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Cupido’s Diary – Warum es nie einen Zelda-Film geben wird

von am 24. Februar 2017
 

Lesezeit: 4 MinutenIm Hinblick auf das Erscheinen der Nintendo Switch im März, sowie dem einzig interessanten Launch Titel The Legend of Zelda: Breath of the Wild dachte ich mir, dass ich meine anderen Themen erst mal nach hinten verschieben um über Zelda zu schreiben. Also falls ihr gehofft habt zu erfahren, warum die Dreamcast gefloppt ist oder warum Konami dringend seine Prioritäten überdenken sollte muss ich euch auf die nächsten Monate vertrösten. Wobei…  die Themen können wir schnell abspeisen: Sega hat die zehn Jahre davor verpennt und Konami sollte seine betriebswirtschaftlichen Entscheidungen nicht durch einen Münzwurf treffen, da sie sonst bis 2020 in der Obskurität verschwinden werden. So, jetzt zu Zelda.

Um die ganze Geschichte hier simpel zu halten und um meinen Standpunkt so klar wie möglich zu zeigen, stelle ich die folgende lĂĽckenhafte These auf: In unserer kĂĽnstlerischen Welt existieren nur Kreationen und Adaptionen. Steinigt mich, ihr Akademiker, steinigt mich. Dennoch könnt ihr nur schwer dementieren, dass in der Welt der Filme und Videospiele spärlich was anderes veröffentlicht wird. Nehmen wir zum Beispiel Dark Souls  – Demon’s Souls klammere ich jetzt bewusst aus – und bezeichnen es als eine innovative Kreation, obwohl es in meine Augen eine sehr ferne Adaption von dem Manga Berserk ist. Aber das ist nur meine unpopuläre Meinung. In der Videospielindustrie kann so ein geniales wie einzigartiges Konzept natĂĽrlich nicht lange in einfacher Form existieren. Also wird dieses Konzept geklaut adaptiert, siehe Lords of The Fallen, Nioh oder Salt and Sanctuary. Zudem hat From Software gemerkt, dass sie nie wieder an ihren Magnum Opus rankommen werden, aber dennoch ihre Mieten bezahlen mĂĽssen. Also gab es in den letzten Jahren neben zwei Sequels und mehreren DLCs mit Bloodborne sogar einen Dark Souls-Klon aus dem eigenen Hause. Die Vorgehensweise ist in unserer Branche seit Jahrzehnten Standard und sosehr wir uns mehr eigenständige neue Ideen wĂĽnschen, sorgen Fifa, Call of Duty und Co. dafĂĽr, dass Videospiele als Medium nicht an Relevanz verlieren. Daher kann ich es nur schwerlich verurteilen.

“Mortal Kombat Annihilation? Toller Film!”

Was ich aber problemlos und ungestraft durch den Kakao ziehen kann, sind cineastische Videospieladaptionen. Es wäre so einfach eine Tabelle mit allen Uwe Boll Filmen einzufügen und das als Totschlagargument gegen einen Zeldafilm zu bringen… aber dann wäre die Kolumne etwas kurz geraten. Versteht mich nicht falsch – ich liebe Filme. Ich liebe das Kino. Ich liebe das Erlebnis, die Geschichten, die Atmosphäre, das von vielen Menschen über Monate hinweg geschaffene Gesamtkunstwerk zu bestaunen. Und ich liebe manchmal sogar Trashfilme – Hobo With a Shotgun fand ich persönlich unterhaltsamer als Avatar. Aber auch in der Filmindustrier herrschen ähnliche Regeln wie in der Videospielbranche – gar strikter, wenn man überlegt, mit welchen Millionenbeträgen in Hollywood jongliert wird. Daher fürchten sich Studiobosse am meisten vor innovativen Ideen, da diese keine Garantie für Profit versprechen können. Renditegaranten waren früher Western, danach Sci-Fi Filme und heutzutage Superhelden. Neben diesen Schwergewichten gibt es aber auch zwei Sparten, die absurderweise fast immer ihr Budget um ein vielfaches wieder einspielen. Zum einen sind dies Horrorfilme, die meistens keine zehn Millionen kosten, schauspielerisch sowie technisch sich im unteren Drittel der Qualitätsskala bewegen und dennoch  von allen geguckt werden.

