Die Einfachheit einer Geschichte liegt nun mal darin, dass man Dinge nicht verkompliziert (wow… da hab ich ja richtig einen rausgehauen, was? Welche Erkenntnis). Ja ok, einige Filme gehen etwas tiefer in die Lore, aber an sich ist alles bei Pokémon doch tatsächlich nun mal auf jüngere Kinder ausgelegt. Und das ist auch in Ordnung. Dass wir als Erwachsene noch Spaß dran haben, zeigt ja, wie zeitlos und aktuell das noch ist. Ob das nun eine nostalgische Falle ist oder nicht, sei mal so dahingestellt, aber es funktioniert und hat seine Berechtigung. Trotzdem gebe ich im Nachhinein zu, fehlt mir bei diesem Franchise ein wenig die… Substanz.

Ein digitaler Streifen am Horizont?

Szenenwechsel. Digimon. Erst als billiges Rip-off verschrien, hat sich auch dieses Monster-Franchise mittlerweile ebenfalls einer unglaublichen Beliebtheit ausgesetzt gesehen. Die erste Staffel wurde sogar kürzlich wieder neu aufgelegt (kann man unter anderem hier bestellen). Leider war Digimon, weil es eben so abgeklatscht gewirkt hat, nie derselbe Erfolg gegönnt wie Pokémon. Dazu kam, dass die Spiele die dazu erschienen, im Gegensatz zu denen der Taschenmonster, nie wirklich herausragend waren. Das lag sicherlich unter anderem auch daran, dass (wie ich finde) einem im Spiel der Einstieg etwas schwer gemacht wurde, weil man mit so vielen Möglichkeiten bombardiert wurde, dass einem auf lange Sicht die Motivation flöten ging. Ich kann gerne etwas konkreter werden. Ein kleines Beispiel aus dem PSOne-Titel Digimon World:

Ihr werdet in eine fremde Welt teleportiert. Euch werden ein paar Fragen gestellt und daraufhin wird euch ein digitales Monster zur Seite gestellt, um das ihr euch kümmern müsst. Ok, das geht also schon mal etwas tiefer. Nicht so ganz wie in der Serie, aber ok, komm ich schon noch mit klar. Wir wissen zumindest (auch aus der Serie), wenn wir ein bestimmtes Digimon haben, wird es sich in ein bestimmtes Digimon verwandeln. YES. Großer, feuerspeiender T-Rex, ich komme. Blöd nur, wenn es heisst, ihr müsst euch richtig um euer Monster kümmern. Wenn ihr es z.B. nicht vernünftig auf Klo gehen lasst, kann es ganz schnell passieren, dass ihr statt des T-Rex einen Haufen K***e bekommt. Im wahrsten Sinne. Dazu noch eine vertrackte Steuerung, ein kompliziertes Kampfsystem und schon vergeht jedem zahlungswilligem zwölf-jährigen und auch jedem Tester die Lust dran.

Auch der Super Smash Bros.-Abklatsch für den GameCube und die PS2, Digimon Rumble Arena 2 konnte durch lausige Grafik, flaches Gameplay und einem “überschaubaren” Roster nicht wirklich überzeugen. Aber warum sind wir trotzdem drangeblieben? Nun, Digimon hat sich auf seine Wurzeln besonnen und weiterhin Anime-Folgen produziert. Und meine Güte, ging es da ab. Jede Figur, so flach sie auch schien, hatte eine Motivation. Sogar die Handlungen und Gefühle der Bösewichte waren nachvollziehbar. Die Digitationen waren ein Knaller, die Geschichten hatten einen deutlich erwachseneren Ton und alles in allem, schien es einfach runder zu sein. Und im Gegensatz zu Pokémon, haben die digitalen Monster einfach mal mit JEDEM Musikstück gerockt.

Nun kann es natürlich sein, dass das nicht für Jeden etwas ist. Ich sage nicht, dass es Anderen vielleicht zu hoch ist, aber Digimon ist einfach deutlich mehr Risiken eingegangen. Hat viel mehr wert auf Tiefe und Beziehungen gelegt. Sei es gegenüber Freunden, Feinden oder dem Tod. Die Gefahren waren fassbarer. So goofy einige Gegner auch waren, sie waren immer ernst zu nehmender als jeder Gegner in Pokémon (mit Ausname von Giovanni. Giovanni war einfach BOSS). Und das motiviert mich in meinen Augen immer noch eher alte Folgen Digimon, als Pokémon zu schauen.

Pokemon VS Digimon - @Crunchlins

Tony’s Terminal Thoughts

Also ja. Ich mag beide Franchises. Aber einen direkten Vergleich, welches besser ist, den kann ich so nicht ziehen. Wo Pokémon in seiner Einsteigerfreundlichkeit und Spielbarkeit auftrumpft, besticht Digimon einfach durch eine interessantere Story und bessere Figuren. Wenn es darum ginge, was ich meinen Kindern weiter geben würde, was ich mit ihnen teilen und genießen dürfte (sollt ich je welche bekommen), würde ich definitiv sagen: Lerne Pokémon kennen, damit du Digimon zu schätzen weisst… Und jetzt Tausch mir endlich dein Kadabra, sonst bekommst du zwei Wochen Hausarrest“.

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