Zum anderen sind es Videospielverfilmungen, die meist mit niedrigen bis moderaten Budgets auskommen und wie Horrorfilme trotz ihrer zweifelhaften Qualität genug Besucher ins Kino locken um ihre Existenz weiterhin zu rechtfertigen. Richtige finanzielle Bauchlandungen wie der Assassin’s Creed Film kommen nur gelegentlich vor, sodass große und kleine Filmstudios sich weiterhin an Videospielen bedienen und sie so lange aussaugen, bis diese keine Münzen mehr abwerfen. Nur so kann ich mir erklären, dass es mittlerweile mehr Bloodrayne Filme als Spiele gibt. Und auch wenn ich einigen Verfilmungen eine gewisse Existenzberechtigung einräumen würde sind die meisten uninspirierter Müll und werden ihrem Quellmaterial in keiner Weise gerecht.  Ihr wundert euch bereits, dass ich seit drei Absätzen lediglich gegen Filmstudios wettere und Zelda noch mit keiner Silbe erwähnt habe, nicht?

Die schĂĽtzende Hand

Nun, man kann viel gegen Nintendo sagen, vor allem in den letzten Jahren, doch behandeln sie ihre Eigenmarken wie das familiäre Tafelsilber, sobald es um Adaptionen geht. Von Serien zu BĂĽchern, Comics etc. – nichts davon wird ohne hundertfache Zustimmung Nintendos  veröffentlicht. Die Verträge sind strikt und die Kontrolle wird nie komplett abgegeben. Das war nicht immer so: In den späten Achtzigern sowie bis in die Neunziger gab es mehrere unerträgliche Adaptionen wie die Super Mario Bros. Live Show, die CDI Zelda Spiele oder Nintendo Comics System (ja, ich habe tief gegraben um diese Kartoffel zu finden). Dann kam 1993 der Super Mario Bros. Film in die Kinos. Eine 50 Mio. Dollar teure, mit Stars wie Dennis Hopper oder Bob Hoskins besetzte Hollywood Produktion, welche drei Jahre lange in der Mache war – und auf biblische Weise floppte. Der Film wurde von Kritikern und Fans gleichermaĂźen verrissen, war ein finanzielles Fiasko und sorgte dafĂĽr, dass das Regisseurpaar danach nie wieder (!) einen Film gedreht hat. “The worst thing I ever did? Super Mario Brothers.” hatte Bob Hoskins in einem Interview mit Guardian gesagt, die Produktion sei die Hölle gewesen. Selbst fĂĽr einen Trash-Fan wie mich ist dieser Streifen nur im weitesten Sinne als „Film“ zu bezeichnen. Die Geschichte ergibt keinen Sinn, die Schauspieler sind miserabel, Toad ist ein menschlicher Musiker mit Tolle und Westerngitarre…. Wer hat diesen Mist verzapft?

Und auch Nintendo hat damals seine Lehren aus dieser Katastrophe gezogen. Die animierten Pokemon Filme mal ausgenommen, gibt es bis zum heutigen Tag keine weitere Verfilmung eines Nintendo Spiels. Und das ist auch gut so. Denn so laut die Schreie nach einer Verfilmung von The Legend of Zelda alle Jahre sein mögen, eine zufriedenstellende Adaption ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt, und das ist Nintendo bewusst. Hyrule wäre zu 90% aus CGI und sähe nach drei Monaten schon überholt aus. Prinzessin Zelda wäre nicht hübsch genug, das Make Up von Ganon wäre zum Lachen und  wie soll man den Kokiri-Wald darstellen?! All das wäre selbst mit einem gewaltigen Budget, mehrjährigen Vorbereitungen und einem perfekten (nicht existenten) Cast nicht zu schaffen. Denn der Spagat zwischen einem Film für die Fans und einem Film als unterhaltsames und kohärentes Medium wäre so schmerzhaft, dass selbst ein begnadeter Schauspieler wie Adam Sandler niemals den Dorfältesten Sahasrahla überzeugend darstellen könnte.

Und zu guter Letzt wird es nie einen Schauspieler geben, der Link, den Videospielarchetypen schlechthin, glaubwürdig verkörpern würden. Oder könnt ihr euch Zac Efron vorstellen, wie er 120 Minuten lang stumm rumläuft und zwischendurch „Hyah!“ ruft? Ich auch nicht. Und das ist auch gut so.

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